steal before common weal

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steal before common weal

Luisa's POV

Als wir den Konsum betraten, war er schon fast leer. Nur noch ein paar ältere Damen die einen Stock über uns im Altersheim wohnten, standen an der Kasse und bezahlten für Dinge, die ältere Damen nun einmal brauchten. Es war nur eine Kasse offen, wahrscheinlich weil der Laden gleich schließen würde. Wir liefen durch einige Gänge, ich hing stets an Elinas Fersen und fragte mich, ob sie eigentlich ein Ziel hatte. Orientiert und trotzdem nicht ganz sicher in ihrer Sache, schlich sie an Regalen vorbei und ihr Blick lag überall. Ich spürte ihre Anspannung und die Atmosphäre wurde langsam unangenehm, sodass ich kurz überlegte, vielleicht doch zu Hause zu bleiben. Doch das schlug ich mir ganz schnell wieder aus dem Kopf. Für One Direction.

«Komm schon, Komm schon. Nicht trödeln. Wenn wir in zehn Minuten kein geeignetes Versteck gefunden haben, ist One Direction für uns Geschichte!», zischte sie leise, bedacht darauf, dass es keiner der Angestellten hört. Das rüttelte mich wach. Geschichte? Nein, das sollte es wirklich nicht sein. Ich erhöhte mein Tempo um mit meiner Freundin mitzuhalten, bis ich fast in sie rein lief, weil sie plötzlich anhielt.

«UAH! Was zum...», fluchte ich und beobachtete Elina, die grinsend eine große schwere Tür fixierte, die eindeutig nicht für Kunden war.

«Da rein, schnell!», flüsterte sie so, dass ich es hören konnte. Unsicher folgte ich ihr, kurz bevor sie die Tür öffnete, schaute sie sich noch einmal um. Als niemand zu sehen war, betraten wir den dunklen Raum und hörten noch, wie die schweren Flügel zufielen. Hilflos tastete ich in der Dunkelheit herum und fand nach einigen Anläufen endlich einen Lichtschalter. Als die Helligkeit den Raum durchflutete, mussten wir beide die Augen zusammen kneifen. Nachdem wir uns an das Licht gewöhnt hatten, öffneten wir die Augen und sahen, wo wir uns befanden. Hunderte Flaschenkisten standen vor uns, Türme davon und etliche Reihen. Die Strahlungen der Lampen brachen sich im Glas mancher Flaschen und ließen sie glitzern. Elina ließ sich nicht beirren und ging sofort auf die Knie, um durch die Reihen an Kisten zu kriechen und dabei ungesehen zu bleiben. Es war unwahrscheinlich, aber wenn noch jemand hier gewesen wäre und uns gesehen hätte, das wäre echt nicht gut ausgegangen. Ich machte es meiner Freundin nach und kroch ihr hinterher, mein Herz pochte mir bis zum Hals. Gleich würden wir etwas kriminelles tun, was anderen Schaden zufügt.

Aber wie sagte man so schön in der Verbrecherbranche: steal before common weal.

O Mann, die anderen wären stolz auf mich gewesen und Elina war es sowieso. Englisch und Ich waren eigentlich keine gute Kombo, aber im Moment funktionierte es ganz gut.

Meine blonde Freundin hielt inne und lehnte sich an eine der Kisten.

«In zwei Minuten machen sie zu, dann gehen wir da raus, und holen uns, was wir brauchen.», flüsterte sie und blickte mich ernst an.

«Wie viel kostet denn überhaupt eine Konzertkarte?», fragte ich neugierig.

«Sie sind sehr teuer. Eine kostet 200€.»

«200€?!», dröhnte ich laut und sie hielt mit einem «PSSST!», ihre Hand vor meinen Mund.

«Schorry», nuschelte ich und sie ließ los.

«Das heißt, wir brauchen 400€?», fragte ich diesmal etwas leiser. Doch Elina schüttelte den Kopf, was mich etwas verwirrte.

«Wir holen uns 800€», erklärte sie. Als ich begriff, was sie damit sagen wollte, lächelte ich. Viel zu gutmütig. Obwohl ich nicht wusste, ob das so schlau wäre. Trotzdem stimmte ich mit einem Nicken zu.

Wir hörten die Lautsprecheransage, dass sie jetzt schließen würden und machten uns bereit.

5 Minuten nach der Durchsage krochen wir langsam hinter den Kisten hervor, in Richtung Tür. Als Elina sie öffnete, konnte man nur Dunkelheit erkennen.

«Wie sie sehen, sehen sie nichts.», flüsterte sie mit einem Grinsen und drehte sich nochmal zu mir um, wahrscheinlich um sich zu vergewissern, dass ich noch da bin.

«Gehen wir.», sagte ich und spürte, wie langsam die Angst in mir hochkroch. Das war schließlich mein erstes Mal. Auch Elina wirkte etwas zögerlich, dann aber, stieß sie die Tür ganz auf und ging wieder auf die Knie, um durch den Laden zu robben. Ich folgte ihr unsicher, immer wieder sahen wir mal ein paar Lichtstrahlen, die wahrscheinlich von einer Taschenlampe stammten. Einer der Angestellten durchsuchte also noch einmal den Laden. Scheiße. Wir waren zu früh aus dem Versteck gekommen. Ich hörte Elina schlucken, sie ließ sich aber nichts weiter anmerken und deutete mir, ein bisschen das Tempo zu erhöhen. Mittlerweile krochen wir zwischen zwei Regalen hindurch, hin zur Tiefkühlabteilung. Dort hätten wir besseren Sichtschutz. Nach zehn minütigem Ausweichen vor dem Lichtkegel der Taschenlampe, schien der Angestellte endlich den Laden verlassen zu haben. Froh darüber stellten wir uns auf, ließen unsere Blicke noch einmal durch den Raum schweifen und setzten uns dann in Bewegung, Richtung Kasse. Mir wurde etwas flau im Magen, irgendwas stimmte hier doch ganz und gar nicht. Wir waren an der Kasse angekommen und Elina stellte sich hin, drückte alle Knöpfe die es gab und schon öffnete sich die Kasse. Ich war ziemlich verwirrt, dass sie nicht abgeschlossen war, aber es war ja zu unserem Vorteil, also dachte ich nicht weiter darüber nach. Auf einmal sah ich den Lichtkegel wieder über die Regale huschen und vernahm eine tiefe Stimme.

«Hallo? Wer ist da?», rief sie und mir lief ein Schauer den Rücken hinab.

«Elina, beeil dich, da ist jemand!», flüsterte ich und sah, wie meine Freundin einige Scheine in ihre Jackentasche steckte. Dann ging sie erneut zu Boden und wir krochen zurück zur Tiefkühlabteilung, an den Brötchenständen vorbei.

Der Lichtkegel verfolgte uns und auch die Stimme rief uns zu, wir sollten uns zeigen. Nichts da. Schnell krochen wir um die nächste Ecke und lehnten uns schwer atmend an das Regal. Jetzt hörten wir auch noch Schritte. Sie kamen immer näher und näher und hilflos schaute ich zu Elina, die jedoch die Augen zu hatte und durchatmete. Wir waren schließlich mehrfach durch den ganzen Laden gehetzt, auf allen Vieren.

Doch jetzt hatte auch sie bemerkt, dass hier etwas gewaltig schief lief, also blickte sie zu mir, deutete mir, ihr erneut zu folgen. Gesagt getan. Gerade wollten wir um die nächste Ecke kriechen, stand einige Meter vor uns der Angestellte mit seinem Kittel und der Taschenlampe in der Hand. Schnell zogen wir uns zurück hinter das Regal. Wir waren angespannt und extrem nervös. Wenn man uns erwischen würde, würde das gewaltigen Ärger geben. Es durfte nicht passieren. Für One Direction.

Noch hatte er uns nicht gesehen. Also krochen wir den Weg zurück zu unserem vorherigen Regal. Einige Sekunden verbachten wir dort, dann hörten wir wieder seine Schritte. er war direkt hinter uns. Nur noch das Gestell trennte uns voneinander.

«Jetzt hab ich euch.», meinte er, konnte er uns doch noch nicht einmal sehen. Er wusste nur, dass wir da waren. Schlimm genug. Gerade wollte er das letzte Hindernis bezwingen, um uns zu erwischen, und mein Herz pochte immer noch laut (Ich glaubte sogar, Elina's zu hören), da vernahmen wir ein Geräusch. Es war sehr laut, deshalb schauten wir unsicher um die Ecke, sahen, wie dort gerade mehrere Dosensuppen durch die Luft flogen. Der Angestellte rannte sofort in diese Richtung, also hatten wir die perfekte Möglichkeit um abzuhauen. Wir krochen wieder durch einige Reihen und Gänge, bis Elina irgendwann inne hielt. Sie hatte sich irgendwo gestoßen, als ich merkte woran, hellte sich mein Gesicht auf.

«Celine! Melanie!», Sie waren also mit Elina zusammen gestoßen.

Auch sie krochen auf allen Vieren durch die Gänge.

«Na Leuts?», flüsterte Celine lächelnd und wir lächelten zurück.

«Warum seid ihr doch hier?», fragte Elina doch noch etwas verwirrt und ich musste zugeben, ich war nicht weniger verwirrt, die beiden zu sehen.

«Für One Direction.», grinste Celine und wir lachten leise.

«Dann ward ihr das mit den Dosensuppen?», fragte meine blonde Freundin und erhielt ein stolzes Nicken der beiden.

«Ihr seid unsere Rettung, Mann», flüsterte ich, war einfach froh, sie zu sehen.

«Habt ihr das Geld?», fragte Melanie neugierig.

«Natürlich.», antworteten wir gleichzeitig als wäre es selbstverständlich.

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