Kapitel 1: Das Wrack am Strand

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Meine Augen weiteten sich zu Schlitzen. Wie durch einen Filter konnte ich nur ein paar Farben wahrnehmen. Blau braun grün gelb weiß...

Vereinzelt hörte ich ein paar männliche Stimmen raunen. Mein Kopf dröhnte und unter mir fühlte ich nassen Sand. Meine Arme und Beine fühlten sich an wie Pudding.

Ich lag auf meinem Rücken, sah in den grauen Himmel. Immer mehr Dinge blendeten sich für mich ein. Über mir beugten sich zwei junge Männer mit einem rostbraunen Gesicht und kurzen schwarzen Haaren herunter. Sie versuchten mich anzusprechen. Was sie sagten konnte ich allerdings nicht verstehen, da bereits ein lautes Summen mein Gehör blockierte.

Ich, immer noch völlig benebelt, versuchte mich indessen aufzusetzen und würde direkt wieder in den Sand gedrückt. Ich versuchte die Eindrücke meiner chaotischen Umgebung gedanklich zu ordnen und starrte wieder in den Himmel. Langsam begann ich zu überlegen wieso ich hier im Sand lag. WO ich überhaupt im Sand lag. Ich drehte meinen Kopf zur Seite, blinzelte um zu versuchen den Schleier vor meinen Augen verschwinden zu lassen und sah immer mal für ein paar Augenblicke klar. Wie schon vermutet: Sand in meiner näheren Umgebung, einen großen Baumstamm der auf der Seite lag und schon ziemlich morsch aussah, ich sah Meer, Wellen, Möwen, Muscheln, den grauen Himmel und rein gar nicht was ich in irgendeiner Weise wiedererkannt hätte.

Plötzlich wurde ich aus meiner Trance geweckt als sich zwei Arme unter meinen Körper legten und mich hoch hievten. Verwirrt und ängstlich schaute ich wieder in das rostbraune Gesicht von einem der beiden Männer. Sein Mund bewegte sich aber es war immer noch bloß ein Raunen. Er hatte seine Stirn besorgt in Falten gelegt und ich nahm an das er mir wohl beruhigend zusprach. Er zog mich an seine, mit einem weißen Shirt bedeckte Brust. Ich schätzte ihn etwas älter als mich ein. Vielleicht so 19? Ob ich wich wohl gegen seinen Griff wehren sollte? Wahrscheinlich war ich momentan dazu sowieso nicht in der Lage. Er machte zügige große Schritte. Ich spürte den kühlen Wind auf meiner Haut. Auch an Stellen wo eigentlich kein Wind her wehte. Ich bemühte mich meinen Kopf zu heben um an mir runter zu sehen. Ja, wie ich es vermutet hatte. Ich war nackt.

Das Summen in meinem Kopf ließ nach. Es gab mir Freiraum für Gedanken.

„ NICHT GUT ! MIA! GAR NICHT GUT! WO BIN ICH ? WAS TU ICH HIER? WIESO BIN ICH NACKT? WER SIND DIESE TYPEN? “

Ich fand aber auf diese Fragen keinerlei Antworten und stellte nur Vermutungen.

WO? Unbekannter Ort – verschleppt, entführt, gekidnappt, weggelaufen?

WAS? WIESO? Nackt, entkräftet im Sand – ein schlechter Scherz, bestohlen, bedroht, erpresst, vergewaltigt?

WER? Ausländische Typen – Vergewaltiger, Verbrecher ?

Meine Wangen wurden wärmer als ich begriff was grade um mich herum geschah. Ich lag nackt, ohne mir aus eigener Kraft helfen zu können am Strand, um mich, zwei Männer von denen mich einer soeben davon trug. Bei jedem Schritt den er tat, zog sich ein gewaltiger Schmerz durch meinen Kopf. Meine Wangen glühten nun und ohne was dagegen tun zu können, liefen mir warme salzige Tränen über mein Gesicht. Ich würde immer unruhiger, und hysterischer was auch wohl der Mann bemerkte, dessen Arme sich um meine Knie und um meinen Rücken schlossen. Ich schnappte nach Luft, sah dem Mann voller Panik in die Augen. Er verengte seinen Griff. Eigentlich wollte ich nur weg, mich befreien und nach Hause! Da ich aber nicht die Kraft aufbringen konnte zu strampeln oder um mich zu treten, zu beißen oder ähnliches, wimmerte ich erst nur und schrie dann auf.

„Hilfe Jared! Ich weiß nicht was ich tun soll! Ich glaub sie hat eine Panikattacke! Nun mach doch was! Sollen wir nicht doch lieber einen Krankenwagen holen?“

Ich wurde still und lauschte. Der Mann der mich trug sah mich wieder besorgt an. Ich bemühte mich etwas zu sagen und schließlich gelang es mir.

„Bringt mich nach Hause, bitte!“, sagte ich gequält. Meine Stimme war nur ein leises Krächzen unter Tränen. Er legte seinen Kopf schräg und sah mich entgeistert an. Der zweite Mann der für kurze Zeit aus meinem Sichtfenster verschwunden war und denn ich nun als „Jared“ identifizierte, lief nun auf uns zu. „Hat sie was gesagt?“, fragte er interessiert.

„Ja, ehm sie sagt, dass sie nach Hause will. Meinst du wir sollen sie...?“

„Sam hat gesagt das wir sie erst mit zu Emily bringen sollen. Sie muss zu Kräften kommen und ihre Wunden müssen verarztet werden. Wir wissen außerdem nicht wer sie ist und woher sie kommt. Und vor allem wissen wir nicht wie sie in dem Zustand in unser Revi.. ähm.. Reservat gelangt ist. Jake hat mit Chief Swan telefoniert. Es wird kein Mädchen im Staat vermisst. Vermutlich hat sie gar kein Zuhause!“ Der angesprochene nickte und setzte sich wieder in Gang.

Was? Ich hatte ein Zuhause! Und wollte da auch so schnell wie möglich wieder hin. Zurück nach Hause einfach wieder Heim ! Wieder schluchzte ich.

„Man vermisst mich nicht?“ murmelte ich dann leise vor mich hin. Mein „Träger“ richtete sich wieder zu mir und sah mir in die Augen. Ich fühlte mich gleich besser. Behütet irgendwie. „ Alles wird gut, glaub mir! Aber du musst erst gesund werden. Wir werden dir helfen, versprochen. Wir sind gleich da. Du brauchst dich nicht zu fürchten.“

Ich schluckte schwer. Natürlich musste ich erst einmal wieder gesund werden. Was immer ich auch hatte... Ich hatte ja auch noch keine Zeit gehabt mich zu begutachten... Ich ließ zu das mich die fremden davon trugen. Müde erschlaffte mein Körper und ich sank in einen traumlosen Schlaf.

Als ich erwachte, fand ich mich unter einer cremefarbenen, geblümten Decke wieder. Ich befand mich in einem abgedunkelten Zimmer mit lila Wandfarbe und Ahornmöbelstücken. Ich setzte mich auf und strich die dicke Daunendecke bei Seite. Ich hatte eine grau-weiß gepunktete lange Pyjamahose und ein orangefarbenes T-Shirt an, worüber ich mich sehr freute. Mein Kopf schmerzte noch und obwohl ich wusste das ich von den Männern mitgenommen worden war fühlte ich mich leicht verloren. Eine Sache wusste ich jetzt schon mal. Die beiden Männer waren meine Helfer gewesen. Sie haben mir nichts böses gewollt.

Ich stand auf und bewegte mich etwas wackelig vor einen Freistehenden Spiegel. Ich begutachtete mich von Kopf bis Fuß. Mein Gesicht sah unbeschadet aus. Da waren immer noch meine langen dunkelbraunen, gelockten Haare. Zwar waren sie schon leicht fettig und komplett durcheinander, aber ansonsten war da nichts. Ich fuhr mir mit meinen Fingern durch das Haar um es etwas zu bändigen und blieb an einer Stelle stehen. Ich fühlte eine kleine Beule an meinem Hinterkopf. Daher rührten also meine Kopfschmerzen. Nicht weiter beeindruckt sah ich weiter an mir runter. Unter meinen braunen Augen lag ein lilafarbener Schatten, aber der war sonst auch öfter mal zu sehen. Ich zog das Shirt nach oben um zu sehen ob ich irgendwo Wunden hatte. Nichts zu sehen. Plötzlich klopft es an der Tür.

„Entschuldigung?“, höre ich eine weibliche Stimme fragen. „Ist alles in Ordnung? Darf ich reinkommen?“

Ich strich das Oberteil wieder zurecht und antwortete dann zaghaft: „Ja herein!“

Eine Frau mit einer karamell- farbiger Hautfarbe sah durch den Türspalt. Sie hatte drei Narben die quer durch ihr Gesicht verliefen und unter ihrem Rollkragenpullover endeten.. Ich öffnete geschockt den Mund. Nicht weil mich ihr Anblick schockierte.

„Mein Name ist ...“,begann sie.

„Emily Young!“, kam ich ihr zuvor. „Das Wolfsmädchen!“, ergänzte ich innerlich.

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