Kapitel 2

81 8 0
                                    

Ich blickte ihr noch lange hinter her. Sie war der schönste Wolf den ich je gesehen hatte. Ihr Fell war wie eine braun, schwarz, weiss vermischte Farbpalette. Ihre Augen, ihre schönen, braunen Augen waren immer noch dieselben. Sogar einige ihrer Gesichtszüge konnte ich in ihrem wölfischen Gesicht wieder erkennen.

Nach einigen Minuten trat James zu mir. „Das ist ein schöneres Geheimnis als unseres. Findest du nicht?" Ich sagte gar nichts. Ich dachte nur, das ich mir eine Woche lang dummes Geschwätz meines Bruders anhören musste.

Nach einer Woche die sich quälend lange dahin zog, fuhr ich im späten Nachmittag zu Tessas Haus. Ich war mir nicht sicher ob sie schon zurück war, aber ich wusste dass sie sich in allerspätestens zwei Tagen verwandeln würde. Das Haus stand verlassen da, als ich auf den Parkplatz fuhr. Die Haustüre war verschlossen, also versuchte ich es an der Hinterseite des Hauses, wo ich freien Blick auf den Wald hatte. Ich trat in das dunkle Haus, erhellte alle Lampen die ich fand und rief Tessas Namen. Niemand antwortete, also trat ich wieder hinaus. Es begann schon zu dämmern, als ich eine Bewegung am Waldrand ausmachte. Zu erst glaubte ich Tessa zu erkennen, doch als ich näher trat bemerkte ich dass es ein anderer Wolf war. Es war ein Raben schwarzer Wolf, der mich anstarrte. Er knurrte und fletschte die Zähne, blieb aber am Waldrand stehen. Langsam erschienen mehr und mehr Wölfe am Waldrand und stellten sich in eine Reihe. Alle begannen zu knurren und zu jaulen, doch bewegten sich keinen Zentimeter. Endlich tauchte auch Tessa, ebenfalls als Wolf, am Waldrand auf. Sie war die einzige die nicht knurrte, stattdessen tänzelte sie nervös hin und her. Sie versuchte zum schwarzen Wolf, wahrscheinlich der Alphawolf, vor zu dringen, doch der schnappte nach ihr, sie unterwarf sich und stellte sich wieder an ihren Platz. Langsam verklang das Knurren und das Wolfsrudel begann, einer nach dem anderen, zu heulen. Es hörte sich traurig an, als würden sie mir ihre Seele ausschütten. Dann verschwanden die Wölfe wieder im Wald, kehrten zurück in ihre vertraute Umgebung. Nur eine Wölfin blieb zurück, Tessa.

Nach dem auch Tessa wieder im Wald verschwunden war, ging ich in Tessas Haus und setzte mich dort auf die Couch. Ich dachte über das nach, was vorher geschehen war. Wieso hatten sich die Wölfe mir gegenüber so komisch verhalten?

Ich musste eingeschlafen sein, denn ich hörte nicht wie Jemand durch die Hintertüre hinein kam, sich in den oberen Stock schlich und kurz danach wieder nach unten kam. Tessa war zurück gekehrt, setzte sich zu mir auf die Couch und wartete bis ich aufwachte. „Du riechst nach Kiefern und Moos", flüsterte ich als erstes. Tessa lächelte, sie sass in der Sofaecke, soweit von mir entfernt wie es nur möglich war. Ich streckte die Arme nach ihr aus und sie rutschte schüchtern zu mir rüber. „Das vorhin im Wald tut mir leid, du denkst sicher das ich voll der Freak bin."

„Nein, ich denke das dieser Alphawolf voll der Freak ist. Wieso hat mich das ganze Rudel so angeknurrt?", er lächelte zaghaft, „Ich hab gedacht ihr stürzt euch gleich auf mich und reisst mich in Stücke."

„Das tut mir ehrlich leid, denn es ist meine Schuld, dass das Rudel so ausgeflippt ist. Denn wir Wölfe kommunizieren mit Gedanken, also man hört die anderen Gedanken und kann sich jeweils auf einen fokussieren. Je nachdem, wie weit man von den anderen Rudermitgliedern entfernt ist, hört man die Gedanken besser, weniger gut oder gar nicht mehr."

„Und was hat das mit diesem Aufstand zu tun?"

„Normalerweise kann ich mich als Wolf an gar nichts mehr von der Menschenzeit erinnern, ausser an meinen Namen, aber bei diesem Mal bist du und die ganze... Vampirsache, mir nicht aus dem Kopf gegangen. Das Rudel konnte meine Gedanken natürlich hören und alle hörten interessiert zu. Die meisten Wölfe waren verwirrt, weil sie nicht wussten wo sie diesen neuen Kram ein ordnen sollten, doch der Alphawolf schob Krise. Dein Bruder hat vor ein paar Wochen einen Wolf umgebracht, vielleicht dachte er das du dieser Vampir warst. Aber ehrlich gesagt weiss ich nicht warum er deinem Geruch gefolgt ist und diesen Aufstand gemacht hat. Ich weiss nicht ob er vielleicht schon ein Mal etwas mit Vampiren erlebt hat, oder ob er einfach nur Angst hatte. Du hast ja dann alles gesehen. Ich wollte alle beruhigen, weil ich Angst hatte sie würden tatsächlich auf dich los gehen. Ich wusste zwar in diesem Moment nicht wer du genau warst und in welchem Zusammenhalt ich zu dir stehe, aber ich wusste dennoch dass du wichtig warst. Zum Glück ist nichts geschehen, ich hätte mir das nie verzeihen können."

WolfsmädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt