Vorne weg, diese Kurzgeschichte habe NICHT ich geschrieben, sie stammt von meiner ehemaligen besten Freundin Gabriel, die leider verstorben ist. Nach einigem Überlegen und knapp einem Jahr des Versuchens, das Passwort ihres IPads zu knacken (der Tipp war 'Löwe!'), habe ich mich dazu entschieden, die Story auf unserem gemeinsamen Account hochzuladen, den mittlerweile ich führe. Ich habe nichts an dem Text verändert und ihn einfach so übernommen.
Sie schloss die Augen. Das Wasser an ihren Lippen schmeckte widerlich, am liebsten hätte sie gewürdigt, aber dann hätte sie den kompletten Mund voll von dem Zeug und müsste schlucken. Sie spürte das Wasser auf ihrer Haut, in ihrem Haar. Plötzlich riss sie jemand an den Haaren zurück. Er hatte sich die Mähne um die Hand gewickelt und hielt sie in einem eisernen Griff. Sie lachten. Ihre Augen flatterten auf und sie schnappte nach Luft. Mittlerweile war sie ziemlich gut darin geworden, die Luft anzuhalten. Ihre zitternden Händen, die sie auf den kalten, schmutzigen Fliesen stützten, hoben sich und verkrampfen sich um den Rand der Kloschüssel. Am liebsten hätte sie geheult und sich in irgendeine Ecke verkrochen, aber diese Genugtuung würde sie ihnen nicht geben. Wieder drückte er ihren Kopf nach unten und sie hörte ihr höhnisches Gelächter gedämpft durch das Wasser. Einige Strähnen ihrer langen zerzausten Haare hatten sich ihren eigenen Weg gesucht und trieben nun um ihr Gesicht. Das hasste sie am meisten, ihre Haare durfte sie später wieder stundenlang waschen, bis sie nicht mehr nach einer öffentlichen Toilette stanken.
Sie hatte mittlerweile sowohl ihr Zeitgefühl verloren als auch aufgehört zu zählen. Ihr Kopf wurde ruckartig zurückgerissen, früher als sie gedacht hatte. Hatten sie etwa plötzlich Mitleid? Ha? Niemals! "Was geht hier vor?", fragte schließlich eine tiefe Stimme und sie wurde an den Haaren auf die Beine gezogen. Dann ließ er sie los. Am liebsten wäre sie davon gerannt, aber flüchten wäre sinnlos. Sie war allein gegen 5 Kerle, die größer und stärker waren. Es wäre nutzlos und würde ihr nur noch mehr Ärger einhandeln. Die Jungs hinter ihr bewegten sich auseinander, sodass dem Fremden dann der Blick auf ihre nun stehende Gestalt freigegeben wurde. "Der Kerl hier ist auch neu, wir haben ihm bloß das Klo gezeigt", antwortete einer und sie hätte am liebsten schrill zu lachen angefangen. "Das Klo von innen, hmm? Verschwindet bevor ich euch die selbe Aussicht gewähre", knurrte die Stimme und sie hörte, wie die Gruppe abzog, natürlich nicht, ohne sie nicht ein paar mal versehentlich anzurempeln oder ihr gegen das Schienbein zu treten. Sie stand immer noch mit dem Kopf in Richtung Wand, spürte aber trotzdem noch die Präsenz des Fremden. Er bewegte sich genau wie sie keinen Millimeter. Beide warteten ab.
Ihr Kopf arbeitete unentwegt. Wer war er? Wer an dieser gottverdammten Schule würde ihr helfen? Wer hasste sie hier nicht? Wer lästerte hier nicht über sie? Wer lachte nicht über sie? Wer war er? Wer hatte hier eine soo tiefe Stimme? Sie drehte sich langsam um, den Kopf gesenkt, das nasse Haar umrahmte ihr Gesicht. "Warte? Du bist gar kein Junge?" Sie hatte bisher nur seine Schuhe angestarrt. Schwarze Bikerboots, der eine halb offen. Als wäre es ein eigenes Statement, sowas wie: "Don't mess with me 'cause I don't give a sh*t!" Sie machte sich erst gar nicht die Mühe seine Frage zu beantworten, es war sowieso klar.
Warte, der ist neu hier? Sie haben gesagt, dass sie auch neu hier wäre, was eine Lüge gewesen war, also müsste er neu sein. Sie hob den Kopf, sie musste schlimm aussehen. Den Handabdruck konnte er wahrscheinlich genau auf ihrer Wange sehen. Ihr Makeup war verlaufen, bei sowas half nichtmal mehr was wasserfestes. Sie sah ihn kurz an, bevor sie den Kopf wieder abwand. Er war attraktiv, keine Frage. Langes, ebenfalls zerzaustes schwarzes Haar. Er schien das Zerzauste aber beabsichtigt gehabt zu haben. Piercing in der Nase. Lipring. Ob er seine Eltern auch hatte anbetteln müssen? Wahrscheinlich nicht, er war sicherlich kein Mensch der Bitten. Er war einfach mit dem Piercing nach Hause gekommen, vermutete sie. Hätte sie das getan, ihr Vater hätte ihn eigenhändig wieder herausgerissen. Er war groß, die Beine in eine schwarze Skinnyjeans gehüllt. Sie mochte seine Beine! Der Rest war aber auch nicht schlecht. Und die Jeans natürlich. Die mochte sie auch!
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Not all Heroes wear Capes
Random" 'Wie viele Narben sind es?', fragte er nach einigen Minuten des Schweigens. Er fragte es, als wäre es ein alltägliches Thema, so als frage er nach dem Wetter für Morgen. Sie wollte ihn nicht anlügen, nicht fragen, was er meine oder, dass sie es ni...