Die Front

Prolog

Er sah sich hastig um und huschte dann ins alte Gemäuer. Seine Haut schien im fahlen Licht des Halbmodes regelrecht zu strahlen.

Lautlos schlich er durch die alte Lagerhalle, vorbei an morschen Holzkisten und zerrissenen Pappkartons. Durch ein offen stehendes Tor glitt er in einen anderen Abschnitt des Fabrikgebäudes.

Er schien nicht darauf achten zu müssen, wohin er trat. Und das, obwohl wohin man auch trat, scharfe Scherben und rostige Nägel warteten. Rote Spuren säumten einen schmalen Weg zum nächsten Tor. Blut?

Wie ein Schatten huschte der Fremde weiter. Direkt auf sie zu.

Sira duckte sich panisch hinter eine der riesigen Kisten. Ihr Herz hämmerte so laut, dass sie sich sicher war, er würde es hören. Sie warf Ruben, der etwas entfernt von ihr ebenfalls hinter einer Kiste kauerte, einen hastigen Blick zu.

Dieser gab den Blick an einen anderen Jungen weiter. Er hatte so blasse Haut, dass er beinahe aussah wie ein Geist oder eine Lichterscheinung. Im Gegensatz zu Zoe, der vierten im Bunde. Ihre gebräunte Haut schimmerte leicht durch ihr nasses, weißes T-Shirt hindurch.

Der Junge mit der blassen Haut schüttelte den Kopf und hob eine Hand. Gerade soweit, dass die drei anderen die Geste sehen konnten.

Noch nicht.

Sira, Ruben und Zoe nickten Paul zu. Um ihre Angst nicht noch weiter hochkochen zulassen begann Sira an ihrem Shirt herum zu fummeln. Immer darauf bedacht, nicht die mit Schorf bedeckten oder die offenen Wunden an Schultern, Bauch und Beinen zu berühren.

Ein leises Rascheln ließ alle die Luft anhalten. Zoe war gegen eine Plane gestoßen!

Der fremde Mann blieb stehen und witterte. Mensch! Er knurrte bedrohlich.

Paul sah seine letzte Chance und hob einen Finger.

Bereit machen.

Zoe und Sira gingen in die Hocke um los zu stürmen. Ruben und Paul drückten sich eng an die Holzwand. Sie waren bereit für Angriff und Verteidigung.

Alle sahen einander an. Paul war der Erste, der seine Hand zur Brust führte. Die Anderen taten es ihm gleich. Jeder spürte es. Die still beschlossene Vereinigung, die sie soeben begangen.

Wir werden nicht weichen. Nicht fliehen, ehe alle von uns in Sicherheit sind. Wir sind die Elite!

Der Fremde schlich in Richtung der Kisten, hinter denen die vier kauerten. Geduckt. In Angriffsstellung. Bereit zum Sprung.

Da sprangen Paul und Ruben auf und warfen sich ihm laut grölend entgegen.

Zoe sah Sira an. Sira sah Zoe an. Und die beiden Mädchen nickten.

Wir sind die Elite! Schoss es Sira durch den Kopf. Dann sprintete sie los.