Und weiter geht es. Dank einem lieben Kommentar :) Ich hoffe, dass es euch gefällt. Über Rückmeldung würde ich mich sehr freuen!
3. Geschädigte Bandscheiben
Funktioniert ihr auch immer euer Sofa zum Bett um, nur um eure Müdigkeit zu erhalten? Wenn ja, dann kommt euch das vielleicht bekannt vor. Die Folgen am nächsten Morgen sind schmerzhaft. Und tragen den Namen Rückenschmerzen. Kein willkommener Gast. Zudem habe ich auch noch einen seltsamen Geschmack im Mund, da ich nicht Zähne geputzt habe. So langsam wie möglich begebe ich mich in mein kleines Badezimmer um mich hygienisch wieder in Topform zu bringen.
Nachdem ich mich einigermaßen besser fühle, sowohl körperlich als auch geistig, nehme ich den langen Weg von meinem Badezimmer zu meiner Küche auf – sagenhafte 12 Meter. Ich versuche den Schmerz so gut es geht zu ignorieren und mich auf den Inhalt meines grünen Kühlschrankes zu konzentrieren, der gelinde gesagt nicht viel im Angebot hat. Butter, eine krumme Gurke und mit Schimmel besetzten Quark. Seufzend und mit grummelnden Magen schließe ich das grüne Monster wieder. Da ich nicht vor habe in meiner Wohnung zu verhungern, muss ich wohl oder übel einkaufen gehen. Am Alexanderplatz. In der Hoffnung keinen anzutreffen, dessen Gesellschaft ich meiden möchte. Sprich Max und Christian. Ich hätte für die beiden keine Bandscheibe mehr übrig.
Es ist der vierte Tag der Weltfestspiele und unter anderem sind heute ganz viele verschiedene Obststände aufgebaut. Einen Vorteil haben die Weltfestspiele, es gibt Sachen wie beispielsweise Obst, das es eher selten bis gar nicht in der DDR zu kaufen gibt. Was mich sehr freut. Deshalb steuere ich, nachdem ich die wichtigsten Lebensmittel wie Brot, Eier, Milch, allerlei Gemüse und Quark eingekauft und in meinen Beutel, der auf meiner Schulter lastet, gepackt habe, einen kleinen Melonenstand an. Ich liebe Melonen und bei dieser Augusthitze ist es das ideale Essen.
Ich stecke gerade mein Wechselgeld von fünf Mark in meine Geldbörse, als ich einen Lockenschopf aus dem Augenwinkel ausmachen kann. Max. Er stellt sich neben mich und rümpft irritiert die Nase. Skeptisch betrachtet er die ganze Wassermelone in meinen Händen.
„Was ist das?"
„Eine Wassermelone", antworte ich so gelassen wie möglich. Er soll nicht merken, wie gerne ich diese Melone gegen ihn verwenden würde. Schließlich verdanke ich ihm zu einem Teil meine Rückenschmerzen.
„Eine was?" Anscheinend hat er noch nie von dieser Frucht gehört.
„Hast du Verwandte im Westen?", frage ich interessiert, da ich selbst Verwandte im Westen habe, die ich jedoch bis jetzt noch nicht kennengelernt habe.
„Nein, ich komme aus Leipzig. Dort gibt es nicht solche 'Melonen'."
„Eigentlich schade, aber mich wundert es nicht", gebe ich zu und vollende den Satz gedanklich. 'Schließlich stellt die SED niemanden genügend Obst zur Verfügung, außer es kommen andere Länder zu Besuch. '
„Warum?", fragt er unverfroren. Gott, der Mann bringt mich irgendwann noch dazu die Wahrheit zu sagen. Was fatal für mich wäre.
„Nun weil...ach nicht so wichtig". Ich möchte meine Aussage mit einer abwinkenden Handhaltung unterstreichen. Bis mir auffällt, dass beide Hände schon anderweitig im Einsatz sind.
Max wird nicht locker lassen, das sehe ich ihm an. Er schaut mich eine Weile erwartungsvoll an. Solche durchdringenden Blicke wirft mir normalerweise nur Christian zu. Max möchte eine ehrliche Antwort. Ich werde sie ihm nicht geben. Aus reinem Eigenschutz.
„Ich möchte das jetzt wissen!" Er klingt wie ein trotziges Kind. Ich würd ihm sogar zutrauen, dass er, wenn ich weiterhin nichts sage, sich auf den dreckigen Boden setzen wird und solange sitzen bleibt, bis ich ihm die Wahrheit sage. Kann er von mir aus machen. Dann darf er sich von jeder zweiten Person beschimpfen lassen, da er mitten im Weg sitzen würde. Allein die Vorstellung bringt mich schon zum Lachen. Innerlich. Äußerlich wahre ich den Schein einer anständigen DDR-Bürgerin.
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Wassermelone
RomanceEmma kämpft sich Tag für Tag durch den tristen Alltag der DDR. Sie ist jung, engagiert in ihrem Beruf, höflich, immer pünktlich und hat schon morgens ein Lächeln auf den Lippen. Doch das ist alles nur Fassade. Emma würde am liebsten aus der DDR flie...