Kapitel 1
Ich spüre, wie das kalte Wasser meine Haut berührt und langsam meinen ganzen Körper umhüllt. Ich spüre, wie das Blut in meinen Adern langsam zu Eis gefriert und mein Puls beginnt zu rasen. Ich spüre jede einzelne Faser meines Körpers nach Hilfe schreien, aber statt darauf zu reagieren gleite ich nur noch tiefer in das kalte Nass, bis sich schließlich auch meine Nase und meine Ohren mit Wasser füllen. Ich stemme meine Arme gegen die Badewannen Wände und versuche meine Finger hinein zu krallen, was mir die glatte Oberfläche allerdings nicht erlaubt. Also lasse ich meine Hände auf den Boden sinken. Ich versuche zu schreien, aber als ich meinen Mund öffne sehe ich nur Luftblasen an die Wasseroberfläche steigen. Ich spüre, wie das Wasser langsam in meine Lunge sickert und es wird für mich schwer, zu atmen. Plötzlich wird mir schwindelig.Außer meiner nassen Unterwäsche, die an meiner Haut klebt, spüre ich gar nichts mehr. Keine Kälte, keinen Schmerz. Ich spüre nur noch Erlösung.Ich bin bereit. Sage ich in Gedanken zu mir selbst. Es fühlt sich an als würde sich mein Gehirn langsam ausschalten und ich würde friedlich einschlafen. Ich bin bereit. Wiederhole ich.Plötzlich höre ich ein Geräusch, als würde jemand die Badezimmertür aufreißen. Unterbewusst nehme ich war, wie jemand immer wieder meinen Namen ruft. „Hope! Hope, nein. Bitte nicht! Hope!"
„Amanda?!" Ruckartig reiße ich meine Augen auf und fahre zu meinem Bruder herum, der mich nun besorgt ansieht. „Alles okay bei dir?", fragt er und schaut mich mit seinen verschlafenen braunen Augen eindringlich an. Ich nippe an meinem Kaffeebecher und nicke dann. „Ja, ja alles okay. Du hast mich erschreckt." Er presst die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen und setzt sich mir gegenüber an den runden Küchentisch. Immer noch in Gedanken versunken starre ich aus dem Fenster an dem gerade ein Vogel auf einem Ast mit einem Wurm beschäftigt ist.
„Willst du nichts essen?", fragt Jasper mich, bevor er sich ein halbes Stück Toast mit Käse in seinen gigantisch großen Mund schiebt. Ich schüttele den Kopf. „Kein Hunger.", antworte ich ohne den Blick von dem Vogel abzuwenden. Jasper hört auf zu kauen und schaut mich wieder prüfend an. „Am, du musst etwas essen. Hast du vergessen was in Chicago passiert ist?"
Natürlich habe ich es nicht vergessen. „Außerdem hat Dr. Scheller gesagt das du Fortschritte machst. Was nützt es wenn du ihr vorlügst dir ginge es gut, wenn das nicht so ist?", fährt er fort. Ich starre nun auf die andere Hälfte des Toasts. Ich nehme es und führe es zögernd zu meinem Mund. Ich beiße ein kleines Stück ab und schaue meinen Bruder provozierend an während ich es runterschlucke. „Zufrieden?" maule ich mit vollem Mund und Jasper lächelt. „Schon besser."
Nach einem Blick auf meine Armbanduhr lasse ich den Stuhl über das Pakett scharren und renne in den Flur um meine Turnschuhe zu holen. „Oh mein Gott, warum hast du mir nicht gesagt das es schon kurz vor 8 ist? Ich komm zu spät zur Schule." Ich schlüpfe in meine schwarzen Sneaker, die sich kaum von meiner schwarzen Jeans unterscheiden, und ziehe mir meinen Cardigan über. „Soll ich dich bringen?"
„Nein schon okay, ich schaffs noch zum Bus." Ich drücke Jasper einen Kuss auf die Wange, nehme noch einen Schluck von meinem Kaffee und stürme dann aus der Haustür raus in die kalte Januarluft. Ich muss rennen, um den Bus noch zu erwischen, aber als ich erst mal darin bin lasse ich mich erleichtert in den Sitz sinken und von der Wärme umhüllen.Ich schließe die Augen und lausche Kurt Cobain, dessen Stimme aus meinen Ohrstöpseln dringt. Erst als ich merke das sich jemand auf den Sitz neben mir fallen lässt, öffne ich die Augen wieder. Ein Junge mit Blondem Haar und einer roten Baseball Jacke grinst mich breit an und zieht an meinen Ohrstöpseln. „Ey was machst du da?" fahre ich ihn an. Was fällt diesem Typen überhaupt ein? „Hm, Kurt Cobain. Nicht schlecht, Baby." Baby? Also bitte. Von so einem gutaussehnden Frauenheld habe ich aber mehr erwartet als ein lasches Baby. Ich schnappe mir meinen Ohrstöpsel und meine Tasche und drängele mich zwischen seinen Beinen auf den Gang. In einer der hinteren Reihen lasse ich mich wieder auf den Fensterplatz fallen. Ich höre noch wie seine Kumpels gröhlen und lachen, danach geliengt es mir sie durch die Musik auszublenden.
DU LIEST GERADE
Das Mädchen mit den schwarzen Augen
Teen FictionDas Leben hat es bisher nicht besonders gut mit Amanda Brown gemeint. Sie war schon früh auf sich allein gestellt und musste alleine lernen, was überleben heißt. In Brooklyn bei ihrem Bruder versucht sie weit weg von allem, was sie bisher kannte, ei...