T W O

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Mit einem nicht gerade leisen Räuspern riss Thomas mich aus meiner Starre.

,,Jo, dass ist Kate, die Tochter von Georg und Mary Lancaster und sie würde gerne mit dir reden. Aber ich glaube ihr wollt euch sowieso allein in ein Zimmer verziehen und andere Sachen klären."

Auf die zweideutige Andeutung bekam Thomas, der Beta und somit der Stellvertreter des Alphas, nur einen bitterbösen Blick von Jonathan.
Anscheinend waren sie gut befreundet, denn so mit einem Alpha zu reden konnte einen das Leben kosten.

Thomas Satz erinnerte mich jedoch daran, warum ich hier war. Ich versuchte meine Gefühle beiseite zu schieben, wie ich es schon mein Leben lang tat, und mich auf das wesentliche zu konzentrieren. Es war aber selbst für mich ein bisschen schwer einen Urinstinkt zu unterdrücken. Vor allem traffen mich diese Gefühle viel härter, da ich es gewohnt war emotionslos zu sein.

,,Thomas hat Recht. Ich müsste mit dir etwas klären, was meine Eltern auch ein bisschen miteinbezieht."

Nun lag seine komplette Aufmerksamkeit auf mir und ich merkte, dass Jonathan mich am liebsten an sich gerissen hätte. Ich erwiderte seinen Blick so kalt wie nur möglich.

,,Nun gut dann lass uns in mein Büro gehen."

,,Seid aber nicht zu laut, wir wollen noch in Ruhe fernsehen."

Bevor Jonathan irgendetwas machen konnte hatte ich seinen Beta so angeknurrt, dass er seine Ohren angelegt und sich unterworfen hätte wenn wir in Wolfsgestalt gewesen wären. Sein geschockter Blick war für mich jedoch momentan genug. Ich konnte verstehen dass er jetzt ziemlich eingeschüchtert war, immerhin verriet das Knurren oder Bellen eines Wolfes seine Stärke und Macht. Da ich ein Alpha war und meine Eltern die stärksten jemals lebenden Werwölfe gewesen waren konnte man sich vorstellen, was für eine Ausstrahlung ich hatte.
Ich ging an Jonathan vorbei bis zum Ende der Treppe.

,,Wo ist dein Büro?"

Nachdem er seine Benommenheit und Überraschung abgeschüttelt hatte, blickte er zu mir auf.

,,Warte, ich komme."

Mit großen, kräftigen Schritten eilte er die Treppe hinauf und öffnete die Türe rechts von mir.

,,Komm rein."

Es sah aus wie ein typisches Büro. In der Mitte ein großer, nobler Schreibtisch, an allen Wänden vollgequetschte Aktenschränke, ein Laptop und was man sonst noch brauchte um ein Rudel zu leiten und zu organisieren.

,,Ich hätte ein, zwei Fragen an dich."

Skeptisch schaute ich ihn an.

,,Na dann frag."

,,Wieso hast du es geschafft meinen Beta in einen regelrechten Schockzustand zu versetzen aber viel wichtiger, was ist damals mit deinen Eltern passiert."

,,Die erste Frage wirst du irgendwann automatisch rausfinden wenn meine Bitte heute gestattet wird, auf welche wir noch zu sprechen kommen. Und was meinst du was mit meinen Eltern los war. Was weißt du?"

,,Ich weiß nur von meinen Eltern dass sie damals total panisch von hier verschwunden sind, mit dir, und niemals wieder zurück kamen."

Ich hatte nicht vor ihm zu erzählen was alles passiert war, auch wenn er mein Gefährte war. Ich hatte mir geschworen mich nie wieder jemandem zu öffnen und dass würde ich auch weiterhin so beibehalten.

,,Irgendwann werden sich vielleicht alle deine Fragen beantworten, doch nicht jetzt. Ich bin hier wegen meiner Bitte, der Bitte eurem Rudel beitreten zu dürfen."

Verdutzt schaute er mich an.

,,Natürlich darfst du. Immerhin bist du meine Gefährt..."

Mit erhobenen Zeigefinger brachte ich ihn zum Schweigen.

,,Ich habe nichts von Gefährten gesagt. Ich möchte einfach nur deinem Rudel beitreten wie jeder normale andere Wolf. Ich werde nicht die Luna, die Chefin, die Mutter des Rudels oder was auch immer werden. Ich werde so oft wie möglich alleine und am wenigsten bei dir sein. Nur dass mein Standpunkt klar ist."

In seinen Augen sah ich puren Schmerz. Verlust. Verzweiflung. Als wäre der wichtigste Mensch in seinem Leben gestorben. Mir ging es nicht anders, immerhin hatte ich gerade unser Band abgelehnt. Gefühle durfte ich mir jedoch trotzdem nicht leisten. Ein knappes Nicken zeigte mir, dass ich trotzdem in das Rudel aufgenommen wurde. Egal wie sehr ich uns beide verletzt hatte, er wollte wenigstens so oft wie möglich in meiner Nähe sein. Das spürte ich.

,,Gut, dann sage ich meinen...Verantwortlichen Bescheid dass ich nun zu euch gehöre und dann komme ich wieder."

Erhobenen Hauptes verließ ich das Haus und fuhr zu den Blacks. Mit jedem Meter welchen ich zwischen uns brachte wurde das Loch in meiner Brust größer und die Mauer um mein Herz zerbröckelte immer mehr. Ich brauchte ihn so sehr, doch es fühlte sich komisch an. Nicht wie das was ich mein lebenlang empfand. Und Veränderungen brachten immer Gefahren mit sich.

Die Blacks reagierten mehr als komisch als ich mich von ihnen verabschiedete. Nun ja, ich hatte einmal 'Auf nimmerwiedersehn' durchs ganze Haus gerufen und ein paar schräge oder triumphierende Blicke bekommen. Meine ganzen Habseligkeiten hatte ich in einen Rucksack und einen großen Koffer gepackt.

Als ich wieder bei den Sinclairs ankam herrschte dort totales Chaos. Ich hielt die nächstbeste Person an um nachzufragen, was passiert war.

,,Wir wurden angegriffen. Es wurde keiner getötet aber zwei sind lebensbedrohlich verletzt und wir können gerade nur noch auf den Arzt warten. Deshalb sind alle auch etwas hektisch und..."

Das Mädchen quasselte noch irgendwelchen anderen Mist aber ich konnte nur noch an eines denken. Wo war Jonathan. Zwei Wölfe waren lebensbedrohlich verletzt. Sie könnten sterben. Tot sein. Für immer ausgelöscht. Was wenn Jonathan...
Mein Herz zog sich bei dieser Vorstellung schmerzhaft zusammen und ich bekam kaum noch Luft. Ich musste ihn finden. Ich musste sofort zu Jonathan.

Und dann rannte ich auch schon los. Ich schuckte alle Menschen aus dem Weg welche nicht schnell genug auf die Seite gingen und ließ meinen Blick hektisch umher wandern.

,,Jonathan! Wo bist du?! Jonathan?!!"

Mit jedem Wort wurde meine Stimme schriller und ich war kurz davor in Tränen auszubrechen. Es war mir egal dass ich meine Maske fallen ließ, hauptsache es ging ihm gut.

Dann sah ich ihn. Gesund und munter stand er da und blickte mir in die Augen. Ich konnte nicht anders als mich ihm in die Arme zu schmeißen. Und dann passierte das Unvorstellbare. Ich brach in Tränen aus. So bitterlich hatte ich das letzte Mal geweint als...als meine Eltern starben.

In genau diesem Moment sah ich es ein. Er war jetzt schon die wichtigste Person in meinem Leben. Da konnte ich machen was ich wollte, die Gefühle waren zu stark um nur eine Sekunde nicht bei ihm zu sein. Mein nächster Satz war nur ein geflüstertes Wispern.

,,Du lebst. Es ist alles gut. Es ist alles gut."

Ich fing noch heftiger an zu weinen.

,,Shh...babygirl, es ist okay. Ich bin da."

Es war unglaublich was allein diese Worte und seine Stimme für eine beruhigende Wirkung hatten. Mit einem schwachen Lächeln blickte ich zu ihm auf. In diesem Moment wo wir uns tief in die Augen schauten wussten wir beide, dass der jeweils andere einen niemals mehr verlassen würde. Mir wurde nun endlich bewusst, dass ich eine Person hatte, mir der ich alles teilen konnte, bei der ich mich fallen lassen konnte und die mich nie wieder verlassen würde.

Authors Note:
Second One^^

Ich hoffe wie immer dass es euch gefällt. Wie findet ihr wie die Beziehung zwischen Jonathan und Kate dargestellt wird? Habt ihr irgendwelche Verbesserungsvorschläge?

Da wir uns vor Weihnachten nicht mehr sehen/hören/lesen/zumTeufelWasAuchImmer wünsche ich euch allen a merry, merry Christmas♡^^♡

MixedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt