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Als Amys Wecker klingelte, fuhr ich sofort hoch. Ich griff beinahe automatisch nach einem Kissen und warf es nach Amy. Dann rief ich sehr müde und sehr unfreundlich: "Es ist Wochenende!" Und ließ mich wieder in meine Kissen fallen.

"Frühstück ist am Wochenende um acht. Sei froh, dass mein Wecker heute mal um sieben und nicht um halb sieben klingelt.", ertönte Amys Stimme sehr verschlafen.

Normalerweise schlief ich am Wochenende bis zwölf Uhr.

"Ich verzichte auf Frühstück.", nuschelte ich in eines meiner Kissen, das ich mir gerade über den Kopf gedrückt hatte. Ich hoffte ein bisschen, dass ich daran ersticken würde. "Ich kann Mittag als Frühstück essen. Hab ich zu Hause auch so gemacht."

"July, nein! Du hast versprochen, mit mir joggen zu gehen." Etwas schepperte. "Au.", machte Amy.

Eine sehr genervte Joleen knurrte etwas. Sie klang ziemlich bedrohlich.

"Ich dachte, dass wir das nach dem Frühstück machen können." Das Kissen weigerte sich, mich zu ersticken, also nahm ich es von meinem Gesicht. Es war ohnehin noch dunkel hier drin.

Unser Zimmer war schön, Amy hatte sich sofort der Dekoration angenommen. Am ersten Abend schon. Darum duftete es leicht und vor allem angenehm nach Kerzen und irgendeinem Öl. Eine Lichterkette hing über unserem großen Badezimmerspiegel und überall standen kleine Kunstpflanzen in niedlichen Übertöpfen. Da stand ein kleiner Kleiderständer neben der Tür, an den wir unsere Schals und Jacken hängen sollten und daneben war ein Schuhschrank mit Verzierungen, der wahrscheinlich eigentlich eine Art Kommode war. Das Parkett war vorher schon da gewesen und auch die Raufasertapete. Amy hatte so Wandsticker an unsere Tapete geklebt, die den Raum süß aussehen ließen. Unsere Betten hatte sie eng aneinander geschoben. "Pyjamaparty!", hatte sie mit einem breiten Lächeln gesagt. Und dann hatte sie hinzugefügt: "Das wird perfekt. Es werden die besten Jahre unseres Lebens!" Joleen hatte wegen der niedlichen Einrichtung nur die Nase gerümpft, mir hatte Amys Enthusiasmus aber ein Lächeln auf die Lippen gezaubert.

"Komm schon, July! Ich muss an meiner Ausdauer arbeiten!" Auf mir landeten eine kurze Sporthose und ein T-Shirt. Sie meinte das ernst.

Seufzend stand ich auf und zog mir die Sachen an. "Ich will dann aber vor dem Frühstück duschen. Ich werde keine Minute länger als 40 Minuten mit dir laufen."

"Perfekt.", sagte Amy.

Also gingen wir joggen und Joleen blieb glücklich in ihrem Bett, worum ich sie doch ein wenig beneidete.

Nach zwanzig Minuten japste Amy schon. Man sollte doch meinen, dass Löwen auch ausdauernd waren. Ich lief in meiner Meinung nach viel zu langsamen Tempo neben ihr her. Ich hatte schon immer viel Ausdauer gehabt.

Anstatt mich auf den Weg oder das Laufen zu konzentrieren, sah ich mich um. Die Umgebung war schön, gehörte zur ehemaligen Prärie und war jetzt gekennzeichnet von großen Wiesen, ein paar Bächen und Waldstücken. Der Himmel war strahlend blau und die Luft hatte die perfekte Temperatur zum laufen.

"Lass uns jetzt jeden Morgen laufen gehen." Ich lächelte, diese Morgenluft machte mich glücklich. Obwohl ich jetzt schon wusste, dass ich das morgen bereuen würde. Sonntags stand man nicht um sieben Uhr auf, das war absolut unnatürlich.

Amy schüttelte nur den Kopf.

"Los, Amy, lass uns ein bisschen sprinten." Ich grinste und lief vor, jetzt mal in meinem Tempo. Ich ließ sie trotz meiner weitaus kürzeren Beine schnell hinter mir zurück. Der Wind fuhr durch mein Haar und ließ es sicher noch wilder aussehen und ich spürte, wie sich meine Wangen röteten. Ich lief noch schneller.

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