Ich höre das klicken im Schloss als ich meinen Schlüssel drehe. Ich schiebe die Tür auf und höre die Stimme von Mom und Susan die sich scheinbar unterhalten. ,,Halloooo, wir sind zu Hause." rufe ich durch den Flur. Ich schmeißen meine Tasche in die Ecke und gehe in die Küche wo Susan sich gerade eine Coke gönnt. Meine Mom steht auf und umarmt mich. ,,Hallo meine Kleine." begrüßt sie mich. Als nächstes kommt Susan auf mich zu. Sie ist groß und Naturschlank. Ihre langen hellblonden Haare reichen ihr bis zur Talie. Bis zur neunten Klasse hatte sie dunkelbraune doch dann hat sich ihre Haarfarbe einfach geändert. Sie hat nicht viel Schminke aufgetragen ist aber dennoch total hübsch. Und sie ist Modell, tja...wer hätte das gedacht. Sie trägt hohe Schuhe und ein süßes Trägerfreies Kleid. Ich bewundere sie für ihr Aussehen und ihren tollen Charakter... Ich wäre gerne so wie sie...
,,Hey Süßeee." sie umarmt mich. ,,Hey." sage ich lächelnd. ,,Lass dich ansehen." sie dreht mich kurz. ,,Wow. Du hast eine tolle Figur bekommen." sagte sie. ,,Danke. Steckt total viel Arbeit dahinter." ...un das ist nicht gelogen ich muss andauernd Sport machen...jeden Tag. Ich war früher etwas pummeliger aber dann habe ich angefangen zu trainieren. Nach langen betteln habe ich tatsächlich einen Fitnessraum bekommen. Es gab eine Zeit, da habe ich zwischendurch kein Sport gemacht und ich wurde total schnell wieder pummelig.
...ja...ich habs nicht leicht mit meiner Figur.,,Hast du Hunger?" reißt mich meine Mom aus den Gedanken. ,,Nein, danke. Hatte schon." ich lächel sie an. Dann drehe ich mich um und schaue Jay an. ,,Ich muss dir was zeigen." ich zerre ihn an seiner Hand in den Keller und öffne dort eine Tür. ,,Tada." ich breite zur Präsentation meine Arme aus. Vor ihm ist mein Tanz und Fitnessraum mit großen Spiegeln, Fitnessgeräten und einem großem Radio. Er starrt den Raum an. ,,Ist das deiner?" fragt er. ,,Jap." sage ich stolz. ,,Sowas hatte ich nicht." gespielt eingeschnappt verschränkt er die Arme. Ich muss kurz lachen. ,,Ist noch nicht alles. Komm!"
Ich ziehe ihn an seinem Arm eine Tür weiter und mache sie schwungvoll auf.
,,Meine Wunderräume. " sage ich letztendlich. Wir stehen in meinem Schalldichtem kleinem Musikstudio mit Gitarre, Keyboard und Klavier. Von meinen Verstärker, Mikros, Dämpfer und so Zeugs abgesehen.
,,Wow. Du hast den Keller zu einem Paradies gemacht." sagt Jay beeindruckt. Er setzt sich sofort ans Klavier so als würde ihm eine Anziehungskraft dorthin führen.
Er spielt die Akkorde B-dur, G-dur, D-dur und A-dur an und ich weiß sofort welches Lied er gleich trällern wird.
,,Say something I giving up in you...." singt er. Ich nehme mir einen Stuhl von der Ecke und lausche seiner ruhigen Stimme. Er singt weiter und bei der Stelle bei der Christina Aguilera im Original einsteigt, steige auch ich mit ein und wir singen zusammen wie früher.
Jay schließt das Lied mit einem Schlussakkord ab und grinst mich an.
,,Hab ich vermisst..." beichte ich. ,,Ich auch." sagt er.
,,Hat sich voll toll angehört." ich schrecke auf. Susan steht an der Tür und lächelt. ,,Eure Stimmen passen gut zusammen." schließt sie ab. ,,Danke." sagen Jay und ich gleichzeitig. Susan schaut noch eine Weile schweigend auf das Klavier. Man sieht ihr an, dass ihr gerade tausend Gedanken durch den Kopf gehen.
,,Naja." sie schaut wieder normal lächelnd zu uns. ,,Jay, wollen wir hoch gehen und die Nachricht verkünden?"
Sie schaut ihn gespannt an. Er nickt. ,,Komm Violett." sagt Susan aufgeregt. Ich stehe auf und Jay tut es mir gleich.Im nächsten Moment sitzen wir schon im Wohnzimmer. Mom sitzt auf der Couch und Dad auf dem Sessel. Ich sitze auf dem Boden. Nicht das ich dort sitzen muss, ich sitze nur oft da. Man sieht alles irgendwie aus einer anderen Perspektive. Susan und Jay stehen vor uns und wir schauen sie erwahrtunhsvoll an. ,,Ja also..." beginnt Susan. ,,Ähmmm...willst du es ihnen sagen?" fragt sie Jay unsicher. Oh Gott! Ich weiß was sie sagen wollen! Erst jetzt bemerke ich den Ring an Susans Finger.
,,Gut." sagt Jay. ,,Ich mach es kurz und schmerzlos." ...bitte sags nicht! Bitte sags nicht!... ,,Susan und ich werden hairaten!" ...er hats gesagt...
Ich starre auf den Boden und meine Mutter rast auf Susan zu und drückt sie ganz doll, dasselbe auch bei Jay. Mein Vater steht auf und gibt Jay einen ordentlichen Händedruck. ,,Super Sohn. Ich bin stolz!" sagt er und grinst. ,,Danke Dad." sagt Jay. Dad geht zu Susan und umarmt sie. ,,Eine bessere Frau für ihn gibt es nicht." ,,Danke." sagt diese.
Ich kann es einfach nicht glauben.
,,Wo werdet ihr wohnen? In der Stadt?" frage ich. Es gibt noch Hoffnung, wenn er hier bleibt ist alles halb so wild.
Jay sieht Susan kurz traurig an und setzt sich dann zu mir auf den Boden.
,,Nein Vio." sagt er traurig. ,,Wir werden um ehrlich zu sein sehr weit weg fliegen." ...hat er gerade fliegen gesagt?!
,,Susan hat ein Job-Angebot in New York bekommen und ich werde dort auch gute Arbeit finden." meine Augen füllen sich mit Tränen. ,,Aber wir werden euch auch oft besuchen und du kannst uns nach dem Abi besuchen. Das ist halb so wild."
...ja...natürlich...ist ja alles halb so wild...
Zwischen uns liegen dann gefühlte zehntausend Zeitzonen. ,,Herzlichen Glückwunsch." sage ich nur unter Tränen und renne die Treppen hinauf in mein Zimmer. Ich wühle in meinem Schrank und ziehe mein Joggingoutfit an. Ich nehme mein Handy und Kopfhörer. Dann
schleiche ich die Treppen hinunter und höre meine Mutter sagen, dass das eben Verantwortungslos war.
Für sie bin ich eigentlich der so ziemlich Verantworungsloseste Mensch auf der Erde. Ich mache die Tür auf und husche hinaus.
Dann fange ich an zur Musik zu laufen und ich merke wie meine Füße mich zu einem bestimmten Ort führen. Die Tränen kullern meine Wangen hinunter. Ich renne eine kurze Strecke durch den Wald bis ich zu einer Lichtung mit einem See komme. Ich lasse mich am Ufer nieder und fange an zu weinen.
Ich hatte nie eine beste Freundin oder so sondern ich hatte einen Bruder. Und wir hatten eine Verbindung aber die wird mit jedem Kilometer den er fliegt gerissen und immer weiter bis er da ist und jeder von uns nur nich einen Fetzen hat. Und zwar Erinnerung. Es wird nie mehr sein wie früher. Er wird erwachsen und wird mit meinen Eltern immer Caffe trinkend in der Küche sitzen und labern wenn er da ist. Er wird sich immer wieder wundern wie ich geworden bin und manchmal sich sogar wundern wie ich mal seine beste Freundin sein konnte.
Wir werden uns verändern und irgendwann sind wir nichts besonderes mehr für einander.
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My Brother
Teen Fiction>Ich atme die reine Luft ein und schließe die Augen. Die Herbstsonne wärmt meinen Körper und ich vernehme das rascheln der Bäume. Vögel singen ihr Lied und machen sich bereit für ihre Reise nach Süden. ... Ein Vogel müsste man sein... Frei. Ich öff...