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Ich schlug die Augen auf. Trübes, kaltes Licht fiel durch das staubige Fenster neben meinem Bett. Es war eisig kalt und ich konnte meine Nasenspitze nicht mehr fühlen, die während der ganzen Nacht über dem Deckenrand heraus geschaut hatte. Fröstelnd strampelte ich die ungefärbte Wolldecke ans andere Bettende und setzte mich auf. Wie spät es wohl war. Sieben, acht Uhr? Ich hatte keine Ahnung und warf einen Blick aus dem Fenster. Meine Augen begannen etwas zu tränen, da sie sich noch an das grelle Licht gewöhnen mussten. Die Sonne lies gerade ihre ersten Strahlen über dem Bergkamm hervor lugen. Lange Schatten zogen sich über das ganze Dorf und ich konnte gerade zu sehen wie kalt die Luft war. In Gedanken schien ich noch immer zu träumen und meine Hände schienen von selbst zu arbeiten. Ich zog ein Hemd aus dem Kleiderschrank, das viele Jahre zuvor vermutlich mal weiß gewesen sein musste und jetzt eine eher gelbliche Farbe angenommen hatte. Ich streifte es über meinen Kopf und wühlte in den Schubladen nach meinem mit Nieten besetztem Lederwams, bis ich es aus der untersten Schublade zog. Dazu legte ich mir eine Wald grüne Wollhose und Lederstiefel an, die mir bis zu den Knien reichten.

Zwar war das schon besser als vorher, trotzdem fror ich immer noch. Es war wirklich ein eisiger Tag. Ich stellte mich vor meinen Spiegel und starrte verschlafen das irgendwie fremd wirkende Gesicht darin an. Blasse Haut, Sommersprossen, nussbraune Augen und eine Flut aus matten, braunen Locken, die alle in eine Richtung standen. Ich nahm mir ein Stoffband und strich mir die Haare aus dem Gesicht, band sie zu einem schiefen Lockenkuddelmuddel zusammen und wandte mich vom Spiegel ab.

Nach dem nicht gerade noblen Frühstück bestehend aus einer Scheibe Vollkornbrot mit Butter und einem eiskaltem Tee vom Vortag machte ich mich auf den Weg zu meiner Arbeit. Ich hatte mich verschätzt. Es war nicht kalt, es war die reinste Frostkatastrophe! Der Brunnen war halb zugefroren, die Steinplatten der Straße und die graue Wiese waren mit einer Schicht aus Reif überzogen und an den Hausdächern hingen vereiste Wassertröpfchen, die wirkten, als hätte man einfach die Zeit gestoppt.

Ich rieb die Hände aneinander und beschleunigte meinen Schritt. Im Dorf gab es um diese Zeit kaum jemanden, der noch nicht seinen täglichen Aufgaben nachging. Und so sah es auch auf den Straßen aus. Überall drängten sich Menschen und es schien, als würde ich über eine begehbare Fläche aus Köpfen hinweg schauen. Überall aus der Menge traten kleine Wölkchen aus gefrierendem Atem auf und die Menschen hatten einen grimmigen Gesichtsausdruck aufgelegt und beachteten kaum die Anderen.

Als ich die schmieden erreichte, begann es gerade zu schneien und kleine Flocken blieben in meinen Locken hängen. Mit dem Ellbogen rammte ich die Tür auf und Hitze schlug mir entgegen. schnell schloss ich die Tür, damit die angenehme Wärme nicht flüchten konnte. Ich schaute mich um. An den Wänden hingen massenhaft Werkzeuge jeder Art. Die Wände selbst waren einst in einem warmen Braun gestrichen gewesen, doch die Farbe und der halbe Putz waren abgeblättert und weggebröselt. In der Mitte befand sich eine mit einer kleinen Steinmauer umringte Feuerstelle, in der man die Metalle zum Bearbeiten aufwärmen konnte. Gleich daneben ein schwerer Amboss und ein Wasserbecken zum Abkühlen. Ein alter Mann mit einem zottigem, braunen, öl verschmiertem Bart und buschigen Augenbrauen hämmerte auf eine orange glühende Klinge ein, die bei jeder Begegnung mit dem Hammer Funken spuckte. Der ältere Mann unterbrach seine Arbeit und schaute mich mit seinen trüben, grauen Augen an. Sein Gesicht wirkte wie aus eine grob aus Ton geformte Skulptur, die noch ausgearbeitet werden müsste. Sein Gesicht war von Narben und Falten entstellt, seine knollige Nase war rot angelaufen und sein Mund war schien ein gerader Strich zu sein. Er ging gebückt, als wolle er sich vor heranfliegenden Steinen schützen. Seine knorpligen, schwieligen, im Schmiedefeuer abgehärteten Hände hoben sich und sein sonst so strenger Mund schenkte mir ein Lächeln warmes Lächeln.

"Narra! Du kommst mir gerade richtig. Eine verfluchte Kälte ist mir das heute. Ich bin ja schon ganz verschnupft! „Als wollte er das beweisen schnäuzte er in ein Braunes Stück Stoff. Ich musste lächeln: „Soll ich dir einen Tee machen?" Seine Augen weiteten sich und er durchbohrte mich mit einem fassungslosem Blick: „Herrje nein! Ich werde diese Erkältung auch ohne so ein nutzloses Getränk überleben! Ich habe schon tausend Mal schlimmeres erlebt, da hast du noch in Windeln geschissen! "Er warf empört die Arme in die Luft und drehte sich zum Wasserbecken um die Klinge zu kühlen. Dabei schniefte er trotzig.

"Was steht heute an? Verlangt die Armee immer noch das übliche Zeug?" Argus zog die zischende, rauchende Klinge wieder aus dem Becken und bedachte sie mit einem traurigen Blick. "Sie wollen das Doppelte. Sie sagen, die Verfluchten werden langsam frech. An der Front..." Ich unterbrach ihn:" Das Doppelte? Wir arbeiten doch jetzt schon den ganzen Tag!"

Der Schmied legte seine Stirn in noch mehr Falten, als sie eh schon besaß und meinte: „Ich weiß, Kind, aber wir haben da keine Wahl. Sie bezahlen uns ja auch das Doppelte. Und was ist dir Lieber: Die Armee beschützt uns vor den Verfluchten oder sie werden überrannt weil sie keine Waffe hatten? Stell dir das mal vor. Eine Schlacht mit bloßen Händen. Die würden sich wohl ewig Ohrfeigen geben bis da mal einer umkippt." Er lachte donnernd und hämmerte auf der Klinge weiter.

Ich griff nach meiner Lederschürze und machte mich ans Werk. Ich liebte es zwar hier zu arbeiten, aber da war eine Sache sie ich einfach nicht verstand: Warum kämpft die Armee mit Speeren, Schwertern, Pfeil und Bogen und solchem altmodischem Kram, wenn man auch mit ausgeklügelten Kriegsmaschinen den Feind zerschlagen könnte? Ich hatte schon oft Skizzen gemacht und sogar kleine Modelle gebaut. Aber es gab immer etwas, was mir fehlte. Ein magischer Energiestein. Und meine Oma hat ihren mit ins Grab genommen, als sie vor drei Jahren verschwunden war.

Der Gedanke an sie machte mich traurig und ich ließ meine Wut über ihr Verschwinden und mein Versagen bei der Suche an der Klinge aus. Argus sagt immer, dass die Besten Klingen mit Zorn und Hass gemacht werden. Und so schmiedeten wir noch bis spät in die Nacht Speerspitzen aus Bronze, Stahlschwerter, Schilde, Pfeilspitzen und Dolche.

Ich sackte ich in der Schmiede auf einen hölzernen Hocker zusammen. Argus setzte sich auf seine Bank an der Wand und schloss die Augen. Draußen war es stockdunkel. Eine Weile horchten wir dem Knistern des Feuers. Meine Lieder wurden schwer und langsam begannen meine Gedanken mich von der Schmiede fort zu tragen und führten mich ins Reich der Träume.

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Hier wären wir mit Kapitel I! Bam! Ich hoffe es hat euch, meinen 10 Lesern gefallen xD Lasst mir doch ein paar Tipps da oder am besten eine Stimme für die Story... *Grins*

Also dann, bis nächsten Sonntag, eure Vysenia :D

Die VerfluchtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt