Mein Herz stockte, laut quietschende Reifen, ein Schrei und Stille. Es passierte alles auf einmal. Dann war alles Still. Mein Kopf brummte stark als ich aufwachte und mein Blick war unscharf doch ich konnte ein Gesicht ausmachen. "Hey Schatz", schniefte mir die Stimme meiner Mum entgegen. Es musste was schlimmes passiert sein, sonst weinte sie nie. Noch nie hatte ich sie weinen gesehen oder gehört. Als sich mein Blick verfestigte sah ich meine Mum. Sie hatte dicke Tränensäckchen unter den Augen, ihre Wangen wirkten leicht eingefallen und die Augen waren vor röte kaum noch zu erkennen. Kurz, sie sah einfach schrecklich aus."Mum was ist los?", fragte ich mit schwacher Stimme die am Ende fast wegbrach da ich mich einfach schwach fühlte. "Angelina...", brachte sie unter Schluchzern heraus und noch mehr Tränen flossen ihre Wangen hinunter und landeten auf ihren Beinen. Da begriff ich. Der Grund warum ich hier war, der warum meine Mum komplett aufgelöst vor mir saß und der das meine kleine Schwester nicht auch hier war...
"Miss Houston, Sie sind schon wieder 10 Minuten zu spät", tadelte mich Mrs. Farmer, meine Erdkunde Leherin, in dem gleichen gelangweiltem Tonfall wie sie es immer tat wenn ich mich wieder verspätete. Uninteressiert ließ ich mich auf meinen Platz in der dritten Reihe fallen, packte meine Sachen aus und konzentrierte mich auf den Unterricht, was ehrlich gesagt nicht einfach war da mich Gesteinsschichten nicht ganz so flashten aber dennoch hielt ich die Stunde durch und sogar den Rest des Tages. Am Ende des Tages schmiss ich meine Sachen wieder in meine Tasche, packte meine beste Freundin Madison am Arm und zog sie zur Tubestation wo wir nebeneinander stehend auf die nächste Bahn warteten.
"Mel willst du auch mithören?" Ich drehte mich nach rechts wo Madison stand, mir ihren einen Kopfhörer hinhielt und mich erwartungsvoll anlächelte. Das taten wir immer weswegen ich mich auch etwas wunderte das die mich noch fragte anstatt mir einfach den Kopfhörer zu geben. Ohne zu antworten nahm ich ihn und platzierte ihn in meinem Ohr. Move von Little Mix dröhnte ihn meinen Kopf und zufrieden lächelte ich Madison an. Ich liebte dieses Lied und das wusste sie ganz genau weswegen sie verstohlen zurück grinste.Unsere Tube kam, wir quetschten uns mit mühe noch rein bevor die Türen schlossen und die Tube losraste. An meiner Station wurde ich mit dem Strom von Menschen herausgezogen, verließ zügig die Station und lief nach Hause. Meine Mum erwartete mich bereits mit offenen Armen und mich freundlich anlächelnd. Sie schloss mich in eine enge Umarmung und so standen wir da gut eine Minute. Sie machte das immer, da sie erleichtert ist wenn ich unversehrt nach Hause komme. Ueberführsorglich, ich weiß aber sie muss das tun, für sich selber. Weil meine Schwester und ich eines Abends nicht nach Hause kamen und sie sich nichts dabei dachte bis sie einen Anruf aus dem Krankenhaus bekam. Und zwar das ich einen Autounfall im Vollrausch hatte und meine Schwester gestorben ist. Meine Schwester Angelina war das liebste Mädchen was ich kenne, sie kommet keiner Fliege was zu leide tun. Ihr Tod ist jetzt 6 Jahre her und meine Mum ist immer noch nicht ganz drüber hinweg. Und wenn ich ehrlich bin, ich auch nicht ganz. Wir denken jeden Tag am sie, zwar so das es der jeweils andere nicht mitbekommt aber ich weiß das meine Mum immer an sie denkt wenn sie mich umarmt oder mich ansieht. Angelina war schon immer ihr Lieblings-Kind und so blieb es auch als starb. Meine Mutter sieht nicht mich wenn sie mich anguckt oder umarmte . Nein, sie sieht Angelina in mir. Meine Schwester war über all für meine Mutter. In unserer Wohnung, auf ihrer Arbeit, in ihrem Portemonnaie und auch ich war für sie meine Schwester. Sie hatte mich einmal sogar Angelina genannt. Das war als ich es in einem Schuljahr geschafft hatte die Klassenbeste zu werden und sie so stolz auf mich war wie sie es sonst nur bei Angelina war.
"Oh mein Gott das ist ja fantastisch, Angeli... Melodie" , hatte sie gesagt und man sah nicht mal Reue in ihrem Gesicht."Mum? Du kannst mich wieder loslassen", meinte ich und tätschelte (bestes Wort) sie mit meiner rechten Hand vorsichtig auf den Rücken.
"Oh ja, natürlich Schatz", murmelte sie Gedanken verloren und starrte mit glasieren Augen die sich auf nichts bestimmtes fokussiert hatten über meine Schulter hinweg ins leere. Es war ein leerer Blick. Ohne Glanz. Einfach ein mattes Starren. Diese Augen waren nicht immer so. Vor Jahren brannte in ihnen ein Feuer welches von einem auf den anderen Tag erlosch. Und es kehrte nie wieder zurück.
"Essen steht im Kühlschrank" , war das letzte was sie von sich gab bevor sie im Wohnzimmer verschwand.
Ich hätte nie Hunger. Er war mir mit der Zeit einfach vergangen. Essen gehörte nicht mehr zu den wichtigen Dingen in meinem Leben. Wichtig war nur mein Geheimnis zu behüten damit es nie jemand erfährt. Keiner weis davon, nur ich, Mum und Madison. Dad hat meine Mum schon verlassen als ich 5 war. Auch er ist einfach gegangen. Das letzte Mal als was ich von ihm gehört hatte war mein 14. Geburtstag. Es war einfach eine Karte in der stand: Alles Gute zum Geburtstag Engel. Ich werde dich nie vergessen. Jack ❤️
Und 100£ lagen dabei.Er war ein Lügner. Diese Karte war halbherzig dahin geschmiert, 100£ waren einfach nur reingelegt und er hat mich vergessen, einfach so. Ich erinnerte mich noch ein wenig daran wie er mit mir auf einem Spielplatz gespielt hatte als ich klein war. Wir sind zusammen gerutscht und haben geschaukelt. Damals als wir noch in Ireland gelebt haben war er immer glücklich und nicht so gefühlskalt wie als er diese Karte geschrieben hatte.
Aber Geheimnisse und Lügen gehören einfach in die Familie Houston. Sie besteht praktisch daraus.
In meinem Zimmer machte ich schnell die paar Hausaufgaben die ich hatte, zugegeben ich war ein halber Streber. Meine Noten waren durchgehend gut und alle Lehrer mochten mich. Aber Madison war schlimmer als ich. Sie ist die perfekte Einser-Schülerin und der Liebling von jedem der ihr über den Weg lief.
"Melodie! Komm mal her", hörte ich meine Mum brüllen. Okay das kann nicht gutes sein. Das letzte Mal als sie mich so gerufen hatte sie mir erzählt das wir nach London umziehen.
"Was ist los Mum?"
"Rate mal wer uns morgen besuchen kommt?", fragte sie mit einem Lächeln im Gesicht. Also es war nicht wirklich ein Lächeln. Es war ein gefaktes Grinsen welches ihre Augen nicht erreichte, aber besser als nichts.
"Der Weihnachtsmann?", meinte ich Achselzuckend und starrte sie fragend an.
"Nein! Greg kommt!"
"Es klingelt nicht", sagte ich stumpf. Natürlich erinnerte ich mich an Greg. Doch er gehörte zu meinem alten Leben in Ireland und diese Zeit wollte ich vergessen genauso wie alle Leute von damals. Und Greg gehört eben zu den Sachen die ich vergessen wollte.
"Na Greg aus Mullingar. Der mit dem du so viel gespielt hast."
"Ach der! Der Greg dem ich so viel bedeutet hab und der mich dann ignoriert hat. Der Greg der vor ein paar Jahren geheiratet hat und mich nicht eingeladen hat obwohl ich ihm ja so wichtig bin. Mein 'quasi' großer Bruder der sich nicht mehr für mich interessiert hat. Meinst du den Greg?!" ,rief ich zornig und voller Wut. Sie hat ernsthaft Greg eingeladen. Einer der vielen Menschen die mich verlassen haben.
"Schatz, bitte. Greg ist gerade zufällig in London und hat morgen nichts zu tun. Da dachte er das er uns besuchen kommt nach all den Jahren", versuchte sie mich zu beruhigen doch wenn ich einmal wütend war sollte man mich lieber in Ruhe lassen.
Ich atmete ein paar Mal durch um mich zu beruhigen doch es half nur dezent. "Ich bin morgen mit Madison verabredet", log ich schnell.
"Bist du nicht Melodie. Madison hat Donnerstags nie Zeit."
"Komm schon Mum. Ich will mich nicht mit Greg treffen", jammerte ich und guckte sie mit meinem Hundeblick an der bei Madison immer zog.
"Das ist nicht deine Entscheidung! Ich hab Greg seid Jahren nicht mehr gesehen und ich möchte das du dabei bist da ihr euch sicher noch etwas Zusagen habt."
"Aber..." , fing ich an doch sofort unterbrach sie mich.
"Kein aber! Er kommt morgen her und du wirst freundlich sein! Haben wir uns da verstanden?!", brüllte sie fast doch sie schaffte es immer noch wie eine leere Hülle auszusehen. Das schaffte auch wirklich nur meine Mutter. Tod auszusehen und dabei so lebendig zu sein.
"Schon gut", sagte ich genervt und stapfte zurück in mein Zimmer.
Na wunderbar. Jetzt darf ich mich mit Greg treffen. Einer von den Leuten die mich verlassen hatten ohne ein Tschüss zu hinterlassen. Aber das schönste daran ist ja auch noch das er nicht nur irgendein Greg ist. Nein, es ist Greg Horan. Bruder des Weltstar Niall Horan und Vater von Theo Horan, den jedes Fangirl liebt.
____________________________________________________________________________________________________________ ⬆Bild von Melodie (Chrissy Costanza)
Gewidmet an Kaetzchen2
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Lost Secret
FanfictionKennst du dieses Gefühl? Das Gefühl verlassen zu werden? Genau das. Jeder kennt es, doch niemand fühlt es gleichermaßen. Aber ich glaube, ich kann sagen, das ich dieses Gefühl viel zu gut kenne, obwohl ich darauf auch gut verzichten konnte. Teilweis...