2.Die Ankunft

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Ich werde von einem heftigen Stoß an der Schulter wach. Alarmiert öffne ich die Augen und sehe, dass der Fettsack, der neben mir sitzt, seinen Kopf auf meiner Schulter platziert hat. Angeekelt und mit gespitzten Fingern bewahre ich meine Schulter davor voll gesabbert zu werden, indem ich Fetti auf seine Seite zurückstupse.

Seufzend stehe ich auf und begebe mich zur Toilette. Als ich wieder heraus komme, lehnt ein Typ in meinem Alter an der Wand gegenüber. Ich sehe ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an und verschränke die Arme vor der Brust, weil er mir ihm Weg steht. Mit dreckigem Grinsen mustert er mich von oben bis unten und leckt sich die Lippen. Ich stöhne genervt auf und schiebe mich an ihm vorbei.
"Lust auf'n bisschen Spaß, Kleine?", fragt er und gibt mir einen Klaps auf den Arsch. Provozierend langsam drehe ich mich um und betrachte ihn genauer. Mit seinen hochgegelten blonden Haaren, bei denen man erkennt, dass sie gefärbt sind und den strahlend blauen Augen sieht er recht annehmbar aus. Okay, er sieht heiß aus.

Ein lüsternes Funkeln macht sich in seinen Augen breit und er tritt einen Schritt näher an mich heran, sodass ich sein Aftershave riechen kann. Oh ja, da hat jemand Geld.

Ich trete ebenfalls einen Schritt näher an ihn heran.
"Glaub mir, dich würde ich nicht mal anfassen, wenn die Welt davon abhinge.",flüstere ich ihm ins Ohr und ,so schnell kann er gar nicht reagieren, hat er mein Knie zwischen den Beinen.
"Achja..." Lächelnd blicke ich über die Schulter und sehe ihn, der sich zusammen krümmend die Hände vor den Schritt hält, an.
"Noch einmal hast du deine Hände nicht unter Kontrolle...dann garantiere ich für nichts mehr. Dein Problem, wenn du dann impotent bist und keine weiteren Idioten in die Welt setzten kannst."
Die ständigen Annäherungsversuche von Jungs sind langsam nervenaufreibend.

Jeden Tag wache ich mit der Ungewissheit auf, ob er überhaupt noch lebt und gehe mit der Gewissheit, dass ich ihn oder zumindest sie finden werde, schlafen.

Es ist eine Sache, sich durch sie ablenken zu lassen, eine ganz andere ist, tatsächlich solch ein Flittchen zu sein.

Ich gebe nicht viel auf die Meinung anderer, denn sie interessiert mich nicht. Ich weiß den wahren Grund und warum sollte man sich über die Theorien oder irgendwelche Gerüchte Gedanken machen? Ich habe den Kopf schon mit wichtigerem Zeug voll.

Da kann ich mir keine Gedanken über irgendwelche hobbylosen Leute machen, die falsche Behauptungen über mich verbreiten.

Wenn ich allerdings herausfinde, wer sowas herum erzählt, stelle ich denjenigen auch zur Rede.

Ich gehe zurück auf meinen Platz und stelle erleichtert fest, dass Mr. Ich-lege-meinen-Kopf-auf-die-Schulter-eines-fremden-Mädchens seinen Kopf gegen das Fenster gelehnt hat.

Meine Mom schläft anscheinend noch, denn ihre Brust hebt und senkt sich gleichmäßig. Die Oberweite scheine ich von ihr geerbt zu haben und ich muss sagen, dass sie zwar nett anzuschauen ist, vor allem von Jungs, die mir immer darauf starren, wenn sie mit mir reden, aber sie ist auch teilweise sehr nervig.

Nachdem ich mich wieder auf meinen Sitz niedergelassen habe, versuche ich wieder einzuschlafen. Das gelingt mir aber nicht, denn die ganzen Zweifel, die ich vorher verdrängt hatte, machen sich in meinem Kopf breit.

Werde ich es schaffen, dort weiterzumachen, wo ich aufgehört habe?

Werde ich ihn finden?
Milow hat ihn damals zurückgelassen, weil er ihm gesagt hat, er solle es tun. Jeder hält ihn für einen Helden. Ich nicht. Was er getan hat, ist dumm gewesen, denn ich bin mir nicht sicher, ob er überhaupt noch lebt.
Die Blooddogs sind ziemlich kurz angebunden, wenn sich ein Mitglied einer rivalisierenden Gang auf ihr Territorium wagt.
Nicht zu vergessen sind der Schmerz und das schlechte Gewissen.

Neben mir bewegt sich meine Mom und reißt mich somit aus meinen Gedanken, bevor ich in Selbstzweifeln versinke.
Zum Glück.

Sie schlägt die Augen auf und blinzelt mich verwirrt an, bis die Verwirrung der Vorfreude Platz macht.

Natürlich, sie freut sich auf Los Angeles. Warum auch nicht?
Dort wartet ihr toller neuer Freund Mike, der nicht nur sehr attraktiv für sein Alter ist, sondern auch noch eine der angesehensten Verlagsfirmen Amerikas besitzt.

Sie wird wahrscheinlich in dieser arbeiten, denn bei ihrer letzten Arbeitsstelle ist sie, trotz ständiger Überstunden, nicht gut bezahlt worden.

Ironischerweise ist ihr letztes Unternehmen ebenfalls ein Gigant in der Verlagsbranche.
Tja, das Schicksal spielt halt öfter mal mit uns.

Sie lächelt mich versöhnlich an und es fällt mir schwer, ihr provokant den Rücken zu zudrehen und mir meine Kopfhörer in die Ohren zu stecken.

Bevor die Musik sie übertönt, höre ich noch, wie enttäuscht sie enttäuscht seufzt. Es tut mir leid, dass ich sie im Moment verletze, aber sie hat mir auch schon, nicht gerade selten, weh getan. Vielleicht ist ihr das nicht so bewusst gewesen.

Sie hat mich verletzt indem sie mir die Chance genommen hat, meine Schuld zu begleichen
Sie hat mir weh getan, weil sie nicht da gewesen ist, als ich sie gebraucht habe.
Und sie hat mich gedemütigt, indem sie gesagt hat, ich solle mich nicht so anstellen, als mein Freund spurlos verschwunden ist. Die wahre Geschichte kennt sie natürlich nicht.

Nach einer Weile, in der ich Mom keines Blickes gewürdigt habe, gibt eine Stewardess Bescheid, dass wir bald landen.

Ich schalte mein Handy wieder aus und bringe meinen Sitz in eine aufrechte Position. Nicht ohne diesem lieblichen Mädchen von vorhin noch ein nettes Lächeln zu schenken.

Als das Flugzeug gelandet ist und wir gerade aussteigen wollen, kommt eine Flugbegleiterin mittleren Alters auf mich zu. Misstrauisch beäuge ich sie. Sie hat dieses Ich-wünsche-ihnen-viel-Spaß-hier-Lächeln drauf. Bei ihr sieht das jedoch aus wie ein Psycho-Grinsen.
"Miss?" Uhm, okay. Ihrer Stimme nach zu urteilen, ist sie 15. Ich muss mich zusammen reißen, um nicht los zu lachen, denn diese Stimme steht in einem so enormen Kontrast zu ihrem ziemlich... stämmigen, wir wollen ja nicht beleidigend werden, Körperbau.
"Ja?" Sie muss mich gemeint haben, denn Mom schaut nicht wie eine "Miss" aus.

"Das lag auf ihrem Platz. Ich denke Sie benötigen es noch."
Sie überreicht mir meine Kopfhörer und grinst mich an.

"Hübscher Koffer,Miss. Den gleichen habe ich Zuhause in Florida. Guter Geschmack. Achso, ich wünsche Ihnen beiden noch einen schönen Aufenthalt in Los Angeles."

Oh Gott. Wenn hier jeder so viel quatscht wie Mrs.-vielleicht auch Mr.-Ich-habe-zu-viele-Energiedrinks-getrunken dann geht's in den nächsten Flieger nach Florida..
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Hey Guys,
entschuldigt mich, dass ihr so lange warten müsst, aber ich habe im Moment einfach sehr viel Stress und überlege, ob ich die Geschichte weiter schreibe. Wie immer sind Kommis und Votes gern gesehen.
Viel Spaß euch noch, bei was immer ihr auch tut. ;)
Jacky

Ice Princess ❄Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt