Himmelsrand, Helgen
17. Tag des Monats Letzte Saat, Jahr 201 der 4. ÄraRuhe und Konzentration, sagte sie sich.
Jetzt, wo alle draußen sind, um die Gefangenen zu begaffen, kann ich endlich weitermachen.
Das Mädchen beugte sich erneut über das Buch und versuchte, die Aneinanderreihung von Zeichen zu entschlüsseln.
„B-be-bes..." Du schaffst das! Ein Buchstabe nach dem anderen. „Be-schwö- ... Beschwörung!"
Sie grinste vor Freude.
Lithiel lebte in Helgen. Obwohl Helgen nicht im Tal lag und es außerhalb der kaum grünen Täler Himmelsrands enorm kalt werden konnte, war Lithiels Familie eine Bauernfamilie.
Seit sie ihr dreizehntes Lebensjahr antrat, bereitete sich Lithiel auf ihre schon lang geplante Reise in die großen Städte vor. Als erstes wollte sie Lesen können, dann ein oder zwei simple und doch nützliche Zaubersprüche erlernen, wie zum Beispiel ein kleines Licht in der Dunkelheit beschwören. Nebenbei noch das Brauen eines Trankes zur Krankheitsheilung beherrschen, den sie auf ihrer Reise hoffentlich nicht benötigen würde, und zuletzt einen groben Überblick über die hochgeborenen Personen in Himmelsrand erhalten.
Als Waldelfe, somit Verwandte der Hochelfen und potenzielle Thalmor, sollte ich es noch weit bringen. Da sind mir die hochgeborenen Nord kaum von Nutzen. Wichtig sind nur die hohen Thalmor. Außerdem werden meine Familie und ich in dieser Stadt voller Nord seit all den Jahren, die wir hier leben, immer noch nicht akzeptiert. Aber die werden sich schon noch wundern.
Sie lehnte sich zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Das in dieser Stille laute Knarren des Stuhles vermischte sich mit einem entfernten Kreischen, wie Lithiel es aus den Schmieden kannte, wenn Waffen geschärft wurden. Und doch anders.
Ich würde zu gern Elenwen aus der Thalmorischen Botschaft treffen... Lithiel verfiel in einen Tagtraum, nickte kurz ein und schrak durch das erneute Kreischen auf. Es war näher. Lauter. Lithiel, nun wieder hellwach, beugte sich über das schlichte Buch, welches ihre Mutter bei dem Umzug nach Helgen mitbrachte, wo sie den Waldelfen traf, der Lithiels Vater wurde. Das Buch wirkte ein wenig abgenutzt, kaum dicker als eine Daumenbreite, der Einband war von einem dunklen Blau mit langweiligen Verzierungen und es handelte von den Grundlagen der Zauberei. Lithiel starrte auf die beschriebenen Seiten und vergaß fast wieder alles um sich. Bis zu dem dritten Kreischen, auf welches ein Donner folgte und Schreie der Menschen von draußen auf dem Platz.
Soldaten riefen sich Befehle zu, Kinder weinten und Mütter quiekten panisch durch das Dorf.
Lithiel sprang auf, riss dabei den alten Holzstuhl um und stürzte auf die Tür zu. Dort verharrte sie und dachte verzweifelt nach. Wenn wir gerade von Banditen überfallen werden, sollte ich mich ihnen nicht zeigen. Aber gut, damit würden die Soldaten draußen auch fertig werden. Also keine Banditen.
Neugier packte die junge Waldelfe und sie griff zur Tür. Von draußen kamen Geräusche, wie sie Lithiel nur von einem blutigen Überfall aus dem Hinterhalt erwartet hätte. Menschen schrien, ein Kind schluchzte, ein Soldat heulte auf, als wäre er von etwas Hartem getroffen worden. Und wieder Kreischen. Da draußen sind keine Banditen. Niemand kann so kreischen, kein Mensch könnte mit mir bekannten Mitteln solche Geräusche erzeugen...
Die Haustür sprang auf und Lithiel ward durch die Wucht der Tür zu Boden geworfen. In der Tür stand eine erwachsene Frau mit grünlicher Haut und schlankem Körperbau.
„Lithiel!" rief diese angsterfüllt. Lithiel erkannte sie.
„Mutter! Was - ?" Obwohl Lithiels Mutter hysterisch zu erzählen versuchte und Anstalten machte, sofort loszurennen, hörte Lithiel ihr nicht mehr zu. Ihr Vater rannte in einiger Entfernung vor das Haus und erkannte seine Familie durch die geöffnete Tür. Er blieb stehen und schien genauso ratlos wie Lithiels Mutter. Lithiel war aufgestanden und hielt nun ihre Mutter im Arm, während sie über ihre Schulter das Chaos draußen rings um ihren Vater zu verstehen versuchte. Dann krachte es; hinter ihrem Vater erschien ein riesiger schwarzer echsenartiger Kopf und Lithiels Gedanken wichen in ihrem Kopf für eine gähnende Leere. Zumindest für diesen Augenblick.
Einen kurzen Moment später verschlang eine kreischende Feuerwand ihren Vater, wallte im gleichen Augenblick durch die offene Tür und griff unaufhaltsam und mit tödlicher Hitze nach der vor Angst erstarrten Lithiel und ihrer Mutter.
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Der Klang von Blitz und Donner
FanfictionDieses Buch ist Fan-Fiction und stellt eine Sammlung verschiedener eigener Geschichten, basierend auf der The Elder Scrolls-Reihe, dar. Diese kurzen Geschichten sollen dem Leser Einblicke in die Welt von The Elder Scrolls geben, damit sich jene Lese...