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Als ich am nächsten Morgen in die Schule kam hatte sich nichts verändert. Ich war still, keiner beachtete mich und nur die Lehrer konnten ab und zu ein paar Wörter aus mir raus locken. Ich hatte heute kein Bio, daher auch kein Fach mit James zusammen und in den Pausen verkroch ich mich eh immer weitestgehend in der hintersten Ecke des Schulhofs, damit ich bloß keinen sehen musste. Tatsächlich bekam ich James nur zwei Mal zu Gesicht. Einmal als er sich grade mit Emma, einem wunderhübschen blonden Mädchen unterhielt, mit der ich zusammen Mathe hatte und das zweite Mal als es schien als suchte er jemanden, doch ich verschwand, ehe ich sehen konnte wen er suchte. Beide Male versetzte mir der Anblick einen leichten Stich, den ich mir nicht erklären konnte. Nur einmal begegnete ich ihm direkt, als wir auf dem Flur in verschiedenen Richtungen an einander vorbei liefen. Er lächelte mir zu, doch ich hielt meinen Blick gesenkt und versuchte mich einfach an ihm vorbei zu drücken, doch trotzdem merkte ich das sich sein Blick ein wenig trübte und als er im vorübergehen sachte über meinen Arm strich, breitete sich wieder das unbekannte kribbeln aus, was mir zu meinem Erstaunen sogar ein leichtes Lächeln aufs Gesicht zauberte.

In meiner letzten Unterrichtsstunde vibrierte mein Handy und als ich kurz drauf blickte, sah ich  das ich eine neue Nachricht von einer unbekannten Nummer hatte. Stirnrunzelnd klickte ich die Nachricht an und las.  Hey Alex, machen wir heute mit dem Referat weiter? Xx James Was? Wie kommst du an meine Nummer? Kurz blickte ich nach vorne, um zu sehen ob jemand auf mich und mein Handy aufmerksam wurde, doch als die Antwort kam und sich niemand für mich zu interessieren schien richtete ich meinen Blick wieder unter dem Tisch Tja, das bleibt wohl für immer mein Geheimnis :D Wie siehts denn jetzt mit heute Mittag aus? Bin auch mit dem Auto da;) Ich seufzte. Heute hatte ich Tanztraining, also keine Zeit und um ehrlich zu sein fand ich es ein wenig unheimlich das er einfach an meine Nummer gekommen war. Sorry keine Zeit , antwortete ich daher und schob das Telefon wieder in meine Tasche. Das erneute Vibrieren ignorierte ich einfach. Ich wollte ihm nicht erklären,warum ich nicht konnte, denn noch nie hatte ich jemandem außerhalb der Familie von meinem Hobby erzählt. Nicht mal Marie hatte von meiner Leidenschaft gewusst und als ich sie gebeten hatte nicht länger nachzubohren hatte sie das Thema auch sein lassen.

So schnell es ging verließ ich nach der letzten Stunde die Schule und machte mich auf den Heimweg. Irgendwie hatte ich Angst das James mich aufhalten und nach dem Grund fragen würde, weshalb mein Abgang eher einer Flucht gleichkam und ich zwanzig Minuten später ein wenig abgehetzt vor unserem Haus ankam. Viel Zeit hatte ich nicht bevor ich meine Sporttasche griff und mit einem Apfel im Mund das Haus wieder verließ. Gemütlich machte ich mich auf den Weg zur Tanzschule und aß im gehen den Apfel. Ich war froh gleich tanzen gehen zu können, denn es beruhigte mich immer ungemein. Es war der einzige Weg wie ich meinen Kopf frei kriegen konnte. Angekommen begrüßte ich meine langjährige Trainerin, welche mir freundlich zunickte. Sie wusste das ich nicht viel sprach und akzeptierte es. Ich kam mittlerweile seit 6 Jahren zwei mal wöchentlich hierher und blieb meistens sogar noch länger hier, oft sogar bis um 21 Uhr abgeschlossen wurde, und übte meine eigenen Choreografien. Keinen störte es das ich hier übte, es gab genug andere Räume für die Kurse und Luna, meine Trainerin hatte alles mit der Inhaberin besprochen, sodass ich in Ruhe tanzen konnte. Ich war ihr unglaublich dankbar dafür, doch wir hatten so etwas wie eine stille Vereinbarung nicht darüber zu reden. Sie mochte es nicht besonders wenn man viel Wirbel um etwas machte, das hatte ich mittlerweile gelernt. Ich zog mich um und gesellte mich wieder zu den anderen. Wir wärmten uns auf, begannen mit Kraft- und Dehnübungen, übten Sprünge und Drehungen und fingen mit bereits gelernten Tänzen an. Neben Remixen mit 'talk dirty' von Jason Derulo oder 'This is how we do it' von Montell Jordan wurden auch klassische Tanzszenen eingebaut. Diese Mischung aus Ballett und Hip Hop hatte mich von Anfang an fasziniert und nicht mehr los gelassen und ich liebte das Energiegeladene genauso wie das elegante. Die Tatsache, dass das für einen Jungen im Teenager Alter vielleicht eher ungewöhnlich und ich auch das einzige Männliche Wesen im Kurs war interessierte mich nicht sonderlich. Mich hielten eh alle schon für seltsam.

Während ich tanzte schaltete ich meinen Kopf aus und gab mich ganz den Bewegungen hin. Ohne nachzudenken führte mein Körper die bekannten Bewegungen aus und auch für die neuen Schrittfolgen die hinzukamen brauchte ich nicht lange, ehe sie mir genauso leicht fielen. Nach 1,5 Stunden beendete Luna die Stunde, lobte uns für unseren Einsatz und alle, bis auf mich machten sich auf den Heimweg. Luna nickte mir zu, ehe sie die Tür hinter sich zuzog und mich somit alleine in dem verspiegeltem Raum ließ. Ich lief zu meiner Tasche um meine Box und meinen IPod rauszuholen und stellte 'Paranoid' ein. Ich hatte das Lied letztens durch Zufall gefunden und direkt das Bedürfnis gehabt damit zu tanzen. Mit ein paar Handgriffen hatte ich es ein wenig bearbeitet, so das manche Teile schneller und manche langsamer waren und das Lied mit einem explosionsartigem Geräusch endete. Ich hatte schon genau im Kopf wie der Tanz aussehen sollte und stellte den IPod auf Titel wiederholen ein, damit ich nicht immer umschalten musste.

Ich übte die einzelnen Schritte, fügte sie zu Bewegungsabläufen zusammen, baute Sprünge ein und änderte Sachen, falls sie mir nicht gut genug vorkamen. Zwei Stunden tanzte ich ununterbrochen, bis ich endlich bereit war die Choreografie einmal komplett durch zu gehen.Bis jetzt war ich wirklich zufrieden mit dem was ich heute geschafft hatte und nun würde sich zeigen ob auch alles so hinhaute wie ich es mir erhoffte. Ein Blick auf die Uhr, erinnerte mich daran, dass ich nur noch 10 Minuten hatte, aber das sollte reichen um wenigstens einmal alles durchzutanzen. Ich trank noch schnell einen Schluck Wasser, bevor ich mich in Position stellte und auf meinen Einsatz wartete. Sobald die richtigen Töne erklangen machte ich mich bereit und tanzte. Noch einmal steckte ich alle Energie in meine Bewegungen, ließ meinen Körper die Führung übernehmen und schaltete alle Gedanken aus. Es lief perfekt und als ich für den letzten Sprung ansetzte hielt ich den Atem an und schloss die Augen. Die Hand über meiner Brust, als würde sie mich nach vorne ziehen, die Beine angezogen und den Kopf nach hinten geworfen schwebte ich für einen Moment, ehe ich auf den Knien landete und erschöpft nach vorne sackte.

Keuchend blieb ich einen Moment so sitzen, ehe mich ein Klatschen den Kopf ruckartig zur Seite drehen ließ. Meerblaue Augen trafen auf meine.

Feels like dancing (boyxboy)     #Brilliants2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt