Zu viel des Guten

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Ich war sprachlos. Hatte er mich das wirklich gefragt? Ich bekam Schnappatmung und mir liefen einzelne Schweißtropfen die Stirn herunter. "I-I-Ich weiß nicht..a-aber ich m-muss auch los. B-Bis später, A-Akito." Ich stotterte so heftig wie niemals zuvor. Schnell riss ich meine Zimmertüre auf und stürmte zur Wohnungstür. Ich hörte nur noch, dass Akito meinen Namen rief als ich herausstürmte. Es war aber in diesem Moment uninteressant. Ich wollte nur noch weg. Es wurde alles zu viel. Ich rannte bestimmt 5 Minuten die Straße herunter, bis ich anhielt und mich an eine Mauer lehnte. Langsam sank ich zu Boden. Ich fühlte mich, als würde mein Herz zerreißen. Es war einfach nur schrecklich. Langsam liefen mir die ersten Tränen über meine knallroten Wange. Sie wurden immer mehr. Aber ich schluchzte nicht, ich gab eigentlich keinen Mucks von mir, ich saß einfach nur dort und weinte stumm. Allmählich bildeten die Tränen eine Pfütze auf dem Boden. Ich machte mich ganz klein und dachte nur an Akito. An seine Worte. An sein Gesicht, seinen Körper. All diese Gedanken machten mich nur noch mehr fertig. Verdammt, ich liebe diesen Jungen einfach so sehr, auch wenn wir uns nur knapp eine Woche kennen. So etwas habe ich noch nie erlebt. Ich habe noch nie Herzschmerz erlebt, weil ich mich noch nie in jemanden verliebte, wie in Akito. 

"Kamui?" Ich zuckte zusammen. Diese Stimme würde ich unter tausenden erkennen. Langsam richtete ich mich auf. "Ah, hallo Asuna. Hab dich gar nicht kommen gehört." "Ja, habe ich gemerkt. Komm erstmal her." Sie umarmte mich herzlich. Asuna ist schon seit ich denken kann, meine allerbeste Freundin. Als sie hörte, dass wir umgezogen sind, hat sie 3 Wochen lang ihre Mutter angebetet, dass sie nachziehen. Und nun ist sie hier. "Was ist denn eigentlich los Kamui? Sonst weinst du doch auch nie. Hast du Stress mit deinem Vater?" Ich schüttelte meinen Kopf. "Etwas komplett anderes." Langsam löste ich mich von ihrem Griff und wischte meine Tränen weg. Währenddessen setzte sich Asuna gegen die Mauer und machte Handzeichen, dass ich mich neben sie setzen sollte. Das tat ich auch. "Ich denke, dass ist der richtige Moment es dir zu sagen. Asuna, ich stehe auf Jungs.  Und das schon.." Ich unterbrach, als ich merkte, dass Asuna anfing zu kichern. "Was ist daran so witzig, Asuna?" "Ach nichts, aber es ist ja nicht so, als wäre mir das nicht schon aufgefallen. Kamui, ich wusste das schon lange. Und es ist okay, ich kenne dich so und ich liebe dich so." Sie lächelte mich dabei an. Ich konnte aber nicht erwidern. Zu sehr schmerzte mein Herz von vorhin. "Also, was ist los?" "Nun ja.. ich habe mich in einen Jungen aus meiner neuen Klasse verliebt." "Uhhh, erzähl mir mehr!" Asunas Augen funkelten. Anscheinend mochte sie Schwule doch so sehr. "Und ja, er hatte mich vorgestern zu einer Bank mitgenommen und wollte mich küssen, brach aber kurz vor meinen Lippen ab und verschwand." "WAS!? WAS FÜR EIN SCHWEIN! DEN SCHNAPP ICH MIR!" "Jaja, warte ab. Heute kam er zu mir nach Hause. Er hat mir gebeichtet, dass er sich in mich verguckt habe. Das wurde mir alles zu viel, also bin ich weggelaufen und jetzt sitze ich hier." Asuna schien nachzudenken, denn sie hatte diese Falten auf der Stirn. Auf einmal schnipste sie und stand auf. "Komm mit!" Sie zerrte mich an der Hand. "Wo wohnst du?" "Äh, die Straße hoch." "Alles klar, los gehts!" 

Ich machte große Augen. Wollte sie mich etwa zu Akito schleppen?!



Watashi no rinjinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt