drei

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Paul:

Sie grinste mich an, griff dann nach meiner Hand und zog mich mit, die breite Treppe hinab, auf den Schulhof hinaus. Ich stolperte ihr hastig hinterher.

Draußen blieb sie stehen und lächelte "Also Paul...",  begann sie "Was wollen wir machen?"

Wieder rein in die Klasse gehen, uns für die Verspätung entschuldigen und so tun als wäre nichts gewesen! Das dachte ich. Aber ich konnte es nicht über die Lippen bringen. Also murmelte ich bloß: "Wir können ins Kino..."

Sie klaschte in die Hände. "Das ist eine gute Idee!"

Ich nickte nur kräftig.

Dann lief sie wieder los. Ich sah ihr einen Moment verträumt hinterher, bewunderte ihren seltsam federnden, gleitenden Gang und blinzelte dann kurz, um mich in die Realität zurück zuholen. Hastig eilte ich ihr nach "Hey, Sira! Warte!"

Sie blickte über die Schulter und wurde etwas langsamer. Ihr Gang blieb geschmeidig wie zuvor, aber sie grinste. Ein betörendes Grinsen. Schnell schaute ich weg.

Sie lachte befreit auf. Plötzlich schien der Schatten, der sie umgeben hatte geflüchtet zu sein.

Dank mir? Oh, wie sehr hoffte ich, dass es so war.

"Also gut!", rief das Mädchen aus, als wir vor dem Kino ankamen. Sira wirkte so vergnügt, dass sie mich mit ihrer Laune ansteckte. "Was für einen Film wollen wir anschauen?"

Ich sah die Filme durch und suchte automatisch nach einem kitschigen, kleine-Mädchen-Film.

"Den da?", fragte sie plötzlich und zeigte auf das Filmplakat eines Horrorfilms.

Ich wandte mich verdutzt zu ihr um. "Sowas guckst du?" Ich musste wohl ziemlich dämlich geguckt haben, denn sie lachte leise.

"Klar. Oder denkst du, ich würde nur Pferdefilme sehen?"

Ich wurde rot. Natürlich hatte ich das gedacht. Ich sollte meine Einstellung zu Mädchen gründlich überdenken.

"Wir sollten reingehen", meinte Sira hastig, als sich der Himmel plötzlich verdüsterte.

*   *   *   

Finnik fühlte die Panik in sich aufsteigen.

Was hatten sie nur mit seinem Yves gemacht!? Nächte lang hatte er wach gelegen und sich gefragt, was mit seinem Freund - und Mitgefangenen - passiert sein konnte und jetzt....und jetzt das! Nie hatte er gedacht ihn so wiederzutreffen. Als so schreckliche Kreatur!

Eines war ihm klar: Yves konnte nicht mehr zurechnungsfähig sein. Er war nun einer von ihnen. Ein Feind.

Das Blut pumpte immer schneller durch seine Muskeln und sein Atem ging immer rasselnder. Als Yves nun sein eines Auge noch dichter ans Glas drückte und Finnick schneidend die Katzenartige Pupille vor seinen Augen sah, fielen sie ihm plötzlich zu.

Er versuchte krampfhaft sich wachzuhalten, aber er versagte.

Finnick war vollkommen versunken und gleichzeitig hellwach. Er spürte wie der Deckel geöffnet wurde und er spürte die kräftigen Arme, die ihn aus dem Glaskasten hoben. Ihm war schwindelig.

Langsam versagte auch sein Atem. Da hörte er Kralles donnernde Stimme: "Beatmet ihn. Er  muss kämpfen und töten können, wenn es losgeht!"

Als nächstes nahm er ein weinerliches Winseln wahr - Fine!
Er versuchte noch heftiger, sich aus dem Schlaf, den Angstzuständen zu befreien, doch es war hoffnungslos.

Und plötzlich war alles noch dunkler und stiller als zuvor. Sein Herz versagte.

Die FrontWo Geschichten leben. Entdecke jetzt