Kampf Klub

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Es dämmerte bereits, als Jacob und Lass, eine kleine Rekrutin mit rundem Gesicht, unauffällig durch Londons Straßen liefen. Lass hatte eigentlich vor gehabt, Evie und Henry mitzunehmen, doch beide haben abgelehnt. Sie hätten noch zu tun. Alle Arbeit für heute war getan, sodass die übrigen Zwei ihren Feierabend genießen wollten.
„Wie weit ist es denn noch bis zur nächsten Kneipe?", seufzte Jacob und bog um die nächste Ecke. Lass konnte seine Ungeduld verstehen, da sie zwei Templerjagden hinter sich hatten, die beide durchaus verbesserungswürdig waren. Bei einem Attentat ist Jacob aufgeflogen und Lass hatte es nicht geschafft die Alarmglocke rechtzeitig zu sabotieren, weshalb sie zu zweit gegen gefühlte 25 Templer kämpfen mussten. Trotz schneller Flucht hatten sie unnötig Zeit und Kraft verloren.
„Hab Geduld. Hoffentlich wirst du dann wenigstens zu müde für eine Schlägerei sein", murmelte sie, doch stoppte in ihrer Bewegung.
„Hey, was ist das?", fragte sie neugierig und deutete in eine Gasse, die zu einer stillgelegten Baustelle führte. Diese war jedoch alles andere als still. Aus alten Holzplatten war eine Art Ring gebaut worden, welcher tobende Menschengruppen außen hielten. In diesem Ring kloppten sich Männer das Gehirn aus dem Schädel.
„Das ist der Kampf Club. Willst du vorbei schauen?"
Jacob bekam keine Antwort, da sie bereits hinunter lief und sich zwischen die Menschen quetschte. Für Lass war es durch ihre geringe Größe und zierliche Statur einfach, sich bis nach vorne zu drücken. Interessiert schaute sie zwei muskulöse Männer im Ring an, die beide oberkörperfrei kämpften. Ein leichter Schweißfilm lag auf deren Haut und sie hatten schon einige blaue Flecken. Der auffallend Größere von denen verpasste dem Anderen einen kräftigen Kinnhaken, woraufhin er ohnmächtig zu Boden ging. Ein eher schmächtiger Mann mit Zylinder und komischen Anzug sprang von einer Kiste und hab die Hand des Gewinners.
„Unser Champion konnte seinen Titel verteidigen!", rief er, „Gibt es jemanden, der sich dieser Herausforderung stellen will?"
Jacob kam zu Lass an die Absperrung, die ihm nach der Aussage des vermutlichen Leiter des Kampf Clubs herausfordernd mit dem Ellenbogen in die Rippen stach.
„Probier's doch. Hätte ich wenigstens meinen Spaß", meinte sie amüsiert. Er schien skeptisch.
„Meine Ladies und Gentleman! Bei einem Sieg winken ihnen 2.000 Pfund Preisgeld!", erwähnte der Leiter und sofort war Jacob überzeugt.
„Ich nehme die Herausforderung an!", sagte Jacob überheblich und überwand die Absperrung in einem Satz. Die Menge applaudierte und jubelte.
„Ah, sehr schön sie zu sehen Mister Frye!", lachte der Leiter und auch die ersten Kämpfer kamen in den Ring.
„Es wird drei Runden geben, in denen sich unser Herausforderer durchschlagen muss", wies der Mann mit dem Zylinder weiter an, „Am Ende kommt der finale Kampf gegen unseren Champion. Es sind keine weiteren Waffen erlaubt! Der Gegner soll nicht getötet, sondern zur Ohnmacht gebracht werden!"
Während er so sprach, entledigte sich Jacob seines Mantels, Hutes und Oberteils, sodass auch Lass einen genaueren Blick auf ihn werfen konnte. Endlich sah sie die ganzen Muskeln seines Oberkörpers, die sonst die ganze Zeit versteckt waren. Auch erkannte sie das Tattoo auf seiner linken Brust, welches wunderbar zu ihm passte.
Die erste Runde wurde eingeläutet und das hieß fünf Männer gegen Jacob. Mit wachem Auge verfolgte den Kampf und musste schnell feststellen, dass Jacobs Gegner nicht sonderlich schwer zu schlagen waren. Ihre Schläge waren unpräzise, ihr Stand total unsicher, dass ein Windhauch sie hätte umwerfen können und ihre Reaktionszeit bei Konterattacken war für so einen Kampf viel zu lang. Dementsprechend war Jacob schnell fertig mit ihnen. Kaum hatten sie mal einen Schlag gegen den Kopf bekommen, taumelten sie schon benebelt zurück und blieben liegen. Lächerlich.
Kurz hatte sie sich abgewandt, da sie in Gedanken vertieft war, und schon horchte sie der Stimme des Leiters: „Runde eins ist gewonnen! Es geht sofort weiter!"
Wortwörtlich, denn daraufhin betraten drei weitere Kämpfer den Platz. Sie waren größer und erfahrener, das merkte man, aber Jacob war motiviert und brauchte wieder nicht lange, obwohl er doch einige Schläge kassierte. Die dritte Runde verlief ähnlich, wobei Lass Jacob sogar anfeuerte, damit es sich ins Zeug legte.
„Eine beeindruckende Runde, meine Ladies und Gentleman, die wir gerade dargeboten bekamen. Nun kommen wir zu unserem Finale. Wird unser Champion seinen Titel verteidigen können?"
Der Leiter, der Robert Topping war, was Lass beim Belauschen einer Gruppe von Männern gehört hatte, läutete die letzte Runde ein. Als sich die zwei Gegner gegenüber traten, hatte Lass auch endlich genug Zeit, sich den Champion anzuschauen und machte sich doch ein wenig Sorgen über Jacob. Seinem Kontrahenten konnte man gut mit einem Ochsen vergleichen, der auf zwei Beinen lief und gegen eine dicke Mauer gelaufen war. Anders konnte sich Lass das Gesicht nicht erklären. Die Glatze leuchtete durch die Straßenlaternen heller als Londons Zukunft und seine Nase war so flach und gekrümmt, dass sich Lass wunderte, wie er überhaupt Luft bekam. Dicke Lippen und kleine Augen machten den Anblick nicht besser. Sein Hals sah wegen den vielen Muskeln sehr kurz aus und der Rest wie ein einziger Klumpen aus Fleisch.
Dadurch hatte er bei seinem Angriff kaum Schwierigkeiten, das Gleichgewicht zu behalten. Jacob sah neben ihm eher schmächtig aus. Schneller, als Lass es erwartet hatte, holte er zum Schlag aus, obwohl Jacob in Schutzhaltung war. Ein beeindrucktes Aufatmen ging durch die Zuschauer, nachdem Jacob einige Meter zurückgeworfen wurde.
„Du musst ausweichen", rief Lass ihm zu, als der „Ochse" auf ihn zu gestampft kam.
„Greif ihn von der Seite an", wies sie ihn von der Bande aus weiter an, als er ihren Ratschlag befolgt hatte, doch sein Gegner hatte es auch gehört und donnerte Jacob sofort seinen Ellenbogen ins Gesicht. Lass nahm die Hand vor ihr gesundes Auge, weil sie nicht hinsehen konnte, wie Jacob und sein Selbstbewusstsein zermalmt wurden. Es folgten Schläge und Schmerzlaute von Jacob. Sie zuckte zusammen, als ein lauter Knall ertönte, der entstand, nachdem ihr Begleiter gegen das Holz der Bande geworfen wurde.
„Na Herkules, hast du eine Ahnung, wie du da wieder heraus kommst? Möglichst am Stück?", sprach Lass zu ihm und lehnte sich ein bisschen über die Bande.
„Ist bald vorbei", keuchte er, wischte sich das Blut, welches aus seiner Nase lief, weg und stand wieder auf. Sein Gegner trat an ihn heran, um ihm den Gnadenstoß zu geben zu geben, doch Jacob merkte, dass die Zeit rannte, und handelte endlich überlegt. Im Lauf trat er ihm das Bein weg, sodass der Koloss fiel. Nur den Bruchteil einer Sekunde später packte Jacob den fleischigen Kopf des Mannes und quetschte ihn mit viel Schwung zwischen sein Knie und der Holzabsperrung. Lass hörte ein ungesundes Knacken und das Ächzen von Holz, doch die Menge begann zu toben, als sich Jacobs Gegner nicht mehr bewegte.
„Wir haben einen neuen Champion!"

Maybe [Assassin's Creed Syndicate]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt