"Kurzer Haarschnitt, violett gefärbt, das war's dann, Miss".
"Vielen Dank!" Ich schaue mich im Spiegel an, und kann mich selbst kaum erkennen.
"Sind Sie zufrieden?", fragt Mrs. Joucy, meine Frisösin, mich.
"Sie haben das wunderbar hinbekommen, es sieht einzigartig aus!"
Sie errötet. Ich lächele. Sie hilft mir aufzustehen, ich helfe ihr aufzuräumen. Wenn meine Eltern etwas vor heute Abend mitbekommen, dann geht mein Plan nicht auf.
Mit dem Besen fege ich meine braunen Haare auf einen Haufen, bücke mich um den Staubsauger anzustellen und sauge den Haufen weg. Mrs. Joucy betrachtet mich lächelnd."Sie sehen so hübsch aus, Miss Solva!"
Ich grinse sie dankbar an und gehe in meinen Kleiderschrank.
Ich ziehe mein kurzes, schwarzes Kleid heraus und zwänge mich hinein. Das waren wohl 3 Tafeln zu viel Schokolade.Plötzlich vibriert mein Handy auf der Kommode.
"Vergiss nicht um 19:00 im Rendlak, dein Auto wurde heute früh geputzt."
Als ich den Absender sehe seufze ich. Ich hatte gehofft, es wäre meine Mutter, wie das Sprichwort sagt "Hoffnung stirbt zuletzt". Aber es war Léandra, meine Gouvernante.
Meine Eltern waren ziemlich wohlhabend und fanden es für nötig mir eine Gouvernante, einen Koch und ähnliche Personen zu bringen.
Nur weil sie keine Zeit für mich hatten.
Also hatte ich mit Léandra geplant, dass ich nach Vancouver fliegen würde. Beaux-Chalais, der Ort wo unser Haus und unser Garten lagen, ist in Süd Frankreich, meine Eltern sind aber beide Amerikaner.
Das Einzige was Léandra nicht von meinem Plan wusste waren meine Haare. Aber ihre Zustimmung hatte ich nicht gebraucht, ich fand meine Haare toll gemacht.Heute Abend war ein Geschäftsessen meiner Eltern, mit "vielen wichtigen Leuten". Mom und Dad wollen, dass ich mich mit diesen Leuten unterhalte um damit ein Studienplatz zu bekommen. Yale und Oxford sind natürlich ihre Favoriten.
Vielleicht werde ich das auch tun.. Nach dem Vancouver Aufenthalt natürlich.Inzwischen sitze ich im Auto, ein Porsche 9/11 in weiß. Meine Schuhe liegen auf dem Beifahrersitz, ich sitze barfuß auf dem Fahrersitz. Ich mache den Motor an und drücke auf das Gaspedal. Innerhalb 20 Minuten komme ich am Restaurant Rendlak an.
Ich stöckele mein Weg zum Eingang, und sehe meine Eltern schon von Weitem. Ich habe noch meine Kapuze an, sodass sie meine Haare nicht sehen. Sie winken mir zu, und drehen sich dann wieder zu dem Geschäftstpartner.
"Hi!", sage ich laut und lasse mich auf den Sitz plumsen, auf dem "Zhumera Solda" steht.
"Zhumera! Wie schön, dass du auch da bist!", meint meine Mutter und deutet auf meine Kapuze, "würdest du die aber bitte abnehmen?"
Sie lächelt leicht, wahrscheinlich bin ich ihr peinlich. Nun, dieses Gefühl wird sich verstärken, sobald meine Kapuze unten ist.
Ich lasse die Kapuze so langsam wie möglich runter, und sehe wie sich alle Münder - wirklich alle, sogar die der Kellner - langsam öffnen. Ich grinse und fahre mir durch die violetten kurzen Haare.
"Na! Gefällt's euch?", ich grinse in die Runde.
Plötzlich höre ich ein Lachen und drehe mich nach links. Dort sitzt ein Junge in meinem Alter, in Smoking angezogen.
"Ich find's cool!", meint er und zeigt dabei auf meinen Haarschopf. Ich grinse ihn an und drehe mich dann zurück zu meinen Eltern, die inzwischen schon mindestens 10 Fliegen geschluckt haben müssen.
"Mund zu, es zieht", meine ich lachend und packe dann meine Jacke. "Ich geh' mal an die frische Luft, euer warmer Atem hat mich schon ganz komisch gemacht."
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Without you
Teen FictionAuch wenn du es versuchst, du steuerst dein Leben nicht. Die Versuche machen dich schwächer, auch als Edelstein. Zhumera kämpft gegen die Langeweile ihrer Eltern und stößt dabei auf Sachen und Menschen, wo sie sich wünscht, sie wäre einfach die bra...