EINS

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Leise Musik unterbrach die Stille.
Mondschein flutete das Auto in dem ich mich befand.
Vor mir saßen meine Eltern, mein Vater am Steuer.
Sie lachten.
Waren glücklich.
So frei.
Für einen kurzen Moment.
Ein Schrei.
Ein dumpfes Geräusch.
Ein Knall.
Das aufplatzen der Airbags.
Das klirren der Gläser der Fenster, welche sich in die Körper meiner Eltern bohrten.
Ich blickte in ein entsetztes Gesicht. "Mama? Papa? Was ist passiert?" Meine kleine ungläubige Stimme flutete die Stille.
Der Mond schien zu weinen.
Sein Licht streichelte die leblosen Körper meiner Eltern.
Ich öffnete die Hintertür, stieg aus. Beißende Kälte grub sich in meine Lungen, als ich verstört auf den blutüberströmten Körper blickte, der neben einem silbernen Peugeot lag.
Ich begriff, dass etwas schlimmes passiert sein musste.
Ich versuchte die Beifahrertür zu öffnen, welche allerdings klemmte. Also griff ich durch das zerbrochene Fenster auf der Suche nach dem Handy meiner Mutter.
Als ich dieses dann endlich in meinen Händen hielt, schossen mir Zahlen ins Gedächtnis.
110.
Ohne zu überlegen tippte ich diese Zahlen ein und legte den Hörer an mein Ohr.
Binnen weniger Sekunden sprach eine weibliche Stimme.
"Hallo, wie kann ich Ihnen weiterhelfen?" - "H-Hallo.." - "Oh, hallo Kleine. Was ist los? Wieso rufst du bei der Polizei an?"
Ich zitterte.
"Meine Mami redet nichtmehr mit mir. Mein Papi auch nicht..."
Die Frau schien zu realisieren was passiert ist.
"Wo bist du denn gerade?" - "Ich weiß es nicht.. Hier sind überall Bäume und auf dem Boden und an den Autos ist überall Blut." - "Alles klar, bleib bitte dran. Bist du verletzt? Tut dir etwas weh?" - "I-ich weiß nicht.."

Einige Minuten vergingen in denen die Frau am Telefon mich beruhigte, bis blaues Licht mein Gesicht streichelte und die Frau etwas erleichtert ausatmete.
"Du bist jetzt in guten Händen. Pass auf dich auf."
Und dann legte sie auf.
Ein Mann kam auf mich zugerannt. "Ist alles in Ordnung? Was ist passiert?"
Doch meine Aufmerksamkeit galt nicht dem Mann vor mir, sondern dem Raben, welcher sich unmittelbar hinter dem Mann befand...

Und plötzlich schlage ich meine Augen auf.
Befinde mich in meinem Bett.
Drehe mich zur Seite und sehe auf meinen Wecker.
6:07 Uhr.
Ich stehe langsam auf und laufe zu meinem Fenster.
Ich lege meine Hand an den Stoff welcher streng zugezogen wurde und so mein Zimmer vor dem Licht schützt.
Ich schiebe das Stück dunkelbraunen Stoff beiseite und sehe einen Moment dem Himmel empor.
Wieso verfolgt mich dieser Traum..
Ich öffnete das Fenster hastig.
Atmete die frische Luft ein.
Und wieder aus.
Entspannte meine Muskulatur etwas.
Kräääääh!
Ich erschrack.
Zuckte zusammen.
Mein Herz bebte.
Und ich sah hinaus.
Zu einem Raben.
Schwarze, kleine Augen sahen mich an.
Dann realisierte ich etwas in seinem Schnabel.
Ich streckte meine Hand nach dem Raben aus, welcher zu mir geflogen kam und mir die Kette in die Handfläche legte.
Seltsam...
Und so schnell er da war, war er auch wieder weg.

RabenkindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt