Kapitel 1

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Kapitel 1

6 Monate vorher

"Niall hör auf!", kreischte ich vergnügt. "Nö", grinste er.

"Bitte!", flehte ich ihn an. Tränen liefen mir übers Gesicht, so sehr lachte ich. "Bitte!", schrie ich jetzt. 

"Nur wenn du es sagst!" "Okay, okay!" Ich holte tief Luft und sagte so leise wie möglich: "Nandos ist lecker."

"Lauter!" "Nandos. Ist. Lecker!", schrie ich. "Und jetzt hör endlich auf mich zu kitzeln!" Zufrieden stand er auf, drückte mir grinsend einen Kuss auf den Mund und lief aus dem Zimmer.

"Ich mach mir was zu essen", tönte es aus der Küche. "Willst du auch was?" "Kommt drauf an! Was gibt's denn?"

"Hotdogs mit Salat!" "Nein danke, darf ich nicht essen!" "Achja, tut mir leid, Süße." "Kein Ding."

Ich warf mich auf unser Bett und seufzte. Ich würde so gerne mal Hotdogs essen, aber ich durfte nicht. 

Ich durfte mich nur total gesund ernähren, also hieß es: frisch, frisch, frisch. Wenn ich alleine eine ganze Tüte Chips aß, durfte ich in den nächsten Tagen immer schön zur Dialyse und Wasser und Brot essen.

Men Herz versagte. Schon mein ganzes Leben lang musste ich Tabletten schlucken, große, kleine, rechteckige, runde. Als Kind war es die pure Hölle, weil meine Speiseröhre damals zu eng war für die Tabletten. 

Ich hatte schon zwei Transplationen hinter mir, eine direkt nach meiner Geburt, die andere im Alter von 7 Jahren. Das Herz nach meiner Geburt hatte mein Körper wieder abgestoßen, ich lag zwei Jahre jeden Tag im Krankenhaus.

Ich konnte nie normal zur Schule gehen, da mein Herz bei der geringsten Anstrengung heftig zu pochen begann und ich mich wieder ein paar Tage lang nicht rühren durfte. 

Mittlerweile war es besser geworden, aber ich durfte immer noch keinen Sport treiben oder viele Lebensmittel mit Traubenzucker und viel Fett essen. 

Das hieß: keine Pommes, Würstchen, Burger, Fleisch, Zuckerwatte und so weiter. Nur gesundes Essen, also viel Obst, Gemüse und Fisch.

Meine Mom erlaubt mir nie, mal mit Freunden auszugehen, zu feiern und was zu trinken.

Ich seufzte und sah auf die Uhr. Vier Uhr. Zeit für meine Pillen. Ich schwang mich aus dem Bett und lief in die Küche. Niall stand am Herd und briet gerade seine fünf Würstchen. 

Ih gab ihm einen kleinen Kuss auf die Wange und ging zum Küchenschrank, um meine Medikamente herauszuholen.

Es waren insgesamt 7 Tabletten, die ich nehmen musste, eine größer als die anderen. 

"Hast du jetzt noch überhaupt Hunger?", erkundigte Niall sich grinsend. Ich streckte ihm die Zunge heraus und nahm die letzte ein. 

Dann schnitt ich mir eine Banane, eine Mango und zwei Äpfel und kippte alles zusammen in eine Schale. Dazu schnappte ich mir noch ein Glas Wasser und setzte mich aufs Sofa.

Niall kam mit seinen Riesen-Hotdogs und setzte sich neben mich. Er schlang einen Arm um meine Taille, den anderen benutzte er zum essen. 

"Was hast du heute noch vor?", fragte er. "Mich auf die Untersuchung vorbereiten. Morgen ist der Termin beim Kardiologen", antwortete ich knapp. 

"Oh", machte er nur. Ich schluckte. Morgen würde ich erfahren, ob ich wieder zwei Jahre meines Lebens im Krankenhaus verbringen würde. Denn morgen konnte ich sehen, ob mein Herz wieder versagen würde und ich ein neues brauchte.

Ich hatte unglaubliche Angst vor diesem Tag.

"Hey, das wird schon." Tröstend zog Niall mich enger an sich. Ich schloss die Augen und kuschelte mich an meinen Freund. Was würde ich nur ohne ihn machen?

I need a heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt