Die Erinnerung

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Krampfhaft versuchte ich an der Erinnerung festzuhalten. Ich schloss meine Augen und sah ihn vor mir. Klar und deutlich. Seine markanten Gesichtszüge und sein leichtes Lächeln auf den Lippen stachen mir ins Auge. Seine braunen Augen blickten mich leuchtend an.
Ich spürte dieses Gefühl. Es durchdrang meinen ganzen Körper und gab mir ein Gefühl von Geborgenheit. Ich fühlte mich sicher und beschützt. Als könne mir nichts und niemand in seiner Gegenwart weh tun. Seine Nähe, seine Wärme. Ich spürte jeden seiner Atemzüge, fühlte jeden Schlag seines Herzens. Ich kuschelte mich an ihn.
Alles war so echt, so wirklich, so vertraut. Doch ich wusste, dass ich diese Erinnerung, dieses Gefühl, nicht halten konnte. Langsam aber sicher verschwamm sein Bild vor meinen Augen und das Gefühl verflog. Jede weitere Minute, in der ich versuchte, sein Gesicht wieder zu sehen und seine Geborgenheit wieder zu fühlen, entfernte ich mich weiter und weiter von der Erinnerung. Jeden Augenblick ein kleines Stückchen. Es blieb nur noch ein nebeliger Schatten seiner selbst und ein bereits verflogenes Gefühl. Diese Wärme, die ich gespürt hatte, war zu neutraler Kälte geworden; die Geborgenheit verwandelte sich in ein Gefühl von Einsamkeit.
Vielleicht wäre diese Erinnerung für immer geblieben. Vielleicht würde ich sie nochmal erleben. Vielleicht würde ich ihn wieder sehen und seine Nähe wieder spüren. Aber diese Erinnerung, sie war nur ein Traum. Eine fiktive Erinnerung. Eine Einbildung meiner Fantasie in der Welt der Träume, während mein Körper ruhig und sanft schlief. Doch auch wenn sie nicht echt war, wollte ich sie wieder haben. Ob im Traum oder in der Realität.

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