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Es war Montag morgens. Müde stand ich in der Bahn, darum bemüht die Augen offen zu halten um meine Station nicht zu verpassen. Ich konnte echt nichts für meine Müdigkeit, aber durch meinen gestörten Schlafrythmus, den ich während den Ferien immer hatte, hatte ich höchstens drei Stunden Schlaf abbekommen. Das würde ein super Start in die Oberstufe werden. Langsam fuhr ich mir durch meine braunen Haare. Angst meine Frisur zu zerstören gabs bei mir nicht, denn so verwuschelt wie mir meine haare immer vom Kopf ab standen konnte man da gar nichts zerstören.

Ich war eher ein Einzelgänger, da ich viel zu schüchtern war um irgendjemanden anzusprechen um Freundschaften aufzubauen und das sich jemand um eine Freundschaft um mich bemühte war bisher erst einmal passiert. Marie war meine beste und einzige Freundin gewesen, bis sie letzten Wintern nach Florida gezogen ist. Meine Schüchternheit konnte ich nur beim tanzen ablegen. Wenn die Musik durch deinen Körper fließt und du dich ihr voll und ganz hingibst vergisst du die triste und Angst einflößende Welt um dich herum. Du vergisst den Lärm der anderen, die Schule für die du eigentlich lernen solltest und deine Probleme. Einfach alles verschwindet in den Bewegungen die du irgendwann ohne nachzudenken auszuführen beginnst und dein Kopf wird frei von allen Gedanken. Ich lebte für das Tanzen.

Seufzend schob ich mich neben den anderen aus der schmalen Tür des Abteils, als wir die Haltestelle meiner Schule erreichten und ich versuchte einfach alles, bis auf die Musik, welche durch Kopfhörer in meinen Ohren dröhnte, auszublenden. Ich achtete auf niemanden, als ich das alte Gebäude betrat. Auch nicht als ich nach den Kurslisten und Raumplänen ausschau hielt und als ich letztendlich zu meinem Raum lief. Wir hatten jetzt direkt einen von unseren beiden Leistungskursen. Bei mir war nun Biologie an der Reihe. Nicht das ich es besonders mochte aber es fiel mir einfach, war also eine leichte Wahl gewesen. Angekommen ließ ich mich auf einen Fensterplatz fallen und drehte meinen Kopf direkt zur Seite um die Umgebung zu beobachten. Ich wollte gar nicht wissen mit welchen Leuten ich den Kurs zusammen hatte

Nur als sich jemand neben mich setzte wandte ich meinen Blick für einen Moment zur Seite. Neben mir hatte sich ein Junge, vermutlich ebenfalls 17 niedergelassen und lächelte mich breit an. Er war gut gebaut, noch ein Stück größer als meine 1.74m und hatte blonde Haare, welche zur Seite gestylt waren und so davon abgehalten wurden seine Meerblauen Augen zu verdecken. Ein paar Sommersprossen zierten seine Nase und seine Lippen waren voll und rot. Erst jetzt merkte ich das ich ihn anstarrte und wandte peinlich berührt den Blick ab. Mit heißen Wangen blickte ich wieder zum Fenster, doch musste mir eingestehen, dass der Junge neben mir durchaus attraktiv war. Natürlich ganz objektiv gesehen. "Hey, ich bin James und du bist?", lenkte eine angenehme Stimme meinen Blick wieder auf meine rechte Seite. James betrachtete mich immer noch lächelnd, doch ich blickte ihn nur weiterhin mit geweiteten Augen an. "A-Alex.", stotterte ich leise. "Schön dich kennen zu lernen Alex. Weißt du ich bin grade erst hierher zu meiner Mutter gezogen und kenne noch kaum jemanden. Du siehst ganz nett aus. Süß bist du zumindest." Die Wärme in meinen Wangen wurde intensiver und perplex starrte ich auf meine Finger, welche ich auf meinem Schoss knetete. Hatte er mich grade süß genannt? Bis auf Marie hatte das noch nie jemand gemacht und er war ein Junge.

Bevor James weiter reden konnte begann zum Glück die Stunde und unsere Lehrerin fing an die Anwesenheitsliste zu prüfen, uns alles soweit zu erklären und den Plan für dieses Semester auszuteilen. Als letztes kam sie mit der für mich wohl schlimmsten Nachricht des Tages. Sie erwartete Referate von uns. Und das erste schon nächste Woche. Ich hasste Referate. Ich konnte noch nie vor vielen Leuten sprechen, wie denn auch wenn ich nicht einmal mit einzelnen sprach?

Zu meinem erstaunen meldete sich James direkt für das erste Referat, was die Lehrerin mit einem zufriedenem Gesichtsausdruck zur Kenntnis nahm und ihm zunickte. "James richtig? Sehr schön und wer ist Ihr Partner?" Als dann mein Name aus seinem Mund kam konnte ich nicht anders als ihn fassungslos anzustarren. Die Peinlichkeit war vollkommen vergessen. "W-Was? Warum?", stotterte ich, als mein Name ebenfalls mit einem Nicken auf dem Zettel vermerkt wurde. "Komm lieber schnell hinter uns bringen, das wird gar nicht so schlimm glaub mir. Außerdem haben wir doch ein cooles Thema. Ich meine mit der Sexualität müssen wir uns so oder so auseinander setzten nicht wahr?" Fröhlich plapperte er vor sich hin, während ich meinen Kopf in den Händen vergrub. Schlimmer hätte das ganze doch für mich gar nicht starten können. Während ich versuchte James neben mir einfach auszublenden und mir Notizen zu dem Unterricht machte, zählte ich in Gedanken die Minuten bis zum Stunden Ende und der heutigen Erlösung. Wir hatten heute nur diese beiden ersten Stunden, da die Einführungen für die siebten Klassen danach anstand und die ganzen lauten Teenager dabei nur störten. Nicht das ich laut gewesen wäre, doch ich war froh früher gehen zu können. Dann könnte ich mich noch ein bisschen mit meinen Buch entspannen, ehe meine Mum mit meiner kleinen Schwester nach Hause kam. Ich liebte meine Schwester abgöttisch, doch mit ihren vier Jahren konnte sie manchmal wirklich anstrengend sein.

Als es klingelte, packte ich meine Sachen so schnell wie möglich in meine Tasche und war schon am rauslaufen, als mich jemand zurückhielt. Etwas wie ein Stromschlag durchzuckte mich, als sich eine raue Hand um mein Handgelenk schloss und mich umdrehte. Mit großen Augen schaute ich zu James, welcher mir ein Lächeln schenkte. "Wollen wir vielleicht direkt mit dem Referat anfangen? Ich meine wenn wir jetzt schon früher Schluss haben.." Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte man meinen können er wäre nervös, als er sich bei seinen Worten leicht im Nacken kratze und auf seinen Füßen auf und ab wippte, doch es gab keinen Grund nervös zu sein nicht wegen mir zumindest. Einen Moment überlegte ich. Einerseits wäre meine freie Zeit damit vergessen, doch andererseits hätten wir das Referat so schnell wie möglich fertig und ich musste mich nicht mehr damit quälen. Der Nutzen siegte in diesem Moment über die Bequemlichkeit und ich nickte, was James wieder lächeln ließ. Seine Hand, die immer noch mein Handgelenk umfasste, glitt in meine, verschränkte unsere Finger miteinander und zog mich hinter sich her auf den Parkplatz. Wie paralysiert schaute ich den ganzen Weg über auf unsere Hände und und wunderte mich über das leichte kribbeln was meinen Arm hochschoss. Was war das denn jetzt? Zu spät merkte ich das James gestoppt war, sodass ich in ihn lief und beinahe zu Boden gefallen wäre, hätte er nicht meine Hand losgelassen und mich mit beiden Händen an den Hüften festgehalten. Davon abgelenkt das das kribbeln nicht mehr da war und sich stattdessen eine leichte Wärme im Brustbereich ausbreitete murmelte ich ein leises "Danke". "Du bist ein ganz schöner Träumer oder?" Er lachte und ich senkte beschämt den Kopf. Als er mich losließ verschwand auch das warme Gefühl, wurde jedoch je durch Angst ersetzt als ich realisierte das wir vor einem Motorrad standen und James mir in eben diesem Moment einen Helm in die Hand drückte. Er erwartete doch nicht wirklich das ich da mitfahren würde oder?




Feels like dancing (boyxboy)     #Brilliants2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt