Kapitel 1.

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,,Es war der Moment als ich realisierte, dass meine Existenz, mein Leben und all die Dinge die ich für wichtig hielt, niemals eine Bedeutung haben werden, der alles veränderte.
Ich war 14 Jahre alt, das Alter in dem das Leben anfangen sollte und ich der Welt und dem Leben mit Enthusiasmus und Begeisterung entgegen laufen oder auch voller Sehnsucht nach Abenteuer entgegen rennen sollte. Doch mit der Überlegung, dass ich in diesem Körper und allein in dieser Zeit festgebunden sein werde, ohne jemals etwas so bedeutsames erreichen zu können, sodass mein Leben nicht in dem dunklen der Vergessenheit verblassen wird, verschwand auch jegliche Lebendsfreude aus mir. Von nun an verbrachte ich jede freie Minute damit nachzudenken und alles zu analysieren. Ich hatte nun keine Zeit mehr zu überlegen, ob ein Leben nur in meinem Kopf und sich 24 Stunden um sich selbst kreisende Gedanken, nicht gerade gesund für mich wären. Da ich durch das viele nachdenken den Verlust vom Bezug zum Alltag, Freunden und der Realität nicht bemerkte. Ich fühlte mich ausgelaugt und einsam, mein Antrieb war schließlich vollkommen verloren gegangen und ich hatte keine Kraft mehr morgens aus meinem Bett zu steigen. Schließlich....ich?..somit!?"

Ich starre auf meinen Laptop und schaue auf den Text den ich soeben geschrieben habe, ohne zu wissen wieso und was der Zweck dieses Textes sein soll. Meistens habe ich nur eine kleine Idee oder auch nur einen Satz in meinem Kopf und schreibe daraus eine kurze Passage. Ohne Geschichte, ohne großen Sinn ich schreibe nur meine Gedanken auf und versuche sie irgendwie intelligent wirken zu lassen, sodass ich mich wiederum intelligent fühle. Ich habe in etwa 50 solcher Texte alle mit anderen Themen und offenen Ende. Doch aus irgendeinem Grund macht es mir Spaß, vielleicht weil ich dann all meine Gedanken und Gefühle herauslassen kann und nicht immer wieder alles verdränge.Dieser Text hier ist ein kleiner Rückblick auf die Zeit, als ich begann die Welt mit anderen Augen zu sehen und daraufhin in ein großes Loch viel, zwei Jahre später und ich bin mir immer noch nicht sicher ob ich dem Loch wirklich entkommen bin oder nur näher am Sonnenlicht bin.
Schließlich kann ich mich dazu entschließen meinen trägen Körper dazu zu bringen meinen Arsch, der wie ein Magnet von meinem Bett angezogen wird, zu meinem Fenster zu bewegen. Die Nacht hat bereits eingesetzt und nur das friedliche, schale Licht des Mondes scheint das feuchte Gras der Gärten und Felder an. Ich öffne das Fenster um mich nicht in meinem eigenen Zimmer eingeschlossen zu fühlen und atme die kühle, frische Luft ein. Der Himmel und im besonderen der Nachthimmel hatte schon immer eine beruhigende Wirkung auf mich, so als würde es mich daran erinnern, dass egal was auch immer passiert, ich nur  ein kleines Individuum auf diesem kleinen, unbedeutenden Planeten bin und ich zugleich alles machen kann was ich will und ich viel erreichen kann aber, dass es auch nicht die Welt zum stehenbleiben bringt wenn ich es nicht tue. Der Mond wird immer wieder die Mondphasen durchlaufen und weder mein Scheitern noch mein Erfolg wird daran etwas ändern können. Es ist traurig und besänftigend zugleich.
Das Brummen meines Handys reißt mich aus den Gedanken ,,Hey wie geht's dir?", es ist meine beste Freundin Liv. In unserem kleinen Freundeskreis ist "wie geht's dir?" nicht nur eine unbedeutende Phrase um ein Gespräch anzufangen, wir wollen wirklich wissen wie es einem geht, da wir alle unsere Probleme haben und nur zu gut wissen, wie gut es ist eine solche, im Alltag unbedeutende Frage zu hören.
Liv und ich verstehen uns blind, wir sind für einander da, wenn wir jemanden zum reden brauchen oder auch nur wenn wir dem anderen einen Kuh Smiley schicken wollen. Wir treffen uns ausschließlich nur in Jogginhose und gucken meistens Serien zusammen. Liv ist die Person , mit der du auch dann zusammen sein willst, wenn du dich mit keinem unterhalten und nur im Bett liegen willst. Sie gibt mir gerade an solchen Tagen, dass Gefühl nicht alleine zu sein. Dennoch antworte ich ihr nur mit Mühe das liegt nicht daran, dass ich sie nicht mag. Nein es liegt daran, dass es mir Abends und besonders an einem Sonntagabend, schwer liegt mit anderen zu sprechen. Ich verfalle oft in eine melancholische Stimmung und weiß oft so gar nicht was ich will oder was ich brauche, deswegen fühle ich mich bei einer Nachicht oft gleichzeitig erschöpft und froh. Erschöpft, weil mir Gespräche manchmal die Kraft entziehen und froh darüber, dass jemand an mich gedacht hat.

Und Ich Weiß Es Wird Nie Etwas BedeutenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt