Das Schulgebäude war alt und die Fassade ziemlich schmutzig. Schön war anders. Der Schriftzug "Annabel Rose Highschool" hatte schon bessere Tage gesehen. Ich lief über den kleinen Schulhof zum Hauptgebäude. Abgestandene Heizungsluft schlug mir in der Pausenhalle entgegen. Doch ich konnte bei bestem Willen kein Sekretariat entdecken. Also machte ich mich vollkommen orientierungslos auf die Suche. Jemanden zu fragen, traute ich mich nicht. Nach einer endlosen Suche, fand ich das Sekretariat doch, eigentlich ziemlich offentsichtlich lag es in der Nähe des Eingangs hinter großen Scheiben. Jetzt musste ich mich beeilen. Ich klopfte und nachdem ich ein "Herein!" hörte, betrat ich den Raum. Hinter einem riesigen, unaufgeräumten Schreibtisch saß eine, verglichen mit den riesigen Aktenschränken hinter ihr kleine Frau, mit einer viel zu großen Brille und in einem Ordner. Als sie mich hörte, schaute sie auf und blickte mich wartend an.
"Hallo." Ich räusperte mich. "Ich bin Jane Ashton. Wir sind in den Ferien hierher gezogen. Ich bin ab heute hier angemeldet." Die Sekretärin beachtete mich gar nicht weiter. Sie hatte sich ihrem Computer zugewandt und klickte ab und zu hektisch auf ihrer Maus herum. Dabei murmelte sie in regelmäßigen Abständen "Jane Ashton- Jane Ashton.." Dann stand sie auf, zog eine Akte aus dem Schrank hinter ihr (die Beschriftung konnte ich auf die Schnelle nicht lesen) und blätterte konzentriert darin herum. Als sie gefunden hatte, was sie suchte, erhellte sich ihre Miene und sie ließ sich wieder auf ihren Bürosstuhl fallen. Augenblicklich sah sie wieder viel kleiner aus. Sie schaute auf den Zettel in ihrer Hand und las laut ab. "Jane Florence Ashton, Jahrgang 12." Dann sah sie mich fragend über ihre Brille hinweg an. Hastig nickte ich. Sie nickte auch. Sie langte nach rechts und riss eine Schreibtischschublade auf, holte eine kleine rechteckige Karte heraus und legte sie auf den Tresen vor sich. Nicht sicher, was ich machen sollte, ließ ich sie erstmal dort liegen. Aber die Frau wendete sich schon wieder ihrem Computer zu. Auf ihrer Stirn bildeten sich ein paar nachdenkliche Falten. Ruckartig stand sie schon wieder auf. Gott, die Frau hatte echt Hummel im Hintern. Sie lief rüber zum Drucker. Langsam machte es mir Angst, dass sie gar nicht mit mir redete. Mit einem Stottern kamen zwei Blätter heraus. Die Frau nahm sie aus dem Drucker und legte sie vor mir auf den Tresen. Mit einem Kulli deutete sie auf den ersten Zettel und wie um sich vergewissern wollte, dass ich ihr auch wirklich zuhörte, schaute sie mich nochmal direkt an.
"Das ist dein Stundenplan. Dein erster Kurs ist Bio bei Herrn Breit." Sie deutete auf den zweiten Zettel. "Und das ist eine Liste mit allen Lehrern, bei denen du Unterricht haben wirst." Dann griff sie nach der Plastikkarte auf dem Tresen. Ihre falschen Fingernägel und die Karte machten ein Klackgeräusch. Aus irgendeinem Grund fand ich das ziemlich ekelerregend. Generell passten die falschen Nägel überhaupt nicht zu der Frau, die eigentlich ganz anders aussah, als ob sie pinke, falsche Fingernägel trug.
"Das hier ist dein Schülerausweis. Dein Vater hat bereits bei der Anmeldung ein Foto von dir eingereicht, was mir die Arbeit natürlich vereinfacht hat." Sie lächelte zuckersüß und riss mich damit aus meiner Starrerei auf ihre Nägel. Als ob sie viel Arbeit damit hatte, ein Foto auf einen Plastikausweis zu kopieren. Viel geschockter war ich darüber, dass mein Vater offensichtlich Fotos von mir hier hinterlassen hatte. Es schauderte mich und ich wollte eigentlich nur wissen, was das für ein Foto war.
"Am besten unterschreibst du mir hier mal eben.." Jetzt ließ sie mich den Ausweis auch sehen. Das Foto war ein biometrisches Bild, dass mich vor circa einem Jahr zeigte. Damals war ich mit meinem Vater zu einem Fotografen gefahren, weil ich neue Bilder für meinen Pass brauchte. Wir wollten kurz danach in den Urlaub nach Forte Ventura fliegen. Aus dem Urlaub wurde nichts, weil es meiner Mutter kurz darauf wieder schlechter ging. Meine Haare trage ich auf dem Foto in einem hohen, kurzen Zopf und ich war ziemlich stark geschminkt.Mein erster Gedanke war, wie andes ich auf dem Foto aussah. Doch länger konnte ich das Bild nicht beäugen, die Sekretärin hielt mir schon einen Kulli hin, mit dem ich auf einem kleinen, freigehaltenen Feld unterschreiben sollte. Über mir klingelte die Pausenglocke. Schnell schob ich die Karte auf dem Tresen zurück. Die Frau nahm mir geschäftig den Stift aus der Hand und stubste dann ihre Brille mit einem Finger höher auf ihren Nasenbuckel. Dann machte sie eine Handbewegung, als wolle sie eine Fliege verscheuchen. "Tu man, dass du in den Unterricht kommst. Ich mache dir währenddessen den Ausweis fertig. Ich presste ein "Danke" heraus und machte, dass ich aus dem Sekretariat rauskam.
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You were the change // Jane & Theo
Teen FictionAls ihr Vater eine Villa im Reichenviertel der Kleinstadt "Hampshire" erbt, zieht Jane wohl oder übel mit um. Die vollkommen verdreckte Villa macht erst nicht den Eindruck, als könne sie sich hier je zu Hause fühlen, doch gleich am ersten Abend hör...