2. Teil: Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben

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1. „Würdest du das wirklich für mich tun, Sarah?"

Als es an diesem Tag zum Schulschluss läutet, steht Bienchen gleich auf. Ich, die neben ihr sitze, tue das gleiche und sehe sie an.

„Gemein, dieser Pietsch, nicht wahr?" fragt sie. „Haut der uns doch in der letzten Woche noch seinen Fragenkatalog zur französischen Revolution als Hausaufgabe um die Ohren!"

„Ausgerechnet er wieder!" stimme ich ihr zu. „Keiner von den anderen hat uns heute was aufgegeben."

„Wollen wir's zusammen machen?" schlägt sie vor. „Wann kann ich zu dir kommen?"

Ich frage sie, ob sie mit mir an einem Imbiss isst, da ich gar nicht nach Hause fahren will. Bienchen aber entschuldigt sich und erklärt, ihre Mutter warte mit dem warmen Essen auf dem Mittagstisch.

„Vergiss aber nicht unser Training nachher um sechs," erinnert sie mich noch.

Unsere Mitgliedschaft in der Britzer Mädchenfußballmannschaft stammt noch aus der Zeit meines Asthmaleidens. Unser Hausarzt riet damals dringend zu sportlicher Betätigung. So meldeten mich meine Eltern beim Fußballverein an, wo ich Bienchen kennen lernte, die schon damals in meiner Mannschaft spielte.

Jetzt, mit siebzehn Jahren, habe ich rechts außen einen absoluten Stammplatz. Ecken und Freistöße von rechts schieße immer ich, und auch meine Flanken von dort sind gut. Kritisiert wird immer mein Zweikampfverhalten – ich bin eben ein Leichtgewicht und werde oft einfach weggedrückt.

Bienchen ist ein harter Zahn in unserer Innenverteidigung. Kopfballstark und gewandt im Kampf um den Ball ist sie unser ganzer Rückhalt.

Im Idealfall schlägt Bienchen im Strafraum ab und serviert mir den Ball genau auf den Fuß. Ich flanke dann von rechts gleich auf den Schädel unserer heraneilenden Stürmerin Anabel Falucci, die sofort kompromisslos einköpft. Fünfmal hat das in dieser Saison bereits geklappt.

Auch olympische Tore von der Eckfahne sind mir bereits zwei Mal gelungen. Ecke stark angeschnitten an den zweiten Pfosten, von dem der Ball ins Tor perlt. Gab ausnahmslos einen Riesenapplaus von Mitspielern und Trainerin.

Da ich gern Röcke trage, benutze ich seit einigen Jahren immer Knieschoner. Dies, damit eine Grätsche nicht immer gleich zur Blutorgie wird.

Sicher hätte ich längst mit dem Fußball aufgehört, so wie ich im letzten Jahr drauf war. Dass ich immer noch in der Mannschaft bin, habe ich nur Bienchen zu verdanken.

„Okay," nicke ich ihr zu. „Ich werde mich pünktlich zum Training im Klub einfinden."

Danach verdrücke ich an einem Imbissstand eine Bulette mit viel Ketchup und Pommes frites. Um Punkt fünfzehn Uhr stehe ich dann schließlich vor einem imposanten Mietshaus am Herrfurthplatz.

Die Hauseingangstür aus schwerem Eichenholz lässt sich mit einigem Kraftaufwand aufdrücken. Dann halte ich für einen Moment in dem geräumigen Flur des Altbaus an, wo es dämmrig und kühl ist.

Nachdem sich meine Augen an das schummrige Licht gewöhnt haben, studiere ich die Tafel mit den Mietparteien über meinem Kopf. Behnkes wohnen im Hinterhaus, wie ich rasch erkenne.

Ich gehe durch den sonnigen Hof mit einem Gemüsegärtchen rechts und zahlreichen Fahrrädern, die linkerhand abgestellt sind. Von irgendwoher pfeift mir jemand nach. Ich drehe mich um, kann aber keine Menschenseele entdecken.

Dann wird es wieder düster, als ich das Hinterhaus betrete. Diese Berliner Altbauten haben alle diesen charakteristischen Muffgeruch, denke ich.

Im dritten Stock rechts dann das Klingelschild: Eva und Klaus Behnke.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 24, 2016 ⏰

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