Ich zuckte fast ein wenig zusammen, als ich die laute Schulglocke hörte, die mich vom ersten Schultag erlöste. Der Montag war recht langweilig von den Stunden her, deswegen war ich froh, dass ich nun endlich wieder nach Hause konnte. Alles hier deprimierte mich. In den Ferien hatte ich was mit meiner Mom und Liam gemacht, aber jetzt wo ich in der Schule bin und alle Leute zusammen mit ihren Freunden sah, realisierte ich, dass ich dieses eine letzte Jahr nicht ganz allein auf mich gestellt überleben konnte. Ich brauchte jemanden, mit dem ich zusammen im Unterricht nicht aufpasste und über alles reden konnte. So wie früher mit Emily. Aber an den Gedanken an sie ballte sich eine gewaltig Wut in mir an und ich verbot mir über dieses Thema nachzudenken, um unnötige Gefühlsausbrüche zu verhindern.
Ich riss mich zusammen und schaute auf meine Uhr, um auszurechnen wie viele Minuten ich noch hatte bis der Bus kam. Noch 13 Minuten.
Nachdem ich meine Tasche geschnappt hatte und sie mir über die Schulter warf, ging ich in Richtung Ausgang, um keine Minute länger an diesem Ort, meiner persönlichen Hölle, zu verschwenden.In den engen Gängen der Schule kam ich zu meiner Entäuschung kaum vorran, weil sich anscheinend alle Schüler dazu entschieden hatten im Schneckentempo zu laufen und sich glücklich mit anderen unterhieltem. Mir wurde das ganze zu blöd und ich entschied mich einen kleinen Umweg durch den Schulkeller zu nehmen. Wenn ich den Bus verpasste, müsste ich noch 40 Minuten auf den nächsten warten. Darauf hatte ich vorallem heute gar keine Lust. Also bog ich rechts ab und lief die Treppen runter, um in den Kellergang zu gelangen. Im Keller war nie viel los, aber weil hier unten auch das Schwimmbad unserer Schule und ein paar alte Klassenräume waren, waren auch hier noch ein paar Schüler unterwegs. Da ich nicht viel Zeit hatte, lief ich mit schnellen Schritten zur nächsten Treppe, die mich wieder hochführte.
Ich lief an den alten Klassenräumen vorbei und wollte gerade wieder abbiegen, um die Treppe hochzulaufen, als ich plötzlich an meinem Arm gepackt wurde und in einen leeren Klassenraum gezerrt wurde. Während ich noch versuchte mich aus dem kräftigen Griff zu befreien, schaute ich mich gehetzt im dunklen Klassenraum um, um irgendetwas zu finden, das mir helfen könnte mich aus dieser Situation zu retten. Aber bevor ich überhaupt irgendetwas finden konnte, wurde ich an die kalte Wand neben der Tür gedrückt. Ich kniff meine Augen fest zusammen und gab einen kurzen Schmerzenslaut von mir, weil die Wand nicht nur eiskalt, sondern auch viel zu hart für die Wucht war, mit der mich die Person an die Wand gestoßen hatte. Mein Atem war plötzlich ganz schnell und ich hatte Angst meine Augen zu öffnen, denn die Person hatte mich immernoch fest im Griff. Mit pochendem Herzen entschied ich mich sie doch zu öffenen, um Denjenigen, der mir das Ganze hier antat, zu identifizieren. Ich öffnete sie langsam und schaute in eiskalte blaue Augen, die mich von oben herab anschauten. Oh nein...
„Was hast du gehört?!", zischte er mir mit agressiver Stimme und kam meinem Gesicht gefährlich nahe. Bevor ich auch nur irgendetwas schnallte, schoss mir das Blut in den Kopf und meine Beine verwandelten sich in Wackelpudding. Ich wollte wegschauen, aber ich konnte nicht. Er durchbohrte mich mit seinem herausfordernden Blick, der mein Herz dazu brachte im Eiltempo zu schlagen. Auch er atmete schneller als gewöhnlich, was wahrscheinlich daran lag, dass ich mich eben wie eine Bekloppte versucht hatte mich gegen ihn zu wehren. Sein nach Nikotin und Minze riechender Atem schlug mir gegen mein Gesicht und meine Sinne gaben langsam den Geist auf, doch ich riss mich mit meiner letzten Kraft zusammen und versuchte mich wieder in die Realität zu befördern. Was hatte er nochmal gefragt?
„Was?", fragte ich ihn völlig verwirrt mit kratziger Stimme und versuchte mich auf den Beinen zu halten.
„Heute morgen im Sekretariat. Was hast du da gehört?"
Ich musste kurz nachdenken und wusste nicht direkt was ich darauf antworten sollte. Was konnte denn so schlimm sein, dass ich es nicht hören durfte? Das alles machte mir ein wenig Angst.
„Ich hab nichts gehört.", antwortete ich ihm so überzeugend wie möglich. Meine Stimme kratzte immernoch unter seiner Beobachtung und ich hoffte, dass er mir das abnahm. Dabei hatte ich ja wirklich nicht zugehört, weil ich so tief in meinen Gedanken versunken war.
Er schien sich etwas zu entspannen und lockerte den Griff um meine Arme, während er immernoch Augenkontakt mit mir hielt. Ein paar Haarsträhnen fiehlen ihm ins Gesicht und verdeckten seine durchdringlichen blauen Augen, was mich langsam wieder zu Bewusstsein kommen ließ.
Ich unterbrach den Augenkontakt und mir wurde klar, dass ich von hier so schnell wie möglich verschwinden wollte. Da ich wieder bei vollem Verstand war, machte ich kurzen Prozess, riss mich aus seinem lockeren Griff und stürmte aus der Tür hinaus in den Flur. Während ich die Flucht ergriff, spürte ich seine durchdringlichen Blicke immernoch in meinem Rücken. Ich war mir nicht sicher was gerade passiert war, aber ich wusste ich wollte so schnell wie möglich hier weg und den Psychopaten in diesem Drecksloch zurücklassen.-----------------------------
Nachdem ich Liam und mir einen Nudelauflauf gemacht hatte und wir ihn zusammen vor dem Fernseher gegessen hatten, lief ich wieder hoch in mein Zimmer. Es war mittlerweile halb 9 Abends und die Geschehnisse von heute gingen mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Der erste Schultag war ja mal ein kompletter Reinfall. Das einzig positive an diesem Tag war, dass ich Emily erfolgreich aus dem Weg gegangen bin und somit eine mögliche Katastrophe verhindern konnte. Ich wusste definitiv nicht, wie ich es die nächsten Tage, Wochen oder Monate schaffen sollte ihr aus dem Weg zu gehen. Zwar hatte ich am kompletten Montag keinen einzigen Kurs mit ihr, aber auf Dauer konnte es in der selben Stufe einfach nicht klappen.
Da der restliche Tag auch nicht besser velief, konnte ich mich auf eine vermutlich sehr anstrengende Zeit in meinem Leben gefasst machen. Da war nicht nur Noah, von dem ihn so gut wie nichts wusste außer, dass er ein Idiot war, der nie aufpasste wo er hinläuft, sondern auch dieser Psychopat, der mich im Keller angegriffen hatte und irgendetwas extrem wichtiges von mir wissen wollte. Trotz der Scheiße, die er abgezogen hatte, fragte mich trotzdem, warum er so einen starken Effekt auf meinen Körper hatte. Nicht nur auf meinen Körper. Ich konnte in seiner Gegenwart nicht mehr klar denken und meine Sinne waren wie vernebelt, alleine wenn ich ihm in die Augen schaute. Ich kannte ihn nicht und fühlte mich trotzdem stark zu ihm hingezogen. Wie machte er das nur? Ich hatte das Gefühl er würde alles Leben aus mir aussaugen, während ich machtlos vor ihm stand und mich kein bisschen bewegen konnte. Eins wusste ich: Diese Eigenschaft an ihm, die mich so aus dem Konzept brachte, war eine Waffe, die noch gefährlich werden konnte. Denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass er mit dem, was ich heute vor mir hingestammelt hatte, zufrieden war.
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Bad is Good
Roman d'amourMalia, ein 16-jähriges Mädchen, geht nach 6 Wochen Sommerferien wieder in die Highschool in Chicago um ihr letztes Schuljahr hinter sich zu bringen. Während sie sich auf die Schule konzentrieren möchte, versucht sie ihre schlimme Vergangenhenheit zu...