If I die young

The press conference ~1~

Blitzen. Blinken. Weißes Flackern.
Ihr Gesicht, ihr Lächeln.
Das Klicken der Kameras und die Stimmen der Reporter drangen nur gedämpft, wie durch Wasser, zu ihr.
Ihre Stimme, ihr Lachen.
Sie blickte stumm auf ihre Hände, die sich in ihre übereinander geschlagenen, dünnen Schenkel krallten. Sie trug schwarze spitze Louboutinpumps, eine schwarze Designerlederimitatröhre, einen schwarzen Designerpullover, eine schwarze Designerjacke mit Lederimitateinsetzen, darunter einen schwarzen Designercardigan und auf ihrem Kopf einen vintageartigen, großen schwarzen Designerhut. Ihre braunen langen Haare mit den perfekten Embrésträhnchen waren zu perfekten Locken gedreht und fiehlen ihr über die Schultern. Man hatte ihr Gesicht mit dem besten und feinsten Designer-Make-up geschminkt, ihre Lippen mit dem besten dunkelrot, matten Designerlippenstift betont und ihre blauen Augen mit dem schwärzesten Eyeliner umrandet.
Sie fühlte sich unwohl.
Vor ihr stand der weiße kalte Tisch mit den vielen Mikrophonen, von Leuten die jede Einzelheit eines Ereignisses hören wollten, die sie nicht kannte. Nur um diese Details danach weiter auszuschlachten und zu verzerren bis die grausamsten Gerüchte daraus wurden. Manchmal fragte sie sich, warum Reporter immer genau nachfragten, wenn sie doch danach so wie so wieder die komplette Wahrheit verdrehen. Wollten sie vorher noch genau wissen wie sich die Wahrheit anhört falls diese im Notfall wichtig wäre? Oder ist ihnen die Wahrheit zu langweilig? Oder sind sie vielleicht einfach zu dumm es richtig zu verstehn?
Jenn hätte darauf eine Antwort gehabt.
Ja tatsächlich - ihre Mundwinkel hoben sich wenige Millimeter kläglich - Jenn hatte auf alles eine Antwort... 'Es gibt keine schlechte Publicity! Publicity ist eines der wenigen Dinge, die keine negative Seite kennen. Das begreifst du schon noch, mein Herz.'
Naja andererseits hatte Jenn auch gemeint Liebe gehöre zu den Dingen, die keine negative Seite kennen... Doch das tut sie!
Sie sah ein wenig von ihrem Schoß auf und wurde sofort von abermillionen Blitzen geblendet, die möglichst jeden Mikrometer ihres schönen traurigen Gesichts einfangen wollten um ihn zu vermarkten...
Ihr reichte es langsam. Sie fühlte sich unwohl und kein Mensch hier konnte sie zwingen etwas über Jenn oder den Unfall zu sagen. Außerdem hatte sie es satt von allen Seiten begafft zu werden! Was wollten die überhaupt?
Ihre Hände ballten sich zu Fäusten.
Wessen dämliche Idee war es eigentlich, die sie dazu zwang hier herumzusitzen und jeden Teil ihres derzeitigen Privatlebens preiszugeben? Was sollte der Scheiß?? War sie etwa im Zoo? Oh guckt mal die Löwin!!:0 Oh guckt mal sie bewegt sich!!:00 Oh guckt mal sie legt sich hin!!:000 Oh guckt mal sie frisst!!:O
Sie kam sich dämlich vor...gepeinigt...allein... Sie wollte bei Freunden oder Familie sein, doch niemand dort würde sie verstehen. Sie würden sagen, sie hätten ihr prophezeit wie es wäre mit Jenn zusammen zu sein und sie würden sie auslachen weil sie es nicht anders verdient habe. Sie hätte alles hinter sich gelassen nur um zu merken, dass sie Recht hatten.
Sie wäre -
Allein.
Oder?
Sie richtete ihren Oberkörper auf und blickte mitten in die weißen Blitzlichter. Sie räusperte sich, holte Luft und sprach:"Das Schönste-", ihre Stimme brach, doch sie versuchte es erneut, "Das Schönste ist mit dem zusammen zu sein den man liebt" - sie machte eine kurze Pause - "und sich gegenseitig glücklich zu machen -", neben ihr saßen ihr und Jenns Anwalt, sowie Jenns Managerin. Beide starrten sie nur verwirrt, missmutig und doch irgendwie positiv überrascht, dass sie überhaupt ihren Mund aufkriegte, an. "- Mir wurde einmal ein Versprechen gegeben, welches ich zurückgab um mit jemandem glücklich zu sein. Dieses Versprechen wurde von keinem von uns beiden gehalten." Sie machte eine Pause. "Das Schönste ist mit dem zusammen zu sein den man liebt und sich gegenseitig glücklich zu machen. Das habe ich vor langer Zeit vergessen.", mit diesen Worten stand sie auf, drehte sich um und ging mit dem Hintergrundgeschrei von zig Reportern im Rücken davon.