Mein erster Tag an der neuen Schule.
Irgendwie hab ich ein bisschen Angst was mich dort erwartet.
Ich hatte mir auf meiner Shoppingtour am Samstag mit Beatrice eine neue Schultasche ausgesucht aber Beatrice meinte, meine Wahl sähe langweilig aus: Die Tasche war einfach nur rot- schwarz kariert. Aber bestimmt waren in Amerika andere Sachen im Trend.
Am Montagmorgen jedenfalls, weckte mein Vater mich.
"Zelig? Zelig, steh auf du verpasst sonst den Bus zur Schule." Ich stöhnte.
Das hatte ich ganz vergessen.
Wir hatten noch in England die Bus- und Bahnfahrzeiten in New York herausgesucht und ich musste jetzt jeden Morgen allein mit dem Bus zur Schule fahren.
Nicht, dass das etwas Neues wäre:
Ich war schon früher alleine zur Schule gekommen, aber nicht mit dem Bus sondern mit der London Underground.
"Zelig, jetzt komm endlich!", rief mein Vater etwas lauter von der Küche her.
Seufzend stand ich auf und ging ins Bad um mich fertig zu machen. Während ich mir die Haare kämmte betrachtete ich mich im Spiegel. Meine Haare waren schulterlang, lockig und braun. Meine Augen waren grün, ein sehr seltenes Smaragdgrün; und mein Gesicht war ein wenig rundlich.
Also eigentlich nichts besonderes. Plötzlich musste ich wieder an mein Gespräch mit Beatrice über die Abschlussbälle denken. Was, wenn dieser Junge von damals mich nur betrogen hat, weil ich zu gewöhnlich für ihn war? Vielleicht hätte ich es wissen müssen.
"Zelig! Was machst du eigentlich da drin? Du musst jetzt wirklich los!"
Die schrille Stimme meiner Mutter riss mich aus meinen Gedanken. Schnell putzte ich mir die Zähne und sprang in meine Anziehsachen. Ich griff nach meiner Tasche und rannte in die Küche.
"Da bist du ja endlich, Zelig! Willst du nicht essen?" Meine Eltern saßen am Frühstückstisch während mein Vater, wie schon früher, in der Zeitung las.
"Nein, Mum, ich esse in der Schule etwas.", sagte ich während ich zur Tür ging und sie öffnete.
"Na gut,", sagte sie und grinste "dann viel Spaß."Ungefähr 20 Minuten später saß ich in dem Bus auf dem Weg zur Schule. Ich lehnte den Kopf gegen die Scheibe und sah zu den anderen Schülern im Bus. Sie saßen in größeren Gruppen zusammen, lachten und unterhielten sich über belanglose Themen.
Ich machte mir eigentlich keine Hoffnungen jemals zu einer dieser Gruppen zu gehören. Ich war nämlich schon immer eher ein Außenseiter, den alle immer gemieden hatten. Keira war meine einzige Freundin, obwohl ich den Verdacht hatte, dass nur Mitleid und Wohlwollen dahinter gesteckt hatten.Als der Bus vor der Schule hielt und ich ausgestiegen war, stand ich erstmal etwas verloren auf dem Schulhof herum. Überall waren fremde Menschen mit für mich genauso fremden Gesichtern und insgeheim hoffte ich, dass Beatrice irgendwo hier war um mir zu helfen.
Doch als ich sie nach fünf Minuten immer noch nicht gefunden hatte gab ich auf und ging einfach los. Irgendwie musste ich ja in die Klasse finden.Als ich so Gedankenverloren auf das Gebäude zu ging knallte ich plötzlich mit einem Jungen zusammen.
"Oh, Entschuldigung!", sagte ich hastig und bückte mich um seine Sachen auf zu heben, die er durch den Zusammenprall hatte fallen lassen.
"Tut mir echt leid, ich..." Doch als ich ihn ansah stockte mir fast der Atem:
er sah wunderschön aus.
Seine Haare waren kurz, verwuschelt und hatten die Farbe von glänzendem Kupfer. Seine Augen waren Meerblau und seine perfekten Lippen hatten sich zu einem Lächeln verzogen.
"Kein Problem.", sagte er und als er lächelte konnte ich seine makellos weißen Zähne sehen.
"Äh..." Ich wusste nicht was ich sagen sollte. "Hier sind deine Bücher. Sorry nochmal wegen eben." Und ich händigte ihm zitternd die Bücher aus.
"Wie gesagt, kein Ding." Und lächelte wieder. "In welche Klasse gehst du? Ich hab dich noch nie gesehen." "9d", antwortete ich. "Dann gehen wir ja in dieselbe Klasse!" Und er fügte noch hinzu. "Wie schön." "Finde ich auch.", sagte ich und lächelte zurück. "Wie heißt du?" "Liam.", sagte er. "Und du?"
"Zelig." "Schöner Name." Und da war wieder dieses makellos weiße Lächeln.
"Na dann, sehen wir uns ja im Unterricht." "Ja... bis später!", rief ich ihm hinterher als er, mich immer noch anlächelnd, in Richtung Schule ging.

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English Girl in New York
Teen FictionZelig zieht von London nach New York und möchte nichts lieber als wieder zu Hause zu sein. Doch als sie in der Schule den süßen Liam kennen lernt zeigt er ihr wie wunderschön es in der Fremde sein kann