Kapitel 2

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~Blue~

"Ahh! Bitte... bitte geht weg! Verschwindet! Au! Hört auf, bitte!", schrie das blonde Mädchen verzweifelt und drückte sich dicht in eine Zimmerdecke. Der Schock stand ihr ins Gesicht geschrieben und ihre Pupillen waren vor Angst geweitet. Sie starrte gebannt auf die Steckdose an der anderen Seite des Raumes. Dicke Tränen rollten ihre zarten Wangen hinunter. Nun erfüllte ihr lautes Schluchzen den Raum. Was ist geschehen?
Für einen normalen Menschen war in diesem Raum nichts schrecklich oder gar furchteregend. Doch dieses Mädchen war anders.

~ Flashback ~

"Mummy da sind riesige Ratten an den Wänden! Hilfe! Sie wollen mich fressen!", das kleine Mädchen, welches bis vor 1 Minute noch friedlich auf dem Wohnzimmerboden hockte und spielte, drückte sich an die Wand. Der Schock stand ihr ins Gesicht geschrieben. Ein paar Sekunden später kam die Mutter, aus der Küche gerannt, erschreckt von den Schreien des kleines Mädchens. Sie nahm ihre kleine Tochter in den Arm und sah sich beunruhigt im Raum um, jedoch konnte sie nichts verdächtiges erkennen. "Was ist denn, baby? Wieso schreist du so?", fragte die blonde Frau. "Mummy, die Ratten,da an der Wand!", die zarten Kinderfinger zeigten auf die gegnüberliegende Wand, "Sie wollen mich fressen!" , "Blue, Baby, da ist nichts! Das bildest du dir nur ein, Süße." Die blonde Frau drückte ihre Tochter noch einmal und wollte zurpck in die Küche gehen, doch die Kleine klammerte sich ängstlich an das Bein ihrer Mutter. "Lass mich nicht allein Mummy, sie wollen mir weh tun, so weh Mummy!" Mehr Tränen verließen die großen unschuldigen Augen. Die Mutter des Mädchens begann langsam sich sorgen zu machen, nie zu vor hatte die 4 Jährige sich so etwas ausgedacht. Außerdem schien es kein Spaß für sie gewesen zu sein, nein, sie schien es völlig ernst zu meinen. Die blonde Frau verwarf den Gedanken, dass mit ihrer Tochter etwas nicht stimmen könnte. Kinderfantasien, dachte sie, eine unergründliche Welt.
Doch mit der Zeit merkte die junge Frau das die Anfälle ihrer Tochter nicht aufhörten, sondern sogar häufiger und schlimmer wurden. Mit 6 Jahren entschloss sie sich einen Therapeuten aufzusuchen. Welcher Schizophrenie bei dem kleinen Mädchen diagnostizierte, eine schwere Bürde für einen jungen Geist.

Alle Therapieversuche waren vergeblich und irgendwann verloren Mutter und Tochter die Hoffnung. Jetzt, mit 17 Jahren, hatte sich Blues gequälter Geist vollkommen in seiner wunderschönenen Hülle zurückgezogen. Doch was nutzt schon die Hülle?
Für Blue hatte sie rein gar kein Nutzen. Sie litt, sie war zersplittert bis in ihr Innerstes, zerfressen von der Angst, die ihr keiner nehmen konnte, der Gefahr, die keiner wahrnahm. Das blonde Mädchen war gebrochen. Jeder der sie sah, konnte es sehen. Ihre Augen waren matt und erschöpft, das Leben war fast völlig aus ihnen gewichen. Sie hatte geweint bis ihre Tränen vollkommen versiegt waren. Das Einzige Anzeichen auf Leben war ihr Brustkorb der sich in regelmäßigen Abständen senkte und wieder hob und die dünnen roten Narben auf ihren Handgelenken.

So lag sie dort auf der Matratze in ihrem Zimmer, wie ein gefallener Engel, und dachte nach. Über das Leben, den Sinn, ihre Mutter und vieles mehr. Sie sah sich selbst als misslungen und als Last an, einen Fehler der nicht rückgängig gemacht werden konnten. Verloren in ihrem eigen Bewusstsein.
Blue erschauderte bei dem Gedanken an den Tod, doch nicht im negativen Sinne. Es war ein erschaudern voller Aufregung und Erregung an etwas fremdes und doch so vertrautes. Der Tod war das einzige, dass Blue am Leben am faszinierte, vorallem ihr eigener. Würde er schnell oder langsam verlaufen? Erlösend oder eine letzte Qual sein? Schmerzvoll oder schmerfrei? Würde sie den Schritt freiwillig gehen oder warten, bis das Leben ganz aus ihr geschwunden war?
Blue war sich relativ unsicher über den Verlauf ihres Todes, jedoch wusste sie genau, dass sie den letzen Schritt aus eigenem Willen gehen würde. Nur einen einziger Augenblick, einen Bruchteil einer Sekunde, nicht mehr als ein Wimpernschlag, und doch würde sie für dieses kleinen Moment die volle Kontrolle haben. Ohne Angst oder andere Gefühle oder Einflüsse.
Ja, dachte Blue, ihr Tod würde, nein er musste sogar, perfekt sein. Er musste es genug wert sein um ihr Leben zu bezahlen, die Qualen die sie erlitten hatte, den Schmerz den sie erlitten hatte. Dieser Tod würde in die Geschichte eingehen. Dieser Gedanke entlockte ihr fast ein Lächeln, fast.

Heute Abend muss es geschehen rief plötzlich eine Stimme, tief in Blues Innerem. Sie stimmte zu heute Abend war eine wunderschöne Nacht, perfekt für Blues perfekten Abgang.

"Blue, das Essen ist fertig... Kommst du runter?", ertönte die Stimme ihrer Mutter zaghaft an der Tür, erwartend, dass ihre Tochter wie sonst auch immer die abendliche Mahlzeit verweigern würde.
Doch Blue durchlebte eine Wandlung, durch den ihr nahenden Tod verspürte sie plötzlich den Drang ein letztes mal zu Essen, den Geschmack auszukosten und Zeit mit ihrer Mutter am Esstisch zu verbringen.

Mit einem winzigen Lächeln erhob sie sich vom Bett und machte sich mit zaghaften Schritten auf den Weg nach unten.
Die blonde Frau war mehr als überrascht, dass Blue zum Essen erschien. Sie wirkte friedlich und im Reinen mit sich selbst, wie schon lange nicht mehr. Sie sprach, aß und lachte ein wenig.
Nach diesem Essen hatte die blonde Frau Hoffnung, Hoffnung auf Besserung. Eine falsche Hoffnung. Gebrochenes kann man reparieren, doch Zersplittertes ist für immer verloren.

Nach dem Essen umarmte Blue ihre Mutter, noch einmal musste sie die Wärme und Geborgenheit fühlen, die ihre Mutter ausstrahlte. Mit einem Kuss auf die Wange und einem 'Hab dich lieb!', ging Blue auf ihr Zimmer. Sie musste alles für heute Abend planen.
Die perfekte Zeit? 22:00 Uhr, eine Zahl die Glück bringt.
Der Perfekte Ort? Die Autobahnbrücke. Dann könnte sie sich einfach fallen lassen, wie Schneeflocke im Wind.
Perfekt. Blue lächelte. Alles würde perfekt werden.

Um 21: 30 schlich sie sich leise aus dem Haus und machte sich auf den Weg in Richtung Autobahnbrücke. Dies würde eine unvergesslich Nacht werden, obwohl sich niemand an sie erinnern würde.

Ein Meisterwerk für Blue.

Langsam ging sie die lange Straße entlang die auf die Autobahnbrücke führte. Ihre Sillouette verschwand in der Dunkelheit einer langen kalten Nacht.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 04, 2016 ⏰

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Better Of Dead [Connor Ball ff] (*slow updates*)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt