Teil 1

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Vorsichtig versuchte ich meine verklebten Augen zu öffnen. Mein Kopf brummte höllisch und jede einzelne Faser meiners Körpers schmerzte. Stöhnend richtete ich mich auf. Hätte ich gestern bloß nicht so viel getrunken. Langsam versuchte ich aufzustehen, doch mir wurde direkt schwindelig. Also ließ ich mich wieder aufs Bett fallen. "Komm schon Frodo, reiß dich zusammen!", versuchte ich mir selbst Energie zu zu sprechen. Ein weiteres Mal versuchte ich aufzustehen. So gut es ging ignorierte ich sowohl das Schwindelgefühl, als auch meine Kopf und Gliederschmerzen und torkelte durch das halbdunkle Zimmer. Fast schon wie durch ein Wunder schaffte ich es bis zum Lichtschalter. Ich knipste das Licht an und erschrak. Ich war nicht, wie ich eigentlich dachte, in meinem, sondern in Flos Schlafzimmer. Naja, was solls? Wahrscheinlich war ich gestern einfach nicht mehr fähig nach Hause zu gehen. Ich hatte gestern anscheinend viel zu viel getrunken, da mir sämtliche Erinnerung an den Abend bzw die Nacht fehlten. Da mir erneut schlecht wurde hetzte ich schnellstmöglich ins Bad. Ich schaffte es gerade noch so bis zum Klo, bevor sich mein Mageninhalt einen Weg in die Freiheit suchte. Nach ein paar Minuten des Kotzens bemerkte ich eine zweite Person im Bad. Es war Flo. Er trat neben mich und tupfte mir mit einem Taschentuch meine Schweißnasse Stirn ab. "Wenn's dir ein Bisschen besser geht kannste in die Küche kommen. Ich hab Frühstück gemacht", flüsterte er. Dann verließ er das Bad wieder. Ich ging erst einmal zum Waschbecken. Während ich mir meinen Mund ausspülte sah ich mich im Spiegel an. Mit meinem Aussehen könnte ich glatt einem Untoten Konkurrenz machen, so fertig wie ich aussah. Da es eh nichts gebracht hätte versuchte ich gar nicht erst mein normales Spiegelbild wieder herzustellen. Stattdessen schlurfte ich in die Küche wo bereits Flo den Tisch deckte. Ich ließ mich auf einen Stuhl fallen, lehnte mich zurück und fing an meine Schläfen zu massieren. Flo kam auf mich zu und umarmte mich von hinten: "Brauchst du irgendwas, ne Tablette oder ne Massage?" Ich stockte. Seit wann bitte benahm Flo sich so merkwürdig? Schon den ganzen Morgen hatte ich das Gefühl, dass Irgendwas anders zwischen uns war als sonst. Irgendwie war eine Art Spannung zwischen uns, die bis vor ein paar Tagen noch nicht existiert hatte. Wüsste ich doch bloß was gestern passiert war... "Hier", unterbrach mich Flo in meinen Gedanken. Er hielt mir ein Glas Wasser und ein Aspirin hin. "Danke", brummelte ich und nahm beides entgegen. Flo setzte sich mir gegenüber an den Tisch. Ich bemerkte wie er mich immer wieder verstohlen ansah, während er sich ein Brötchen mit Nutella bestrich. Immer wenn ich ihm dann in die Augen sah, guckte er beschämt weg und lächelte schief. Was war heute nur los? Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und fragte nach: "Boah Diggie, jetzt sag mal, was ist los?" Flo starrte mich einen Moment an als hätte ich ihm gerade erzählt, dass ich in Wahrheit kein Mensch sondern eine Kreuzung aus einem Alien und einer Nacktkatze sei. Allerdings fing er sich relativ schnell wieder und setzte wieder ein schiefes Lächeln auf. "Auch nen Brötchen?", fragte er als wäre nichts gewesen. Ich schüttelte nur den Kopf. Wenn Flo mir nicht sagen wollte was los ist, könnte ich ihm auch nicht helfen. Ich trank schnell mein Glas aus, stellte es zur Spüle und wollte mich von meinem besten Freund verabschieden. "Jo ich geh dann mal. Vanessa macht sich bestimmt schon Sorgen wo ich bleib." Flos Blick wurde augenblicklich ein Stückchen trauriger. "Du willst schon gehen? Du hast ja noch nicht mal was gefrühstückt! Ich war extra beim Bäcker!" "Vanessa wartet bestimmt auf mich." "Mhh, stimmt ja. Vanessa. Deine Freundin", sagte Flo sarkastisch. Was sollte das denn jetzt bitte? Was hatte Flo plötzlich gegen Vanessa? Er hatte sich doch immer super mit ihr verstanden! "Sorry Flo, aber ich hab jetzt echt keinen Bock mehr auf deine Zickereien, ich geh jetzt", meinte ich leicht angesäuert bevor ich die Küche verließ. "Hey sorry, so war das doch gar nicht gemeint! Frodo, bitte!", rief mir Flo hinterher. Doch ich ignorierte ihn. Ich lief zur Tür zog meine Jacke und Schuhe an und wollte gerade die Wohnung verlassen, als sich zwei Arme von hinten um meine Taille legten. Flo legte seinen Kopf auf meine Schulter. "Frodilein, bitte sei nicht sauer auf mich, ich hab dich doch lieb!", nuschelte er in meine Haare. Verwundert löste ich mich aus seiner Umarmung und trat einen Schritt zurück: "Jetzt mach mal halblang! Ich hab nur gesagt, dass ich nach Hause gehen will, nicht dass ich dich nie wieder sehen will." "Ähh...jaaa...also...", verlegen rückte Flo seine Cap zurecht während sich seine Wangen zartrosa verfärbten. "Na dann tschüss, bis bald mal", verabschiedete ich mich. Flo winkte mir noch einmal, bevor er die Tür hinter mir schloss.

Wenig später erreichte ich die UWG. Ich schloss die Tür auf und machte mich erst einmal auf die Suche nach meiner Freundin. Schließlich fand ich sie in der Küche. Sie saß mit dem Rücken zu mir am Küchentisch und schlürfte eine Tasse Kaffe. "Hey Schatz, bin wieder da", rief ich. Als Vanessa nicht antwortete fragte ich nochmal nach: "Vanessa?" Plötzlich hörte ich ein unterdrücktes Schluchzen. "Schatz?", fragte ich alamiert, "Was ist los?" Ich trat ein Stück näher an meine Freundin heran und wollte sie umarmen, doch Vanessa stand nur, ohne ein weiteres Wort zu sagen, auf, quetschte sich an mir vorbei und stürmte aus der Küche. Ein paar Sekunden später hörte ich die Badezimmertür zuknallen. Verwirrt stand ich da. Waren heute denn alle verrückt geworden? Schnell lief ich meiner Freundin hinterher. Auf dem Flur rannte ich volle Kanne in Jako hinein. "Was willst du denn noch hier?", fragte er mich abfällig. Oh bitte! Nicht auch noch Jako! Warum schien mich auf einmal jeder zu hassen? "Kannst du mich bitte vorbeilassen? Ich muss dringend zu Vanessa!", jammerte ich verzweifelt. Ungläubig starrte mich Jako an: "Damit du sie nochmal verletzt oder was? Nee, nee! Geh doch zu deinem Neuen, hä?" "Was? Ich hab euch allen doch nichts getan! Und Vanessa schon gar nicht! Außerdem was für einen Neuen? Was redest du da?", ich war total verzweifelt. Das konnte jetzt doch nicht wirklich sein Ernst sein. Langsam beschlich mich das dumpfe Gefühl, dass das alles mit gestern Nacht zusammenhing. Hätte ich doch bloß nicht so viel getrunken! Dann wüsste ich jetzt wenigstens was die alle hatten. Ich war mir jedoch zu 100% sicher, dass ich Vanessa niemals verletzten, geschweige denn betrügen würde, egal wie viel ich getrunken hatte. Ich liebte sie doch! Ich wollte mich an Jako vorbeidrücken, doch dieser hielt mich erneut auf indem er mich am Arm festhielt. "Es wäre glaube ich echt für uns alle besser wenn du jetzt gehen würdest", meinte er zwar schon ein bisschen ruhiger, allerdings immer noch ganz schön bestimmt. "Bitte, bitte, lass mich durch! Ich will doch nur mit Vanessa reden", langsam sammelten sich Tränen in meinen Augen, das war alles zu viel für mich! "Hey Jako, kommst du mal?", rief Felix aus seinem Zimmer. Jako zögerte kurz bevor er mich losließ. "Glaub mir, es wäre echt besser wenn du von hier verschwindest", flüsterte er mir noch zu bevor er in Felix's Zimmer verschwandt. Nun stand ich hier im Flur. Allein. Den Tränen nahe. Ich wollte nicht weinen, ich wollte einfach nur dieses riesengroße Missverständnis aus der Welt schaffen. Also atmete ich einmal tief durch, wischte mir meine Tränen weg, straffte die Schultern und klopfte schließlich zaghaft an die Tür des Badezimmers, aus dem leises Schluchzen zu hören war. "Vanessa? Können wir mal reden? Bitte!", fragte ich schwach. Das Schluchzen wurde leiser. "Bitte geh! Hast du mir nicht schon genug angetan?" "Bitte Schatz, ich liebe dich doch! Ich hab wirklich keine Ahnung mehr was gestern Nacht passiert ist und was dir Jako für ne Grütze erzählt hat, aber bitte glaube mir, ich würde dich nie betrügen! Ich...", meine Stimme wurde bei jedem Wort leiser, bis sie schließlich ganz versiegte und sich in ein stilles Weinen wandelte. Stille. Keiner sagte ein Wort. Ich weis nicht wie viel Zeit vergangen war bis Vanessa plötzlich anfing zu schreien: "Gebs doch einfach zu! Ich hab dich doch gesehen! Du und Flo! Zusammen in der Sofaecke. Beim Rummachen. Du hast dich gar nicht für mich interressiert, hast mich noch nicht einmal bemerkt, hast dich einfach weiter mit Flo vergnügt. Flo, dein bester Freund! Wie konntest du mich nur betrügen? Und dann auch noch mit Flo? Du wusstes doch, dass ich mich auch super mit ihm verstanden habe. Wie konntest du nur alles zerstören?""Was redest du da? Das hätte ich doch niemals getan!", ich war völlig am Boden zerstört. Eigentlich war ich mir immer noch sicher, dass das alles ein riesengroßes Missverständnis war, aber mittlerweile zweifelte ich daran. Es konnte doch nicht ernsthaft sein, dass ich Vanessa mit Flo betrogen hatte. Mit Flo! Meinem besten Freund! Oder doch? Vanessa hatte mittlerweile wieder bitterlich angefangen zu weinen. Ich wollte sie tröstenn, doch ich wusste beim besten Willen nicht wie. Schlaff lehnte ich mich gegen die Tür und ließ mich langsam an dieser heruntergleiten. Eine Zeit lang saß ich so da und wusste nicht was ich tun sollte. Heiße Tränen rannen mir über die Wangen. Ich hatte alles verbockt!

Nach einiger Zeit kamen Jako und Felix vorbeigelaufen. Während mich Jako einfach komplett ignorierte, blickte mich Felix mit einem Todesblick an. Das war jetzt endgültig zu viel. Ich stand auf und stürmte aus der WG. Wo sollte ich jetzt hin? Gerade als ich mich entschlossen hatte der HWG einen Besuch abzustatten, rief mich Flo an. Ich wusste zuerst nicht ob ich rangehen sollte, tat es aber schließlich doch einfach. "Flo, stimmt das was Vanessa mir erzählt hat? Sag einfach ja oder nein", fragte ich ihn ohne auch nur eine Begrüßung abzuwarten. Schweigen. Flo sagte kein Wort. "Bitte, sag einfach", fragte ich ein weiteres Mal verzweifelt, "Ich hab keine Ahnung was gestern passiert ist. Ich muss es wissen!" Es schien mir wie eine Ewigkeit bis Flo antwortete.








Last Night (Froid TS)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt