Das Mal der Mörder

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Ich ritt um mein Leben. Ich hörte nichts als meinen laut dröhnenden Herzschlag. Ich ignorierte die Pfeile, die an meinen Ohren vorbei schossen.
Ich trieb mein Pferd zu immer unzumutbareren Geschwindigkeiten an...
Die Bäume lichteten sich und gaben den Anblick einer hell leuchtenden Stadt am Horizont frei. Der Himmel wurde dunkler und erste Sterne über der Kyelathzebene waren zu sehen.
Dadurch bot sich mir aber leider auch kein Schutz mehr vor den Pfeilen meiner Angreifer.
Und die Elfen würden nicht ewig ihr Ziel verfehlen...

Er war schnell, aber unserem Bataillon war noch keiner dieser dreckigen Mistkerle entflohen. Ich schoss immer neue Pfeile ab, bald haben wir ihn, bald haben wir ihn...

Ich merkte, wie mein Pferd schwankte, kurz bevor ich merkte wie es vollends zusammenbrach und nicht mehr aufstand. Ich rollte mich ab, das Bündel aus Stoff und Schreien fest an mich gedrückt, und fing an zu rennen. Ich musste es schaffen. Ich musste einfach!

Der Mensch fing an zu rennen. Er probierte gegen ein Bataillon zu Pferd mit Pfeil und Bogen zu Fuß zu gewinnen...diese Menschen waren sogar noch einfältiger, als ich angenommen hatte...
Ich schüttelte den Kopf, schoss einen Pfeil ab und riss ihm seine Wade auf.

Ich hörte meinen Schrei. Ich spürte, wie ich strauchelte. Ich spürte die Tränen. Aber Ich hielt nicht an.
Ich biss mir auf die Lippe, bis ich Blut schmeckte, aber ich kämpfte mich weiter...

Ich schoss weitere Pfeile und traf seine Schultern, Rücken, Oberschenkel,...aber dieser Volltrottel rannte weiter. Ströme seines dunkelroten Blutes rannten an ihm herrunter und tropften in den Schlamm zu seinen Füßen.
Er wurde langsamer und wir überbrückten immer schneller den entstandenen Vorsprung seinerseits, bis wir ihn schließlich eingeholt hatten.

Ich sah mich riesigen Rössern gegenüber -auf ihnen erhabene Reiter, in wallenden Gewändern, die ihre Pfeile auf mich gerichtet hatten.
Ich geriet in Panik. Es konnte hier nicht enden. Es durfte nicht. Nicht so!
Ich atmete tief ein, dann zog ich blitzschnell mein Messer und rammte es dem Pferd mir gegenüber in den Hals.
Ich flüchtete mich durch die entstandene Schneise.

Mein Pferd fiel und ich mit ihm. Ich sah wie ein Schatten unter mir dahin flog. Instinktiv ließ ich mich auf ihn fallen. Ich hörte einen erstickten Schrei -Sekunden später lag mein Messer an der Kehle des Menschen, der immernoch das Kind fest an sich drückte.
Langsam ließ er seine Klinge fallen, erst dann schob ich ebenso langsam die Kapuze weg, die uns die Sicht auf unseren Flüchtigen versperrt hatte.Bei dessen Anblick weiteten sich meine Augen vor Erstaunen.
Unter mir lag eine Frau...

In einem letzten Anflug von Hoffnung wand ich mich unter dem Elfen hervor und sprang wieder auf. Mit Tränen in den Augen stürmte ich meinem sicheren Tot entgegen. Ich hörte, wie eine Sehne gespannt wurde, dann wurde alles schwarz.

Das Mal der MörderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt