Feels like home ~3~

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Sie ging einfach einen Weg entlang ohne darauf zu achten wohin genau er führte. Sie atmete die Luft, welche zwar nicht perfekt rein aber zehnmal besser als in der Innenstadt war, lief vorbei an Bäumen und Sträuchern über den geteerten Weg, welcher mit buntem Herbtlaub bedeckt vor ihr lag. Für Anfang Herbst war es noch recht warm in Manhattan. Sie lief bis sie irgendwann an einer Parkbank vorbei kam die unter einer großen Trauerweide stand.
Romantisch und traurig.
Irgendwie nicht das Richtige in diesem Moment, aber irgendwie auch der perfekte Platz.
Sie setzte sich auf die Bank und kramte in ihrer Handtasche, bis sie ihr Buch gefunden hatte. Eine dunkelrote in Leder gebundene Kladde mit abgegriffenen Rändern, was dem ganzen einen leichten Used-Look gab. Die Seiten waren in einem feinen Elfenbein gehalten und beherbergten ihre tiefsten Gedanken und Träume. Zeichnungen, Gedichte, Songtexte, Notizen, alles was sie liebte. Doch alle hatten sie eine Gemeinsamkeit: Sie. Sie schlug das Buch auf und betrachtete ihre letzten Werke, frühere Bücher, die sie mittlerweile vollendet hatte, waren meist mit besonderen Inhalten gefüllt gewesen, da sie immer Angst hatte einfach alles in ihr Buch aufzunehmen, auch wenn es nicht perfekt war, später in ihrer ersten Zeit mit Jenn fing sie beinahe jeden Moment in ihren Büchern ein. Anfangs die glücklichen Tage, später die schwierigeren, als Jenns Probleme begangen und nun die Tage die sie ohne Jennifer verbringen musste...allein...einsam. Ein großer Teil von ihr vermisste Jenn unglaublich, ein anderer, zugegeben, kleinerer Teil jedoch hasste Jenn dafür, dass sie sie allein gelassen hatte.
Sie schlug eine neue Seite auf, zock einen Bleistift aus ihrer Tasche und begann einfach frei zu skizzieren. Später holte sie noch einen Radiergummi dazu um die gröbsten Fehler zu beseitigen. So zeichnete sie bis sie ein plötzliches Rascheln, aus dem Gebüsch ihr gegenüber, aus den Tiefen ihrer Gedanken riss. Sie blickte etwas skeptisch auf. Das Gebüsch bewegte sich keinen Millimeter. Sie wartete einen Moment und blickte dann wieder auf ihre Zeichnung in die sie gerade so vertieft gewesen war. Ihr war gar nicht genau bewusst gewesen was sie gezeichnet hatte. Ein nackter Mensch zusammengekauert in einer kleinen Ecke im Rande des Bildes. Um ihn herum ein leerer Leicht dunkler Raum. Die Figur hatte ihr Gesicht in den Händen vergraben und die Knie bis zur Brust angezogen. Die Skizze machte ästhetisch einen sehr guten Eindruck, ihr gefiehl vor allem der Kontrast zwischen dem dunklen Raum und der hellen Person, doch über ihre Gefühlslage in diesem Moment wollte sie lieber nicht urteilen. Sie seufzte und blickte um sich. Es war Abend geworden und die Sonne würde bald untergehen. Der Park war bereits fast leer nur die ein oder andere Person lief noch zum Ausgang. Es raschelte erneut. Wieder blickte sie auf das Gebüsch ihr gegenüber doch es schien ruhig. Nur eines störte sie: diese merkwürdig runde Lücke... Und plötzlich fiehl ihr auch auf wieso. Diese vermeintliche Lücke zwischen den Blättern war ein schwarzes Kameraobjektiv! Sie warf ihr Buch und ihren Bleistift einfach wahllos in ihre Handtasche und rannte. Eines hatte Jenn ihr damals sehr wohl beigebracht, wenn ein Mensch bereit ist deine Privatsphäre für Geld zu missachten, macht er auch vor anderen Dingen keinen Halt. Natürlich war diese Vorstellung leicht übertrieben, aber als Fast-Promi kann man nicht vorsichtig genug sein... Und dies sollte ihr auch bestätigt werden, denn der Mann, welcher sie offenbar fotografiert hatte, war ca. 1,80 groß, gut gebaut, schnappte seine Kamera mitsamt Stativ und -Ach du Sch***e!!- er verfolgte sie und holte dazu noch auf! Sie lief so schnell ihre Beine sie trugen bis sie irgendwann an der Mauer des Parks angekommen war. Fuck und jetzt!? Der Mann verfolgte sie immer noch. Kurzerhand warf sie sich ihre Handtasche über die Schulter, kletterte so gut es ging auf eines der Sträucher neben der Mauer, verlor Halt, rutschte an der Mauer ab und hinterließ eine rote Spur mit ihrer Hand. Shit! Sie blickte sich um. Dem Mann war offenbar das Kameraobjektiv während dem Laufen auseinander gefallen und er vergaß seine Beute für einen Moment, um dieses zu reparieren. Diese Gelegenheit nutzte sie um erneut auf den Strauch zu klettern und diesmal schaffte sie es eines ihrer Beine auf die Mauer zu bringen, ihren Fuß einzuhaken und mithilfe ihrer Arme auf die Mauer zu gelangen und auf der anderen Seite hinunter zu springen. ...mitten in ein Dornengestrüpp.
Als sie sich schlussendlich aus den Dornen befreit hatte lief sie so schnell wie ihr im Moment möglich zur Ecke am Warner, wo sie sich mit Al treffen sollte. Keuchend, gehetzt und völlig krank vor Panik schaffte sie es. Dort wartete sie. Zu ihrem Glück hatte der Paparazzi/Stalker sie nicht bis über die Mauer verfolgt. Allerdings starrten sie viele Leute an so hektisch und mit Kratzern übersäät wie sie war, dass sie beim Warten langsam ein unwohles Gefühl beschlich. Sie kramte schnell in ihrer Handtasche und zückte ihr Handy um Al anzurufen, doch ein Blick auf ihr Display verriet ihr dass es bereits eine Minute vor acht war und Al verspätete sich nie. Sie stieß einen erschöpften doch zugleich erleichterten Seufzer aus und setzte sich auf den Gehsteig. Sie blickte um sich und beobachtete die stadt um sie rum. Dabei fiehl ihr eine schnelle Bewegung keine 100 Meter entfernt von ihr auf. Zwei Personen, welche beide schützend und zum Angriff bereit Kameras in die Luft hoben, rannten geradewegs in ihre Richtung. Sie war entdeckt worden!

If I die youngWo Geschichten leben. Entdecke jetzt