Als wir nun in dieser Bar saßen, wo Nele und ich schon etwas früher als geplant erschienen waren, bestellten wir uns beide ein Cocktail. Da Nele Stammgast in diesem Lokal war, kannte sie das ganze Personal und setzte sich an einen für sie reservierten Tisch.
»Hier sitzen wir eigentlich immer. Setz dich einfach irgendwo hin, es herrscht keine Sitzordnung oder so. « Mit meinem Drink in der Hand setzte ich ich also ihr gegenüber. Bis der Rest eintreffen würde, würde es noch etwas dauern, weshalb ich noch einmal den Tag Revue passieren ließ.
Nachdem ich also aufgelöst von dem Telefonat versuchte, mein Make-Up herzurichten und wieder ganz bei Sinnen zu kommen, hätte ich fast ganz vergessen. wenigstens meine Eltern etwas zu beruhigen. Es kostete mich viel Überwindung und Kraft, aber im Endeffekt hatte alles reibungslos funktioniert. Sie waren sehr erleichtert, von mir zu hören und waren verwundert, was Marcus ihnen damit sagen wollte. Ich stritt natürlich alles ab, was er gesagt hatte und beruhigte sie, indem ich ihnen versichere, dass es mir gut ginge, aber das ich wieder in Brisbane war, verheimlichte ih ihnen zunächst. Hätte ich das Ihnen nämlich erzählt, hätte ich eine leicht hysterische Mutter am anderen Ende des Hörers und kurze Zeit später einen Besuch der beiden bei Nele gehabt. Deshalb ließ ich sie noch in dem Glauben schweben, dass ich zusammen mit Marcus in Sydney hockte und glücklich Däumchen drehte.
Es war meiner Meinung die beste Entscheidung, erst einmal zu allen Menschen auf Abstand zu gehen, die eine Verbindung zu Marcus hatten. So konnte ich runterfahren und mich selber finden.
Dann waren wir an die frische Luft gegangen. Nele zeigte mir die Umgebung um ihre Wohnung, wobei ich nicht lange brauchte, um mich wieder zurecht zu finden. Zu meinem Elternhaus war es nicht weit, jedoch auch nicht so nahe, dass ich zu Fuß zu ihnen laufen würde.
Während wir also die kalte Luft auf uns wirken ließen, stellte ich schnell fest, wie sehr ich Brisbane vermisst hatte. Es war einfach der Ort, an dem ich so viel erlebt hatte, als ich klein war. Hier bewahrte ich alle meine Erinnerungen, die mir nach und nach wieder einfielen. Grade dachte ich an das eine Mal, als wir in dieses Bonbon-Laden eingestiegen waren. Eingestiegen war eigentlich das falsche Wort, aber wie sollte man das nennen, wenn man mitten in der Nacht Hunger auf die leckersten Bonbons der Stadt hatte? Die Jungs kamen auf diese Idee. Mona und ich waren die einzigen, die überhaupt nicht davon überzeugt waren, aber trotzdem keine Spielverderber sein wollten.
Natürlich kannten wir den Ladenbesitzer sehr gut, er war ein älterer Mann, der sehr zuvorkommend war und uns als kleinen Kindern oft Süßigkeiten umsonst gegeben hat. Aus diesem Grund legten wir auch genügend Geld auf den Tresen, viel mehr als wie wir Bonbons gegessen hatten. Zudem sollte ich auch erwähnen, dass wir wussten, wo der Ersatzschlüssel lag, also konnte man es nicht als einbrechen beschreiben.
Wir aßen so viele Bonbons, bis wir uns fast nicht mehr bewegen konnten. Wir lehnten gegen den Regalen und erzählten uns Geschichten, lachten, bis unsere Bäuche weh taten. Und dann hörten wir von irgendwo Geräusche. Wir waren sofort aufgesprungen, hatten noch ein bisschen mehr Geld dazu gelegt und im Null-Komma-Nichts waren wir verschwunden. Danach hatte sich erst einmal niemand mehr in der Laden getraut, obwohl wir wussten, dass der alte Mann es uns nicht übel nahm.
Das war einer dieser Abende gewesen, an dem ich so froh war, Freunde wie Nele zu haben. Das war auch eigentlich die letzte große Aktion, die ich mit ihm verbracht hatte, meinem damals besten Freund Niall.
Und wie es der Zufall so wollte, sind wir natürlich auch an dem Laden vorbei gekommen. Leider stand er seit einigen Wochen leer. Nele teilte mir mit, dass der Mann schon etwas länger verstorben sei und sein Sohn den Laden nicht weiterführen konnte. Nun waren dort lediglich die leeren Regale zu sehen, in welchen noch ein paar letzte Gläser standen, die Fenster waren halb mit Zeitungspapier angeklebt und ein Zettel mit der Aufschrift »ZU VERKAUFEN« sprang uns ins Gesicht.
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remember? { niall horan || deutsch }
RomanceAlte Freunde verschwinden, neue Freunde erscheinen. Es ist genau wie mit den Tagen. Ein alter Tag vergeht, ein neuer Tag kommt. Das Wichtigste ist, es sinnvoll zu machen: ein sinnvoller Freund - oder ein sinnvoller Tag'' (Dalai Lama) Dies war mein L...