Hier sitze ich nun. Mit den Nerven am Ende. Einer aufgelösten Doktorin gegenüber und einer aufgelösten Mom neben mir. Ich kam noch nicht so richtig auf diese Situation klar, unsicher was als nächstes passieren würde. Haarzelleukämie. Das war die Diagnose des Connecticut Childrens Medical Center und ich hatte keine Ahnung von dieser Krankheit und was sie mit meinem Körper anstellte. Nur die kurzen Informationen von Dr. Dawson waren noch irgendwo in meinem Hinterkopf, doch ich konnte sie nicht zuordnen. Ab dem Wort 'Leukämie' hatte ich sowieso nicht mehr zugehört. Ich hatte Krebs. Ich hatte kleine haarförmige Krebszellen in meinem Körper und hatte das Ganze unbewusst zwei oder drei Wochen mit mir herumgetragen. Warum? Warum ich? Warum gerade jetzt, wenn ich mit Logan zusammen war? Wenn meine Noten in der Schule gerade erst auf einen guten Durchschnitt gekommen waren? Wie sollte das fortan laufen? Dr. Dawson erklärte es uns aber ich konnte nicht zuhören. Wie auch, ich hatte erfahren, dass das Krankenhaus für mindestens fünf Jahre lang mein zweites Zuhause sein würde. Jede Woche eine Injektion abholen und nach ein paar Tagen wieder hierhin fahren, nur um dasselbe zu wiederholen. Ich hasse Spritzen abgöttisch und für mein Leben lang werde ich nicht mehr ohne leben können. Also vermutete ich mal. Ich hatte ja keine Ahnung, was Dr. Dawyon da von sich gab. Meine Ohren wahren auf Durchzug.
Auf dem Weg nach Hause schaute ich nur stumpf aus dem Fenster. Regentropfen perlten die Scheibe herunter und ich sah mein eigenes, blasses Gesicht das sich in der Scheibe wiederspiegelte. Die nächsten Tage sollte es immer so weiter regnen. Passte ja zu meiner Stimmung. Aber ich war froh darüber, dass der Sommer nun vorbei war wir steuerten schon auf den Oktober zu. Mit freudigen Erwartungen auf den 20., meinem Geburtstag. Yeay. Freude. Hust hust.
Als wir gerade am Kapitol entlangfuhren fiel mir plötzlich wieder ein, dass ich Logan das Ergebnis mitteilen wollte. Ich schrieb ihm aber einfach nur:
Sind gleich da.
Dann fand ich den richtigen Moment meiner Mom von meinem neuen festen Freund zu erzählen.
"Mom, Logan und ich sind jetzt zusammen."
Sie starrte stur auf die Straße und schaltete nun endlich den Scheibenwischer ein. Sie hatte rote aufgequollene Augen. Sie hatte viel geweint, während Dr. Dawson geredet hatte. Ich räusperte mich und sie drehte sich leicht erschrocken zu mir um. "Wie bitte?" Ich wiederholte meinen Satz und sie antwortete halb wehleidig, halb erfreut:"Echt? Das finde ich schön süße, ehrlich. Viel Glück euch beiden." Und genau mit so einer Reaktion hatte ich gerechnet. Auch wenn wir nicht gerade im Krankenhaus gewesen waren und erfahren hätten, dass ich Krebs hatte.Zuhause angekommen schloss meine Mom die Haustür auf und ich ging gleich hoch, und fand Logan auf dem Schreibtischstuhl in meinem Zimmer sitzend wieder. Ich schloss die Tür und er stand auf und kam mir entgegen. Schon als ich auf ihn zuging liefen die Tränen in Strömen mein Gesicht herunter und als wir uns dann in den Armen lagen fing ich hilflos an zu schluchzen. Alles wurde nebensächlich, nur seine Arme waren mir in diesem Moment bewusst. Wir setzten uns auf mein Sofa und Logan streichelte beruhigend meinen Rücken, während ich seinen Pulli vollheulte. Es dauerte eine ganze Weile bis ich mich wieder beruhigt hatte und ich ihm einigermaßen die Situation schildern konnte. Als ich fertig war mit erzählen atmete Logan erstmal hörbar aus. Natürlich war es für ihn ein Schock. Wir kannten uns schon unser gesamtes Leben. Es würde schon etwas ausmachen wenn ich ab jetzt Haarzellleukämie hatte. Einiges sogar, würde ich mal sagen.
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Unexpected 2
Teen FictionMia steht vor einer Herausforderung: Haarzelleukämie. Das Krankenhaus wird ihr zweites Zuhause, aber das ist noch nich zu viel; Logan und sie stehen vor dieser großen Krankheit und sind dazu noch unsicher, was es damit auf sich hat. Eine große Hürde...