SPIN OFF - Misha II

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Am nächsten Morgen frühstücken wir gemütlich, gegen elf verlasse ich mit Draguna die Wohnung. „Willst du noch mit zu mir?" „Nein danke Dragu, ich sollte vielleicht nach Hause. Ich hatte meine Eltern nichts von der Übernachtung erzählt." „Dann beeil dich, nicht das sie sich Sorgen machen." Ich ziehe die Augenbraue hoch und sie zuckt nur mit den Schultern, natürlich weiß sie, wie es bei mir derzeit aussieht. Aber sie hat wohl nicht den guten Glauben in Eltern verloren, dabei sind ihre nicht gerade besser. Dennoch gehe ich ängstlich nach Hause, ich habe eigentlich keine Lust auf einen Anpfiff. Zaghaft öffne ich die Tür, erst einmal lausche ich. Da sind doch mehrere Stimmen zu hören? Meine Mutter, mein Vater und noch jemand. Neugierig laufe ich ins Wohnzimmer, neben meinem Vater auf der Couch sitzt eine junge Frau. Sie ist leicht dunkelhäutig, hat blaue Augen und eine traumhafte Figur, auch ohne, dass sie sich vorstellt, weiß ich wer sie ist. In unserem Haus, auf unserer Couch, sitzt wirklich Papas Affäre. „Was will die hier?" Wütend schaue ich sie an, sie scheint sich keiner Schuld bewusst zu sein. „Misha, sei bitte freundlicher zu unserem Gast. Michelle wollte sich mir vorstellen." „Aha, seit wann macht ein Flittchen so etwas?" „MISHA!!" Nun wird mein Vater laut, wütend schaut er mich an, seine Augen sind voller Hass. „Misha...ich glaube wir sollten dir etwas erzählen." Meine Mutter klopft auf den leeren Platz neben sich, ihre Augen sind sehr traurig, dennoch lächelt sie. „Was ist los?" Ich setze mich zu ihr und sie nimmt mich in den Arm. Sanft küsst sie meine Haare und streichelt meinen Oberarm, dann schaue ich zu meinem Vater. Er hält die Hand von diesem Flittchen, mein Körper versteift sich, meine schlimmsten Albträume werden gerade wahr. „Mäuschen, dein Vater und ich lassen uns scheiden." „Wie bitte?" „Ja, es ist besser so." „Wegen ihr?" Ich fixiere die junge Frau, die vielleicht zehn Jahre älter ist als ich, wenn es hochkommt. „Wir lieben uns Misha und Michelle freut sich schon, wenn sie Zeit mit dir verbringen kann." „Lass mal mit einer Familienzerstörerin möchte ich nichts zu tun haben." Ich verschränke die Arme vor meinem Körper und schaue weiterhin böse zu ihr. Michelle scheint sehr niedergeschlagen deswegen zu sein, aber wieso nur? Immerhin will sie doch nur meine Familie zerstören und mehr nicht, reicht es nicht, dass sie schon hier ist? „Misha, es tut mir leid, dass du mich als einen bösen Menschen ansiehst, aber ich liebe deinen Vater wirklich. Du warst doch bestimmt auch schon mal verliebt oder?" „Ja, aber nicht in einen verheirateten Mann mit Kind." Das muss gesessen haben, denn sie schluckt und ihr steigen Tränen in die Augen. Mein Vater schüttelt wütend den Kopf und nimmt das Miststück in den Arm. „Ich gehe jetzt, diese verrückte Show brauche ich nicht länger." „Misha bleib hier." Meine Mutter versucht mich noch am Arm festzuhalten, doch ich schüttele sie ab. „Nein, ich brauch das nicht, ich habe mich schon daran gewöhnt keine Familie mehr zu haben." Ich stürme hoch in mein Zimmer und packe ein paar Sachen zusammen, dann renne ich hinaus. Unschlüssig laufe ich drauf los, nebenbei tippe ich eine Nachricht in mein Handy. Ein kleines Lächeln huscht über mein Gesicht und ich ändere meine Richtung. An der nächsten Straßenbahnhaltestelle schaue ich nach und warte zehn Minuten. Dann kommt die Bahn und ich steige ein, genervt lasse ich mich auf meinen Sitz fallen. „Hey." Ich reagiere nicht, wird wieder nur so ein Blödkerl sein. „Hey Misha, hallo?" Langsam drehe ich meinen Kopf, es ist Castiel der drei Reihen hinter mir sitzt, ich winke ihm zu und drehe mich wieder um. Sein wütendes Gegrummel ist nicht zu überhören, plötzlich sitzt er neben mir. „Was ist los mit dir?" „Nichts." „Hör zu, ich bin vielleicht ein Mann, aber selbst ich merke, wenn was nicht stimmt." „Castiel...nerv mich nicht, ich will einfach nicht drüber reden ok?" „Gut, also wäre ein Themenwechsel angebracht oder?" Genervt nicke ich und schaue aus dem Fenster, die Bäume rauschen schnell an uns vorbei. „Wer meinst du macht das Rennen bei Sasa?" „Sag mal...du merkst doch, dass ich keinen Bock habe zu reden, glaubst du wirklich, dass ich dann über das Liebesleben meiner besten Freundin rede?" Castiel zieht die Augenbraue hoch, die Ader auf seiner Stirn sticht leicht hervor. „Cas, sorry, aber ich bin wirklich schlecht gelaunt. Aktuell möchte ich eigentlich nur irgendjemanden schlagen." „Danke lass mal, da biete ich mich nicht an. Möchtest du wirklich nicht reden?" „Nein." „Fährst du zu jemandem, mit dem du reden kannst?" „Ja." „Zu Armin?" Er zwinkert mir zu, ich werde feuerrot, auf einmal fängt er an zu lächeln. „Alles in Ordnung?" „Ja, was soll sein?" „Du lächelst." „Und?" „Naja, seit wann kannst du das?" Er fängt laut an zu lachen und schlägt mir auf die Schulter, dann steht er auf. „Hör zu Misha, ich freu mich, wenn du den Gamer magst. Aber pass mit Kentin auf, er ist glaube ich nicht mehr das Weichei von früher." „Er wird nichts machen." „Da wäre ich mir nicht so sicher, bis morgen." „Bis dann." Schon sitze ich alleine in der Bahn und genieße die Ruhe, wieso denkt jeder so über Kentin? Nach weiteren vier Stationen steige ich nun auch aus, noch einmal schaue ich auf das Handy und versuche mich zu orientieren. Verwirrt laufe ich durch die Straßen, irgendwann stehe ich vor einem kleinen Häuschen. Ich klingle, ein großer Tumult geht drinnen los und die Tür wird aufgerissen. „Heeeyyy Misha, na wie geht es dir?" „Hallo Alexy, alles in Ordnung?" Lachend umarme ich ihn, er grinst mich unverblümt an. „Nichts, nichts, ich freue mich nur dich zu sehen." „Ahja." Armin steht leicht genervt hinter ihm, unsere Blicke treffen sich und er wird rot. Jetzt wird mir einiges klar, Alexy wird uns wohl nicht von der Seite weichen. „Hey Misha." „Hey." Ich lächle den dunkelhaarigen Jungen vor mir an, er nimmt mich kurz in den Arm. „Du klangst sehr besorgt, ist alles in Ordnung?" „Meine Eltern lassen sich scheiden." Weinend drücke ich mich in seine Arme, ich spüre wie er seine Hände sanft über meinen Rücken streicht. „Komm erst einmal ins Wohnzimmer, dann reden wir ja?" Die beiden geleiten mich in das geräumige Zimmer, was mich wundert ist, dass es hier keine Playstation gibt. Alexy geht in die angrenzende Küche und macht einen Kaba für mich. Ein paar Minuten später ist er wieder bei uns und setzt sich neben mich, auf der anderen Seite habe ich Armin. So erzähle ich ihnen alles, nur Sasa und Draguna wissen das noch. Ob es ein Zeichen ist, dass ich das Kentin nicht erzählt habe, aber Armin, den ich erst ein paar Tage kenne? „Willst du heute hier bleiben?" Etwas verwirrt sehe ich Armin an und ich höre links ein Kichern. Natürlich ist das für Alexy besser als eine Soap, immerhin sind wir nun beide feuerrot. „Du kannst ja aber bestimmt auch bei Sasa schlafen, immerhin haben die beiden ja jetzt genug Platz." „Sasa hat derzeit größere Sorgen mit Rafael, da braucht sie nicht noch mich an der Backe haben." Traurig nehme ich meine Beine in den Schneidersitz und seufze. „Nana, was soll das denn? Sasa würde für dich alles tun das weißt du. Egal wie es gerade bei ihr aussieht, sie steht dir bei." „Ich glaube das ist ihr klar Armin, ihr geht es wohl eher darum, dass sie sich nicht noch um Misha sorgen soll." „Ja schon, auch wenn ich weiß, dass sie wohl lieber mir helfen würde als sich mit ihren eigenen Problemen zu befassen." „Das kann gut sein." „Also bleibst du bei uns." Armin lächelt und steht auf, fragend schaue ich ihm nach. „Er wird das Gästezimmer vorbereiten." „Achso." „Ist da jemand jetzt traurig?" Er zwinkert mir zu und ich spüre, wie ich wieder rot werde, lachend steht nun auch er auf. „Kann ich irgendwas helfen?" „Klar, du bleibst da sitzen und schaust fern." „Aber..." „Du bist unser Gast, wenn meine Mutter heim kommt und mitbekommt, dass wir dich arbeiten lassen..." „Ja?" „Dann killt sie uns." „Oder nimmt mir wieder meine Playstation weg." Schmollend steht Armin im Türrahmen, er sieht wirklich niedlich aus. „Was willst du essen Misha?" „Keine Ahnung, eigentlich habe ich gar keinen Hunger." „Du musst aber was essen Kleines." Seufzend sehe ich Alexy an, dann nicke ich, dennoch weiß ich nicht, was ich will. Die Haustür geht auf und eine Frau mittleren Alters mit schwarzen Haaren. „Hallo Mama, das ist Misha, sie schläft heute bei uns." Die Mutter der beiden sieht mich erst skeptisch an, dann nickt sie lächelnd. „Was mag unser Gast denn zu Abend essen?" „Das weiß sie nicht, sie hat angeblich keinen Hunger." „Mhm, wie wäre es denn mit Pommes und Fischstäbchen?" Ein kleines Lächeln umspielt meine Lippen, Armin sieht doch erleichtert aus, auch Alexy scheint zufrieden zu sein. „Dann geht ihr Drei mal hoch und ich mache das Abendessen." „Kommt Papa heute zum Essen?" „Nein, er muss noch in der Galerie arbeiten, es wird wieder ziemlich spät." Die beiden nicken traurig und gehen dann mit mir hoch, neugierig schaue ich in die Zimmer. „Das hier ist dein Zimmer." Ich sehe, dass Armin das Bett bezogen hat und meinen Rucksack auf den leeren Stuhl gelegt hat. Dann gehen wir weiter, links liegt Alexys Zimmer und rechts Armins. Dort gehen wir nun auch hinein, man wird fast erschlagen von Spielen für alle möglichen Konsolen. „Du bist ja besser ausgestattet als manches Kaufhaus." „Danke, hast du Lust zu spielen?" Kommentarlos lasse ich mich auf das hintere Ende des Bettes fallen. „Dann lasse ich euch beiden mal alleine." „Ach komm Alexy du kannst doch auch mitspielen." Armin fischt ein Spiel aus einer großen Box, es ist „Super Mario Kart", der blauhaarige Junge grinst. Schon sitzt er neben mir, Armin gesellt sich auf die andere Seite. Wir spielen eine Zeit lang, bis Armins Mutter uns zum Essen ruft, schnell gehen wir runter und setzen uns an den gedeckten Tisch. Natürlich möchte sie wissen, warum ich heute da schlafe, ich druckse etwas herum. Alexy erzählt ihr irgendwann die ganze Geschichte. Traurig schaut sie mich an, sie erzählt mir, dass auch ihre Eltern sich haben scheiden lassen. „Meinst du nicht, dass sie sich Sorgen machen werden?" „Nein, ich bin ihnen ja sowieso egal." „Das bist du nicht Misha, du bist ihre Tochter." „Aber wenn sie mich lieben würden, würden sie sich nicht scheiden lassen." Die Schwarzhaarige zieht eine Augenbraue hoch und schüttelt den Kopf. „Du bist doch alt genug oder? Du brauchst deine Eltern doch nicht mehr in einem Haus oder? Wieso sollen sie zusammen bleiben, wenn sie sich nicht mehr lieben? Nur wegen dir? Ist das nicht etwas egoistisch Misha?" Die Worte treffen mich hart, aber ich fange an, darüber nachzudenken. „Gibst du mir Recht?" „Irgendwie schon...aber es sind doch meine Eltern." „Natürlich, aber müssen immer nur sie das Beste für dich wollen? Du müsstest das doch auch oder nicht?" „Ja..." „Und wenn er diese Michelle liebt, musst du das akzeptieren." „Aber das Mädchen ist doch gerade mal ein paar Jahre älter als sie." „Genau Armin hat Recht, das ist ja fast so, als würde er mit seiner eigenen Tochter ausgehen." „Nana, jetzt mal halblang meine Lieben. Heutzutage ist es doch oft so, dass man sich jemand Jüngeres oder Älteres sucht." „Aber doch nicht fast dreißig Jahre Mama!" Alexy schaut etwas angeekelt, ich kann das gut nachvollziehen, auch Armin schüttelt den Kopf. „Ach Kinder, werdet auch etwas älter, dann seht ihr das anders." „Lass mal Mama, das muss nicht sein." Armin steht auf und räumt die Teller rein, auch ich will aufstehen, doch Alexy drückt mich wieder in meinen Sitz. „Willst du immer noch hier schlafen?" „Ja, ich möchte jetzt einfach nicht nach Hause, weil ich mir denken kann, dass sie warten." „Gut, dann lass mich aber anrufen und ihnen sagen, dass du bei uns bist. Sie sollen sich ja keine Sorgen machen oder die Polizei rufen." Geschockt reise ich die Augen auf, darauf bin ich gar nicht gekommen, dass sie sich solche Sorgen machen könnten. Sie steht auf und läuft zum Telefon, Armin gibt ihr meine Nummer und dann telefoniert sie sehr lange. Natürlich lauschen wir unauffällig und bleiben still am Küchentisch sitzen. Nach einer halben Stunde kommt sie wieder zu uns. „Na habt ihr alles mitbekommen?" „Soweit ja, aber warum hast du so lange geredet?" „Weil ich natürlich auch die Mutter von Misha etwas kennenlernen wollte." Ich schaue etwas verwirrt, Armin seufzt und wird rot, Alexy kichert vor sich hin. „Naja, ich glaube ich gehe dann mal schlafen. Morgen ist ja wieder Schule und ich habe es ja doch etwas weiter als ihr." „Ok, wir gehen auch mit hoch." Alexy verschwindet schnell in seinem Zimmer und wir stehen alleine auf dem Gang. „Naja, ich gehe dann auch mal schlafen. Falls was ist..." „Danke Armin." Ich umarme ihn und ganz langsam legt er seine Arme um mich. Eigentlich will ich ihn gar nicht loslassen, doch er räuspert sich irgendwann und ich schaue zu ihm hoch. „Ja?" „Naja Misha..." „Mhm?" Er schaut mir in die Augen, dann schüttelt er den Kopf und küsst mich. Ganz perplex habe ich die Augen immer noch offen, auf einmal fühle ich mich wie beim Achterbahn fahren. Alles dreht sich und es fühlt sich so gut an, langsam schließe ich die Augen. Nach ein paar Minuten lässt er von mir ab und verschwindet sofort in seinem Zimmer. Verwirrt stehe ich nun da, von links höre ich ein Flüstern, Alexy steht in der Tür. Ich schleiche zu ihm und er schließt die Tür hinter sich, er deutet auf den flauschigen Sitzsack und ich setze mich. „Du willst wissen, was das eben war oder?" „Ja eigentlich schon." „Du müsstest gemerkt haben, dass mein Bruder dich ziemlich gern hat oder?" „Ja." „Aber du weißt schon, dass es da ein Problem gibt?" Verwirrt sehe ich ihn an, was meint er bitte? „Kentin?" „Wieso?" „Weil du ja irgendwie anscheinend mit ihm angebandelt hast." „Wer sagt das?" „Jeder." Alexy sieht mich etwas böse an, natürlich will er seinen Bruder schützen, was ich zu gut verstehen kann. „Alexy...was willst du von mir hören?" „Das du ihn willst." „Ich...ach keine Ahnung." „Dir ist klar, dass das böse enden kann?" „Wieso sollte es?" „Weil ich Kentin nicht traue." „Sag mal...wieso traut ihm niemand? Warum sollte er hier voll seine Army-Künste raushängen lassen?" „Weil der Kerl nicht ganz dicht ist und ich ihm einiges zutraue in der Hinsicht." „Ach Alexy, der wird nichts machen, weil er ja weiß, wie ich sowas finde." „Männern ist das egal." Nachdenklich schaue ich mich in seinem Zimmer um. „Naja, ich geh dann mal schlafen." „Versuche dich zu entscheiden klar?" „Jaja, ich heiß ja nicht Sasa." Grinsend verlasse ich das Zimmer, wenn sie das gehört hätte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 17, 2015 ⏰

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