Sonntag, 21.57 Uhr

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„Du hast gelauscht!"

„Erwischt!" Lachend hob er die Hände. Ließ sich neben mich auf mein Bett fallen.

„Du Depp." Ich boxte ihn in die Seite. Konnte aber einfach nicht aufhören zu grinsen.

„Hey, dank dem Deppen hast du jetzt eine Verabredung." Er zwinkerte mir zu. „Du solltest mir lieber dankbar sein, sonst würdest du jetzt noch hier vor deinem Handy sitzen und es anstarren."

„Okay, ich gebe es ja zu." Ergeben seufzte ich auf. In diesem Punkt waren wir gleich. Mit uns konnte man nicht diskutieren. „Danke."

„Das heißt: Danke, mein großzügiger, liebenswerter und alles überragender Bruder."

Ich blinzelte. Einmal. Zweimal. Das Grinsen meines Bruders verblasste langsam. „Du solltest deine Ansprüche mal ein bisschen herunterschrauben. Sonst hat deine kleine Schwester vor dir eine feste Beziehung."

„Ha! Wusste ich es doch. Du stehst auf ihn!" Begeistert klatschte er in die Hände. Seine braunen Augen, die den meinen glichen, strahlten nahezu.

„Das hast du jetzt gesagt", erwiderte ich nüchtern. Konnte mir das Lächeln aber dennoch nicht verkneifen.

„Oh man, das muss ich gleich unseren Eltern erzählen." Er zwinkerte mir zu.

„Lass es. Ich warne dich. Wehe dir, du sagst ein Wort." Wenn er das erzählte, würde ich nie wieder meine Ruhe haben.

„Warum? Seit wann hast du was gegen Mama und Papa?" Er machte große Augen. Imitierte die Sprache eines Fünfjährigen.

„Nichts. Aber sie müssen ja nicht gleich alles wissen."

„Ah, ich verstehe." Verschwörerisch blinzelte er mir zu.

„Sie können so peinlich sein. Das will ich Erik nicht antun." Ich verzog das Gesicht.

„Das ist der Grund, warum meine Freundinnen nie bis zum Frühstück bleiben." Simon grinste breit.

„Natürlich. Da gibt es ja sonst gar keinen anderen Grund", entgegnete ich sarkastisch. „Aber du hast ja gehört, was los ist. Das heißt, du kannst wieder verschwinden."

„Was? Ich soll mein kleines Schwesterlein verlassen? Du willst mich loshaben?" Gespielt schockiert sah er mich an. „Das tut wirklich weh, Louisa."

„Es sei denn natürlich, du willst mir beim Umziehen und Schlafen zusehen." Grinsend zuckte ich mit den Schultern. Stand auf. Damit er verstand, dass er jetzt verschwinden sollte. Ich wollte jetzt einfach in mein Bett liegen. Und vielleicht noch ein wenig von Erik träumen.

Wie ich erwartet hatte, verzog er das Gesicht. „Also, ich hab dich echt gern. Aber du bist meine Schwester. Da will ich dich echt nicht nackt sehen."

„Was machst du dann noch hier?", lachte ich. Suchte in meinem Schrank nach einer kurzen Hose und einem Shirt zu suchen.

„Weil ich dich so unglaublich gern hab... Und unbedingt wissen will, was Erik jetzt noch von dir will."

„Was?" Erschrocken drehte ich mich um. Simon hielt sich mein Handy ans Ohr. Das Klingeln hatte ich gar nicht gehört.

„Hey Erik. Ich denke, du willst meine Schwester sprechen?" Er grinste mich an. Zwinkerte mir zu.

Ich versuchte, ihm irgendwie zu verstehen zu geben, dass er mir mein Handy geben sollte. Aber er hatte wohl gerade sehr viel Spaß daran, mich zu ärgern.

„Ja, die ist da. Sie versucht gerade, in Zeichensprache mit mir zu reden. Warte mal kurz." Er nahm das Handy vom Ohr. Legte die Hand über den Lautsprecher. „Was ist?"

Dann Beginnt Ein Neuer TagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt