Da ist er. Schon wieder. Er tut nichts, er steht einfach nur da und sieht zu meinen Fenster hinauf. Schnell ziehe ich die Gardinen zu und verlasse den Raum. Mit festen Schritten gehe ich ins Badezimmer, einem Nervenzusammenbruch nahe. Ich schlüpfe aus meinen Alltagsklamotten und steige in die Dusche. Doch auch das warme Wasser kann mich nicht beruhigen. Ich versuche mich zu entspannen, doch jedes Mal, wenn ich die Augen schließe, sehe ich ihn vor mir. Ich weiß nicht, wer er ist, oder was er will. Ich weiß nur, dass er mich verfolgt, beobachtet und mir still und heimlich auflauert. Er ist überall. Überall wo ich auch bin. Im Supermarkt um die Ecke, am Schulhof, in der Bücherei. Er zeigt niemals sein Gesicht, aber ich weiß, er es ist. Jedes Mal.
Ich drehe das Wasser ab und steige aus der Dusche. Als ich nach einem Handtuch greife, fällt mir ein Zettel in meiner Jeanstasche auf. Ich hebe ihn auf und entfalte ihn. "Waschmittel kaufen" steht darauf. Und da fällt es mir wieder ein. Ich sollte Waschmittel für meine Mutter kaufen, da sie heute Spätschicht hat und erst nach Hause kommt, wenn schon alle Supermärkte geschlossen haben. Ich klatsche mir gegen die Stirn und werfe einen Blick auf die Uhr, die an meiner Zimmerwand tickt. Viertel vor acht. Die Geschäfte haben bis 20 Uhr geöffnet. Wenn ich es noch schaffen will, muss ich mich beeilen. Ein Schauer läuft mir bei dem Gedanken über den Rücken, dass ich jetzt um diese Uhrzeit noch alleine hinaus soll. Es ist Herbst und bereits stockdunkel. Doch mir bleibt keine Wahl. In Sekundenschnelle schlüpfe ich in Unterwäsche, Jeans, ein Sweatshirt und meine Lieblingsstiefletten. Meine nassen Haare lasse ich so, wie sie sind, zum föhnen bleibt mir keine Zeit mehr.
Ich schnappe mir etwas Geld und meinen Wohnungsschlüssel und verlasse unser Appartement im achten Stock. Das Hochhaus, in dem ich zusammen mit meiner Mutter und meinem Hund Balu lebe, ist sehr belebt und macht so einen Einbruch fast unmöglich. Balu ist ein hellbrauner Zwergspitz, mit strahlenden, freundlichen Augen und einer immer hechelnden Schnauze. Meine Mutter wollte nie einen großen Hund haben. Doch das hat auch seine Vorteile, denn wenn ich Balu zum Einkaufen mitnehmen soll, kann ich ihn einfach in den Fahrradkorb setzen, der an meinem Lenker befestigt ist.
Auf dem Gang begegne ich vielen Nachbarn und bin dankbar, dass ich nicht alleine im Haus bin, auch wenn meine Mutter nicht da ist. Doch als ich die Eingangstür im Erdgeschoss öffne, umschlägt mich sofort die eisige Kälte der Nacht und mir wird auf unschöne Art bewusst, dass mein Outfit doch ein wenig zu frisch ist.
Mit schnellen Schritten schreite ich auf die New Yorker Straßen, die auch noch um diese Uhrzeit gut befüllt sind. Ich laufe zum Supermarkt und hoffe, dass er noch geöffnet hat. Und tatsächlich, in großen, leuchtenden Buchstaben sehe ich schon von Weitem das Wallmarkt-Schild zusammen mit all den anderen Straßenschildern um die Wette leuchten. Ich flitze hinein, bedacht darauf, möglichst schnell wieder nach Hause zu kommen. Als ich den Laden kurz darauf verlasse, habe ich das Waschmittel und eine extragroße Packung Schokokekse unter meinem Arm. Nehmt's mir nicht übel, ich bin auch nur ein Mädchen, das seine tägliche Zuckerzufuhr braucht.
Zitternd mache ich mich auf den Weg in die Dunkelheit. Was ist, wenn ER mir auflauert? Mich verfolgt? Ich schließe meine Augen und versuche an Balu zu denken, der daheim schon auf mich wartet und meine Schokokekse, mit denen ich mir heute vor dem Fernseher einen schönen Freitagabend machen werde. Vielleicht lade ich ja auch Demi zum Übernachten ein. Ach nein, die ist ja mit ihren Eltern übers Wochenende zu ihren Großeltern gefahren.
Als ich Schritte hinter mir höre, reiße ich die Augen auf und renne los. Ich renne und renne, bis ich vor unser verschlossenen Eingangstüre stehe und mit zittrigen Händen den Schlüssel aus meiner Tasche fische. Erleichtert sperre ich auf und knalle die Tür sofort zu. Im Aufzug versuche ich mich wieder zu beruhigen und meine Atmung zu regulieren. Alles okay Selena, dir ist nichts passiert. Erleichtert sperre ich die Wohnungstür auf, wo mir sofort ein freudig bellender Balu entgegen springt und mich fast zu Tode erschreckt. Als ich mich wieder gefasst habe, gehe ich in mein Zimmer um meine Klamotten gegen meinen gemütlichen Pyjama einzutauschen und mich abzuschminken. Anschließend gebe ich Balu sein Abendessen, welches er begeistert annimmt und kuschle mich mit meinen Keksen in eine Decke, auf der Couch. „Endlich!", denke ich mir, als ich den Fernseher einschalte und gerade eine neue Folge Pretty Little Liars anfängt.Du siehst mich nicht. Du hörst mich nicht. Aber glaub mir, ich bin da.
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Stalker - Jelena
FanfictionSelena hat seit Wochen das Gefühl, beobachtet zu werden. Die hübsche Latina fühlt sich verfolgt und überwacht. Noch weiß sie nicht, was los ist, weiß nichts, über die Besessenheit und krankhafte Hingabe ihres Stalkers.