Chapter 2.

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Die Schüsse verstummten. Evan ließ sich völlig außer Atem an der Wand hinunter auf den Boden rutschen. Er nickte nur. Sie waren Tod. "Wir müssen hier weg Evan. Sie werden nochmal kommen.", sagte ich und stand auf. Ich holte den Verbandskasten und setzte mich neben Evan. Ich verband nur die größten Wunden, für die kleineren reichte das Verbandszeug nicht mehr. "Danke.", sagte er und stand auf. Wir nahmen alles nötige und verstauten es in zwei Rucksäcken. Die restlichen Vorräte reichten maximal noch für zwei Tage aus. Wir brauchten Essen, Trinken und Munition. "Mary wir müssen los, jetzt.", sagte Evan und griff nach meiner Hand. Wir schulterten die Rucksäcke, nahmen die Waffen, dann Evan zog mich hinter sich her. 

Nach gefühlten 3 Stunden Fußmarsch, in denen uns nicht ein einziger anderer begegnet war, kamen wir an einem Supermarkt an. "Bleib hier.", sagte Evan und lief langsam in Richtung Supermarkt. "Evan.", rief ich kurz bevor er den Supermarkt betrat, doch er lief weiter. "Fuck.", murmelte ich und hockte mich hinter einen Baum. Auf einmal fielen Schüsse. Mir stockte der Atem. Ich konnte nicht hier sitzen und nichts tun. Ich stand auf und rannte in den Supermarkt. "Evan!", schrie ich verzweifelt. Es war mir egal ob mich vielleicht ein anderer hören würde. Evan!", schrie ich ein weiteres mal, jedoch bekam ich wieder keine Antwort. Tränen sammelten sich in meinen Augen und fingen an meine Wangen hinunter zu laufen. Ich rannte in die Tür zum Lager. Dort lagen mehrere Männer umgeben von Blut. Aus der hinteren Ecke nahm ich ein keuchen wahr. "Evan?", murmelte ich und lief langsam über die Männer. Ich erblickte Evan. Er lag keuchend an den Tisch gelehnt. Seine Waffe war nicht zu sehen. Er hielt eine Hand auf seinem Bauch. Ich hastete zu ihm und beugte mich zu ihm runter. Ich nahm vorsichtig seine Hand von seinem Bauch. Unter ihr war eine große Schusswunde. "Scheiße.", murmelte ich. Ich zögerte einen Moment, dann drückte ich seine Hand wieder auf die Wunde. Evan stöhnte schmerzerfüllt auf. "Tut mir leid.", sagte ich und stand auf. So konnte er für kurze Zeit provisorisch die Blutung verringern.  Ich rannte durch den Laden und durchwühlte jedes Regal nach Medizin oder wenigstens einem Verbandskasten. Nichts. Ich rannte in das Büro und suchte auch hier nach etwas hilfreichem. Irgendwas musste es hier doch noch geben. In einer Schreibtischschublade fand ich was ich suchte. Einen Verbandskasten und Schmerztabletten. Ich rannte zurück zu Evan und hockte mich neben ihn. Ich nahm eine Flasche mit Wasser aus meinem Rucksack und öffnete die Tabletten. Ich gab Evan eine Tablette und die Wasser Flasche, dann wartete ich bis er die Schmerztablette geschluckt hatte und packte die Flasche wieder ein. Anschließend desinfizierte ich die Wunde und verband sie bestmöglich. Mir war nur wichtig, dass seine Schmerzen nachließen und die Blutung gestoppt wurde. Allerdings konnten wir jetzt unmöglich weiter. Evan litt unter zu großen Schmerzen und die Schmerztabletten brauchten auch erstmal eine Weile bis sie überhaupt anfingen zu wirken. Jedoch versuchte Evan irgendwie aufzustehen. Er stöhnte wieder schmerzerfüllt auf und versuchte sich am Tisch hochzuziehen. "Evan nicht!", sagte ich. Er ließ sich wieder sinken. Sein Atem war schwer. "Wir müssen weiter.", krächzte er. "Nein. Sieh dich doch mal an. Wir können nicht weiter, jedenfalls nicht jetzt.", sagte ich zu ihm. "Mary, hier draußen sind wir geliefert.", sagte er und schloss die Augen. "Wir wären überall geliefert und sind trotzdem noch hier. Du bist jetzt noch doller Verwundet als vorher, du musst dich ausruhen.", murmelte ich. Er öffnete seine Augen und sah mich an. "Ich will nicht, dass dir etwas passiert.", murmelte er und senkte den Kopf. "Mir passiert schon nichts, versprochen. Und jetzt ruh dich aus. Wenigstens ein paar Stunden, bis die Tablette wirkt. Bitte.", sagte ich. Er nickte zustimmend und atmete einmal tief durch.

Die 6. WelleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt