Zu wem stehst du

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"JEN?", schnell sprintet Gibbs die Treppen nach oben um Jenny noch zu erwischen.
"Im Büro bin ich Direktor Shephard!", ohne sich umzudrehen fauchte sie ihn an.
So wie sie es oft tat.
"Und außerhalb davon?", grinsend legte er seine Hand auf ihre Schulter. Ruckartig dreht sie sich um. Ihre Augen blitzten vor wut.
"Zu so etwas wird es nie wieder kommen, Spezial Agent Gibbs!", wütend schlug sie seine Hand von ihrer Schulter.

"JEN! Ich...", setzte er an doch wurde sofort von ihr unterbrochen.
"Es gab eine Zeit, in der hatte ich dich gefragt ob du bleibst und hätte kein 'Nein' akzeptiert!", konterte sie und ging weiter auf den Aufzug zu.
"JEN! WARTE!", nun wurde auch er ungeduldig. "Ich habe einen Termin!", und schon war sie im Fahrstuhl verschwunden.

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"Miss Shephard, sie wissen was ich davon halte!", der ältere Mann sah sie mitfühlend an.
"Ich weiß! Aber es liegt 16 Jahre zurück!", die stimme der rot haarigen klang traurig.
"Ich weiß! Aber wir können nichts machen! Was damals in Paris passiert ist, war nicht ihr Verdienst! Warum nehmen sie ihn dann in Schutz und schmeißen so ihr Leben weg?", fragend mustert er die junge Frau vor ihm.
"Ich weiß...aber...er verliert sonst alles...alles was ihn am Leben hält!", flüsterte Jenny mit Tränen in den Augen.
"Und sie verlieren ihr Leben! Was wollen sie?", lange dachte sie über die Frage ihres Arztes nicht nach.
Für sie stand fest, dass sie ihn niemals ausliefern würde.
"Der einzige, der damals außer ihnen dabei war, war Doktor Mellard, und ich bin leider dazu verpflichtet, ihn hinzu zu ziehen! Ich muss ihn als Zeugen hinzu ziehen!", der Mann im weißen Kittel musste, das die Direktor ein schwieriger Fall war, er musste alles versuchen.

"Ich weiß... und ich weiß auch...das er mit Jethro reden wird... und ich weiß nicht, was Jethro davon hält!", murmelte sie und griff nach ihrem Mantel, "Danke Doktor, wir sehen uns nächste Woche!"
"Sie haben noch einen Monat Jennifer, und ich werde alles tun, dass es nicht ihr letzter sein wird!", verabschiedete sich der Mann und Direktor Shephard verließ die Praxis ohne ein weiteres Wort zu irgendjemandem.

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"Oh hallo Jethro, was kann ich für dich tun?", Ducky war gerade dabei eine Akte zu unterschreiben.
"Jenny...", langsam ließ er sich auf einen Stuhl fallen und strich sich über sein müdes Gesicht.
"Du siehst müde aus!", sprach der Pathologe das offensichtliche an.
"Ja...Wir streiten uns nur noch...", kurz hielt Gibbs inne, "Sie scheint es direkt darauf anzulegen.
"Rede mit ihr!", der ältere Mann schloss die Schublade und mustere den Agent. "Hab ich schon...", Tränen sammelten sich in seinen Augen.
Er war normal nicht nah am Wasser gebaut, doch die ganze Sache mit Jen nahm ihn mit.
"Versuche es nochmal!", riet ihm sein langjähriger Freund.
"Das bringt dich nichts!", brummte Jethro und drehte das Skalpell in seinen Händen.
Langsam nahm ihm Donald es aus der Hand und legte es auf einen der Tische:"Vielleicht hat sie ihre Gründe!"
Er wollte das Telefonat von eben nicht erwähnen.
Er war sich nicht sicher.
Es fiel ihm schwer, sich zwischen den beiden zu entscheiden.
Sie bedeuteten ihm zu viel.
Langsam hob er seinen Blick und fixierte Jethros gefühlskalten Augen.
"Sie braucht keine Gründe! Die hat sie noch nie gebraucht!", der Unterkiefer des Spezial Agents spannte sich an.
Kopfschüttelnd drehte Ducky sich weg, er wusste was Jennifer wollte, doch er konnte es ihm unmöglich sagen.

Natürlich konnte er Jennifer verstehen.
Natürlich wusste er, dass sie Jethro nie ausliefern würde.
Und natürlich wusste er, dass Jethro genau das von ihr verlangen würde, wenn er von ihrer Krankheit wüsste.
Auch war ihm bewusst, dass er selbst sich entscheiden musste.
Entweder er würde lügen müssen um zu Jenny zu stehen, oder er musste Gibbs ausliefern um so ihr Leben zu retten.
Letzteres wurde jedoch Gibbs' zerstören.

Er befand sich in einer Zwickmühle, aus der er so schnell nicht mehr raus kommen würde.

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Länge hatte sie nachgedacht.
Bis spät in die Nacht hinein, saß sie mit einem Glas Burbon in ihrem Arbeitszimmer und dachte nach.
Sie musste mit ihm reden.
Sich entschuldigen.
Entschuldigen für die ständigen Streitereien.

Langsam stand sie auf, leerte das Glas in einem Zug und machte sich barfuß im Nachthemd auf den Weg zu Ihrem Auto.
Sie musste zu ihm.
Sie war ihm eine Erklärung schuldig.
Eine Erklärung für damals und Heute.
Eine Erklärung für Paris und DC.

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Noch lange saß sie in ihrem Wagen vor seinem Haus, bis sie den Schlüssel aus der Zündung zog und ausstieg.
Der kalte Boden unter ihren nackten Füßen, der frische Wind, der ihre Haus umspielte, ließ sie erschaudern.
Mit große Schritten ging sie auf sein Haus zu.
Die Tür war wie immer offen. Er hatte sich nicht verändert! Ein leichtes Schmunzeln entkam ihren Lippen.
Orientierungslos tastete sie an der linken Wand nach einem Lichschalter.
Als sie auf eine leichte Anhöhe stieß, tastete sie darüber und legte letztendlich den Lichschalter um.

Eine einfache Couch, ein Tisch, einige Pizzakartons und ein paar Bierflaschen standen herum.
Kopfschüttelnd legte sie ihren Autoschlüssel auf den alten Holztisch.

Langsam ging sie auf die geschnitzte Holztür mit dem kleinen Seegelboot darauf zu.
Ihre Hand verharrte einige Augenblicke, bevor sie die Klinke nach unten drückte.
Sofort fiel ihr der Geruch von Holzspähne und Burbon in die Nase.
Die alte Holztreppe ließ sie zusammenzucken. Eindeutig ungünstig da barfuß runter zu gehen, dachte sie bei sich, als sie eine Stufe nach der anderen hinunter schritt.

Er stand mit dem Rücken zu ihr, fuhr mit einem Schleifpapier über den hölzernen Bogen.
Sie vermutete er baute wieder ein Boot.
Schnell ließ sie den Blick durch den Keller schweife, könnte sein letztes jedoch nicht ausfindig machen.

"Was ist mit den anderen Booten passiert?", sie War inzwischen neben ihm angekommen, beobachtete jede seiner Handbewegungen.
"Weg.", meinte er monoton. "Warum?", sichtlich überrascht sah sie in sein Gesicht, doch er fixierte das Schleifpapier. "Geht dich nichts an!", brummte er. Was hatte sie erwartet? Friede Freude Eierkuchen? "Früher hat es das", flüsterte sie bedrückt. "Früher!", brummte er und griff nach dem Holzleim.
"Du hast mir nie einen Grund zum bleiben gegeben!", versuchte sie sich zu rechtfertigen. "Du sagtest du liebst mich...warum hast du mich dann alleine gelassen?", erneut setzte er das Schleifpapier an. "Es ging nie um das, was du getan hast, sonder um das, was du hättest tun können, aber nicht getan hast. Das ist der Unterschied!", versucht sie es ihm zu erklären.
"Ich hab dich nur geliebt...das ist alles.", der sarkasmus war nicht zu überhören. "Was ist passiert?", sie wollte Gewissheit. "Du hast dich entschieden!", brummte der grau haarige. "Ich musste tun, was das beste für mich war!", langsam War es zu viel für sie. Ein dicker Klos bildet sich in ihrem Hals.
"Was hätte es geändert wenn ich es dir damals erzähl hätte?", endlich hatte sie seine Aufmerksamkeit. Seine eisigen Augen schienen sie förmlich zu durchlöchern.
"Das werden wir wohl nie erfahren.", ja, sie hatte kurz gezögert, war unsicher gewesen.
"Am Ende wolltest du wieder, obwohl du damals und Heute alles zerstört hast!", so kalt und abwertend hatte sie ihn noch nie sprechen gehört.
Doch er hatte recht. Sie hatte alles kaputt gemacht.

Sie musste schlucken, richtete ihren Blick auf den Boden.
Sie wusste nicht mehr, was sie jetzt noch sagen sollte.
Für ihn schien das Thema abgehakt. "Spielen wir grad' wer wen am längsten ignoriert?", sie konnte den Vorwurf in seiner Stimme deutlich heraus hören.
Langsam hob sie ihren Kopf, sah ihm i die Augen.

Die salzigen Tränenspuren und die glänzenden Augen ließen ihn zusammen zucken.
Er hatte sie noch nie so gesehen.
"Es wird nie wieder so wie es einmal war.", murmelte sie.

Langsam hob er seine Hand an, legte sie auf ihre Wange.
Wischte mit dem Daumen eine Tränen zur Seite.
Erst zögerte er, doch dann legte er sanft seine Lippen auf ihre und verharrte so einige Augenblicke, ehe er einige Zentimeter zurück wich und ihr einfach nur in die Augen blickte.
Etwas erschrocken sieht sie ihn an, will zurück weichen, stößt allerdings gegen das Treppengeländer.

"Geht es dir gut?", sanft strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Ja!", hauchte sie.
"Du musst lernen Nein zu sagen!", amüsiert blickt er in ihr geschocktes Gesicht. "Das hab ich!", ernst blickt sie ihn an, "Oder hast du es vergessen?"

"Was dir einmal viel bedeutet hat, wird dir nie egal sein!", sanft lächelt er sie an.

Zu wem stehst duWo Geschichten leben. Entdecke jetzt