pay before stay

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pay before stay

Celine's POV

Nachdem wir so schnell wie möglich den Laden verlassen hatten, machten wir uns auf den Weg zu meiner Wohnung, um die Karten zu bestellen. Es dauerte nicht lang, der Abend war klar, keine Aussicht auf Regen, alles lief perfekt. Es gab keinen Grund nervös zu sein. Wir würden über den Account meiner Eltern bestellen und ihnen im Anschluss das Geld wiedergeben. Das war so einfach. Nichts konnte uns jetzt noch aufhalten. Der Straßenlärm nahm langsam ab, da wir immer tiefer ins Wohngebiet kamen, nur das leise Rascheln der Baumkronen war zu hören. Und das Kichern meiner Freundinnen. Sie machten sich wahrscheinlich überhaupt keine Gedanken über die Folgen unseres kleinen Abenteuers. Ich war es jedoch leid daran zu denken. Ob man uns stellen wird? Es wurde dunkel, doch keine zwei Minuten später erreichten wir endlich das Gebäude. Aufgeregt betraten wir es, erklommen eilig die Treppenstufen und landeten schließlich vor meiner Wohnungstür. Luisa und Elina wippten ungeduldig und fröhlich auf und ab, Melanie stand neben mir, versuchte die beiden zur Seite zu schieben, damit ich die Tür mit dem Schlüssel aufschließen konnte, den ich gerade in meiner Tasche suchte.

«Mach schon, Mach schon, Mach schon!», drängte Luisa und rüttelte mich an der Schulter.

«Ist ja schon gut! Bin gleich soweit.», versuchte ich sie zu beruhigen. Sie fuhr wirklich verdammt auf Niall ab. Das merkte man. Als ich den Schlüssel endlich gefunden hatte, konnte ich die Wohnung aufschließen und noch vor mir stürmten Luisa und Elina rein, Melanie schüttelte verständnislos den Kopf.

Als wir dann auch den Flur betraten, schloss ich die Tür hinter mir und zog Schuhe und Jacke aus. Melanie war noch kurz auf Toilette verschwunden und die anderen beiden waren wahrscheinlich schon vor dem Computer und suchten den On-Button.

Keine fünf Minuten später saßen wir alle gemeinsam vorm Computer, scrollten auf der Website runter und klickten schließlich auf den 'Ticket online kaufen'- Balken. Uns wurde eine Tabelle angezeigt, wir suchten die Spalte für die VIP-Tickets und fanden diese auch relativ zügig. Wie erwartet lautete der Prei 200€ pro Person. Wir wollten vier Stück kaufen und klickten auf den Pfeil der nach oben zeigte und dafür da war, die Stückanzahl zu erhöhen. Nach Drei fing es wieder bei Eins an. Wir stutzten.

«Was?», Elina war sichtlich verwirrt, Luisa übernahm, klickte in das Feld und schrieb selbst eine Vier rein. Nachdem sie Enter drückte erschien eine Warnung, dass so viele Karten nicht mehr vorhanden wären.

«Bitte nicht...», flüsterte Luisa fassungslos.

«Was jetzt?», fragte Melanie hilflos. Wir schauten uns enttäuscht an.

«Lass uns erst mal die Drei Karten kaufen, bevor die auch noch weg sind.», schlug ich vor. Gesagt getan. Drei Tickets waren bereits dabei ausgedruckt zu werden. Das fehlende würden wir nicht mehr kriegen.

«Das bedeutet...einer von uns kann nicht mitkommen.», stellte Elina niedergeschlagen fest und blickte in die Runde.

«Wir sollten dort entscheiden wer nicht mitkommt. Nicht jetzt.», fügte sie ernst hinzu und wir stimmten zu.

Die letzten Tickets lagen fertig im Drucker. Aber niemand beachtete sie. Wir waren zu enttäuscht.

Der nächste Morgen kam schnell. Alle standen bereits vorm Bus, der seine Türen noch verschlossen hielt. Fast die ganze Klasse schien gut gelaunt und aufgeregt, abgesehen von uns Vieren. Der Schlag ins Gesicht hatte ziemlich gesessen.

Wir standen im Kreis, jeder blickte zu Boden, keiner traute sich etwas zu sagen und die Gesprächsfetzen der Menschen um uns herum nahmen wir nur vereinzelt wahr. Es interessierte uns eigentlich nicht. Normalerweise würden wir voller Vorfreude auf London wild mit Jubelrufen um uns werfen und die anderen mitreißen. Aber momentan waren wir diejenigen, die man hätte mitreißen müssen. Gerade wollte Melanie versuchen ein Gespräch anzufangen, da hörten wir einen überraschten Aufschrei und drehten uns augenblicklich um.

Es war Laura, die aufgeschrien hatte und ein Stück Papier in der Hand hielt. Als wir es genauer betrachteten, erstarrten wir.

Es war die letzte VIP-Karte. Annie stand neben Laura und es sah so aus, als hätte sie die ihr gerade geschenkt. Auch Laura war ein Niall Fan. Nur nicht so extrem wie Luisa.

Wir beobachteten sie weiter.

Als Laura merkte, dass sie nirgendwo in ihrem Gepäck noch Platz für das Ticket hatte, weil sie es auch nicht knicken wollte, bat sie Annie es einzustecken.

Unsere mörderischen Blicke zerplatzten in ihrer Umgebung, sie nahmen unsere Wut gar nicht wahr.

«Das ist...»

«...doch nicht wahr!», beendete Luisa Elinas Satz mit knirschenden Zähnen.

Melanie und Ich stimmten ihnen zu.

Nach drei weiteren Minuten der Fassungslosigkeit öffnete sich endlich die Bus-Tür. Wir stiegen zögernd ein, ich setzte mich weit hinten neben Melanie und Luisa und Elina saßen vor uns. Es dauerte nicht lange, da saßen alle, die Lehrer waren da und schon fuhr der Bus los. Das würde eine lange Fahrt werden.

Genug Zeit sich einen Plan auszuhecken. Einen Plan, wie wir an das letzte Ticket kommen.

«Annie hat es, nicht wahr?», fragte Elina und drehte sich zu uns um. Wir nickten.

«Dann holen wir uns die Karte von ihr einfach.», fügte sie neutral hinzu. Ich überlegte, wie denn diesmal? Wieder bestehlen? Abkaufen? Das wäre mir lieber. Ich bin nicht wirklich so für Kriminalität zu haben. Schräg wäre es, wenn wir sie hypnotisieren würden. Das wäre ja mal was ganz neues gewesen. Freiwillig wird sie uns das Ticket auf jeden Fall nicht geben.

«Und wie?», fragte ich schließlich, da sich anscheinend niemand anderes drum bemüht hatte.

«Ich meine, ihr wollt doch nicht schon wieder klauen, oder?»

Luisa blickte mich unverständlich an. Ich hätte es eigentlich wissen müssen.

«Keine Sorge.», beruhigte mich Elina, «Wir werden Annie nicht beklauen.»

Na das war ja mal eine Überraschung.

«Nicht?», fragte ich verwirrt, hatten sie tatsächlich mal zur Vernunft gefunden? Wahrscheinlich eher nicht, aber ich blieb in der Hoffnung, dass wir nicht wieder zu Kriminellen werden würden.

«Nein. Denn wenn wir mit ihr fertig sind, wird sie uns das Ticket von ganz allein geben. Es wird ihr förmlich aus den Händen fallen.», lachte Elina und Luisa stieg mit ein. Melanie und ich schauten uns unsicher an. Das klang sehr nach illegalen Mitteln.

«Wie meint ihr das?»; wollte Melanie wissen und ich nickte heftig, um zu signalisieren, dass ich genau wie meine Freundin auf dem Schlauch stand.

«Ihr wollt sie doch nicht etwa verprügeln?!», zischte sie fassungslos und das Gesicht der beiden wurde finsterer, aber nicht unbedingt ernster.

«Niemals, das wäre doch Körperverletzung und außerdem auch total geschmacklos.», erklärte Luisa, während Elina sich vor Kichern kaum ein bekam.

«Und was dann?», fragte ich ängstlich. Die beiden guckten sich erwartungsvoll an.

«Ja genau, was denn dann?», meinte Luisa an ihre Freundin neben ihr gerichtet.

«Hmm...», sie schien zu überlegen, dann hellte sich ihr Gesicht auf.

«Ah! Hab ne Idee!», gab sie stolz preis und tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Schläfe, während ein breites Grinsen ihr Gesicht zierte.

Gespannt horchten wir.

«Lass sie uns umbringen!»

In dem Moment glaubte ich vom Sitz zu fallen.

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