Kapitel 1

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Ein unbeschreiblicher Schmerz durchdrang den ganzen Körper von Joyce. Von Kopf, bis in die Zehenspitzen kribbelte es. Es war kein Angehnemes Kribbeln, sondern ein qualvolles. Eines, das langsam aber sicher ihre Eingeweide zerstören und jedes Körperteil lähmen würde. Sie fühlte alles, und doch nichts. Ihr Körper brannte, aber ihre Gedanken ruhten darauf, den Schmerz zu unterdrücken. Gefühle? Nein. Sie kannte weder die Ursache für ihre Schmerzen, noch den Grund dafür, weshalb sie weder glücklich noch traurig war.

Doch dann, auf einen Schlag, breitete sich Ruhe in ihr aus. Das brennen war verschwunden. Es fühlte sich an, als würde sie schweben, leicht und sanft. Sie war jetzt in der scheinbaren Ewigkeit, zumindest dachte sie das. Nichts, rein gar nichts könnte sie jetzt aus der  Ruhe bringen, da war sie sich sicher.

***

"Joyce? Kleines! Komm schon, wach auf!", flüsterte eine vertraute jedoch angeschlagene Stimme, doch Joyce konnte sie niemandem zu ordnen.

Wem denn auch? Und wo war sie überhaupt?

Ein leises pfeifen dröhnte in ihren Ohren, eines das sie fast wahnsinnig machte. Sie versuchte ihre Augen zu öffnen, doch alles was sie erkennen konnte, war eine grelle Farbe, die ihre Augen brennend blendete. Sofort drückte sie sie wieder zu.

"Doktor, Doktor!! Sie wacht auf!", rief dieselbe Stimme wie vorhin. Doch dieses Mal klang sie freudig und heller, fast wie die eines Kindes, das ein Geschenk bekommt. Sie vernahm Schritte, die näher zu kommen schienen.

"Mrs. Winston, können sie mich hören?", sagte eine weiche Stimme in ihr Ohr und sie konnte den leichten Atem, dessen Stimme, auf ihrem Nacken spüren

Sie konnte weder sprechen noch sich bewegen. Es war, als würde ihre Stimme zugedrückt werden. Als würde ihr Körper nicht ihr gehören. 

Doch plötzlich wurden ihre Augen aufgerissen und etwas Helles leuchtete stechend in ihre Pupille. Sie schreckte auf und auf einem Mal spürte sie alles. Ihr Körper gehorchte ihr wieder, doch ihre Gedanken waren nicht zu ordnen. Sie erkannte zwei Augenpaare, die sie erwartungsvoll anstarrten. Die einen waren schokobraun und die anderen hatten ein intensives grün. 

"Mein Gott, Joyce, ich hab mir solche Sorgen gemacht!", sagte der Besitzer der schokobraunen Augen. Sie glänzten. Weinte dieser Mensch? Weinte er wegen ihr? Sie erkannte die Stimme wieder, die ihr so vertraut gewesen war. 

Ihr Augenlicht wurde wieder klarer und sie konnte ihre Umgebung erkennen. Sie blickte sich, ohne ihren Kopf zu drehen, im Raum um. Ein heller, jedoch kahler Raum. Ohne Farbe, ohne leben. 

"Wo bin ich?", presste sie Mühsal hervor.

"Kleines, du bist im Krankenhaus! Du hattest einen schweren Unfall." Seine Stimme wurde gegen Ende des Satzes immer leiser und brüchiger. Wieso nannte er sie Kleines?

"Wer bist du?", krächzte sie verunsichert. Panisch drehte er den Kopf dem Mann im weissen Mantel zu. Dieser nickte nur wissend und wandte sich an Joyce.

"Mrs. Winston, können Sie mir Ihren Namen sagen?", fragte er und beugte sich leicht zu ihr vor. Ihr Gehirn arbeitete und arbeitete wie verrückt. Wie hatte der eine Mann sie vorher genannt? 

"Joyce!", platzte es aus ihr heraus. "Joyce, ich heisse Joyce!", wiederholte sie. Sie war stolz darauf, sich wieder an ihren Namen erinnern zu können, denn mit diesen Umständen denken zu müssen war anstrengender als angenommen. Der Mann mit den schokobraunen Augen musterte sie nur besorgt. Hatte sie etwa zu laut gesprochen?

"Sehr gut. Und wissen Sie wie alt sie sind?", fragte der Mann im weissen Mantel weiter. Wieder strengte sie sich enorm an und mit einem Mal wusste sie es wieder.

Der Weg der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt