Stay gold

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Der Weg ist nicht mehr lang und dennoch ist er schwer. Die Bäume werden immer dichter , die Erinnerungen immer mehr und langsam erreiche ich die Lichtung. Fast jeden Tag war ich hier . So viel ist hier passiert. So Viele Erinnerungen hängen an diesem Ort. Mit dem Auto komme ich nicht mehr weiter , aber es sind auch nur noch 5 Minuten zu Fuß... Es ist genau wie vorher. Ich stelle mir vor , wie Justus und Marie neben mir laufen. Es war unser Platz.Ein Platz der nur uns gehörte. Ein Platz den uns keiner nehmen konnte. Vor mir sehe ich den See. Wie viele Bahnen wir in ihm geschwommen sind. Unser erster Kuss. Hier hat Marie mich geküsst . Mein erster Kuss. Ja es war der beste erste Kuss , da ich sie liebte. Von ganzem Herzen. Wir dachten, dass uns nie etwas trennen könnte. Doch wie unrecht wir in unserem jugendlichem Leichtsinn hatten. Ja ich weiß ich bin jetzt auch nicht Erwachsen und das möchte ich auch nicht sein , doch es hätte uns klar sein müssen. Niemand kann für immer zusammen sein . Ein Leben ist vergänglich . Irgendwann geht jeder. Immer wenn jemand diese Gedanken von mir kennenlernt , halten sie ich für kalt und herzlos. Vielleicht bin ich das auch , doch nur so kann man sich selbst schützen. Vor mir sehe ich Ihre Silhouette . Wie sie dort immer saß und auf mich gewartet hat. Sie war immer die erste , welche an unserem Platz war. Beinahe jeden Mittag hat sie gewartet. Meine erste und einzige Liebe. .Wir haben hier alle zusammen das erste mal getrunken, geraucht und alles geteilt. Immer wieder kommen mir Erinnerungen hoch.Wie wir mit den Farbbeuteln hier lang gerannt sind und uns beworfen haben. So lange kannten wir uns. Marie , Justus und ich . Ich weiß noch genau wie wir drei Hände haltend nebeneinander standen. Wir haben uns geschworen uns nie alleine zu lassen .

Eine Träne läuft über meine Wange. Erinnerungen sind eine schwere last , wenn die schlechten überwiegen. Aber auch die Guten Erinnerungen können verletzten.. Es waren die glücklichsten Momente die wir zusammen verbracht haben , doch dieser Ort hat mich auch kalt werden lassen. Meine Beine tragen mich zu unserem Baum. ich falle auf die Knie und fange an zu graben . Ist sie noch da ? Das einzige was ich von Marie noch habe ... Die Erde drückt sich unter meine Fingernägel , doch es ist mir egal . Es muss hier sein. Das Loch wird immer tiefer und meine Hoffnung schwindet. immer mehr Tränen gleiten an meinem Gesicht entlang. Ich habe mir geschworen diese Gefühle nie mehr zu fühlen , doch es geht nicht . In meinem Herzen herrscht zwar tiefe Nacht , dennoch ist dort ein kleiner Lichtschimmer. Ohne es zu wollen wird er langsam größer . Auch wenn dieser Ort nicht nur gutes mit sich trägt , zeigt er mir trotzdem die schönen Seiten meines Lebens.

Ich habe ihr versprochen immer zu kämpfen. Was ist bloß aus mir geworden ? Die Menschen die mich liebten habe ich enttäuscht. Bitte seid nicht böse auf mich . Flehend schaue ich zum Himmel. Können sie mich hören und sehen ? Wäre Steffi doch bloß hier. Nur ihr habe ich von diesem Platz erzählt .. Ich spüre Metall an meinen Fingerkuppen. Kalt und so leblos fühlt es sich an . Doch es steckt so viel Leben in dieser Kiste. Ich habe es geschafft . Vor mir erscheint die alte Kiste. Hier sind unsere ganzen Erinnerungen drin. Meine Finger zittern beim öffnen. Der Tag an dem wir sie vergraben haben erscheint mir so nah. Es war warm . Die Sonne schien und wir haben hier zusammen gesessen und geraucht. Es waren eine unserer ersten Zigaretten.. Wir haben nur den Tag genossen. Maria kam mit der Idee an hier Dinge zu vergraben , um sie nach Jahren auszugraben und die alte Zeit wieder zu spüren. Ja die alte Zeit in der wir gelacht haben. In der wir hier saßen und sie mich getröstet hat. Die Zeit in der wir auf die dumme Idee gekommen sind. Wo sie von mir ging .

Meine Hände klammern sich um die Büchse . ich sehe ihr Lächeln vor mir. Es hat mir immer Kraft gegeben . Ihr Lächeln hat mich aufstehen lassen. Ist es richtig , dass ich mich jetzt so bei dem Lächeln von Steffi fühle ? Ich ziehe die Dose an meinen Körper. Das kalte Metall berührt meine Kleidung und trotzdem spüre ich die Kälte durch diese hindurch. Langsam sinke ich zu Boden. ich kann mich nicht mehr halten. Es ist zu viel . mit der Dose im arm liege ich auf dem Boden. Die Kälte spüre ich nicht mehr . Mein Herz möchte schreien, es möchte raus und all das los werden, was es so tief in sich verbirgt. Den ganze Schmerz , welchen ich immer betäubt habe kommt hoch. Eine Welle übermannt mich . Fühlt es sich so an zu ertrinken ? Hast du auch keine Luft mehr bekommen ? Ihr Anblick kommt hoch. Justus wusste als einziger was passiert war. Wir haben doch nur rumgealbert. Alles zuckt und mein Herz krampft. Wo ist mein Gras ? Der Schmerz soll aufhören. Sie soll aufhören , mein Kopf soll aufhören . Bitte hör auf mir so weh zutun. Ich wollte es doch nie . Ich liebe dich doch ! Bevor ich komplett zusammen breche krächtze ich diese Worte nur noch . Kein bisschen Kraft steckt mehr in meinen Knochen . Die Zeit vergeht langsam , doch mein Körper ist nicht in der Lage sich zu regen. Meine Augen schließen sich langsam.

Nature's first green is gold,

Her hardest hue to hold.

Her early leafs a flower,

But only so an hour .

Then leaf subsides to leaf.

So Eden sank to grief .

So dawn goes down to day.

Nothing gold can stay


-Robert Frost


Wie ein flüstern höre ich es in meinem Ohr. Sie hat es mir immer vorgetragen , doch ich habe es nie verstanden . Bevor sie mich verließ sagte sie : ,, Stay gold." Nie wusste ich was sie mir damit sagen wollte , doch nun erscheinen ihre Worte klarer in meinem Kopf. Ich beginne zu verstehen. Doch ich bin nicht in der Lage aufzustehen oder meine Augen zu öffnen. Doch möchte ich das ? Möchte ich nicht lieber ihrer weichen Stimme lauschen und für immer hier bleiben. Wo mir keiner etwas kann ?











Und plötzlich sah ich SieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt