Ausflug mit Data

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"F*CK DICH, TILL!", schrie ich meinen Bruder an. In mir kochte alles. Da war man mal nett zu anderen und was bekam man davon? Nur noch mehr Ärger...

"Mit Vergnügen!", grinste der perverse Junge und streckte mir seinen Mittelfinger entgegen. Wie konnte man nur so intolerant sein?

"Haha. Wie lustig. Nicht.", antwortete ich sarkastisch und legte unbemerkt meinen Kommunikator auf meinen Nachttisch.

"Mach Du es besser: Als Borg verstehst Du so wie so keinen Spaß, selbst wenn Du einen Vergnügungspark assimiliert hättest!"

Das war zu viel. Tränen verschwammen meine Sicht. Wenn ich meinem Bruder nicht gleich ziemlich kräftig in seine Kronjuwelen treten wollte musste ich hier weg.

Ich stürmte aus unserem Zimmer und eilte die Gänge entlang. Warum hatte es bei mir nicht geklappt? Warum hatte ich immer noch meine Borg-Implantate? Es hatte auch bei Picard funktioniert. Warum bei mir nicht?

Ohne Plan wo ich hin sollte, rannte ich zu den Holodecks. Zu meinem Glück hatten momentan die meisten Leute Dienst, dass ich ein freies Holodeck bekam. Das ich nun meine letzte Holodeck-Zeit für die Woche einlöste (es war erst Mittwocht), war mir egal.

Ich wollte weg. Hatten sich meine Eltern nicht mehr dabei denken können, hier Kinder zu bekommen?Gefangen in den unendlichen Weiten der Galaxis.

Ich ließ einen meiner Lieblings-Romane laufen. Es handelte eigentlich nur von einem Haus mit einem großen Garten, angrenzend zum Wald, aber ich hatte das Haus nach meinem Geschmack gestaltet.

Innen waren die Wände in dunklen Tönen gestrichen und die Möbel bestanden aus Holz und Leder. Der Garten wirkte verwildert und gleichzeitig gepflegt. Der Wald bestand aus dunklen Tannen und weiter innen konnte man eine Lichtung finden, die immer ihren Ort wechselte - wenn man die geheime Schrift auf dem Zettel, der mit einem Magneten am Kühlschrank befestigt war, entschlüsseln konnte.

Ich zog mich auf den Dachboden zurück. Es war der Raum, wo ich alles, was mit Kreativität zu tun hatte, aufbewahrte.

An der Wand lehnten verschiedene Instrumente. Heraus stach das Cello: Es war sehr alt, aber in sehr gutem Zustand.

Das Licht durch die Fenster schien auf eine Staffelei. Ein Bild, was ich bei meinem letzten Besuch hier gemalt hatte, lehnte noch immer dort. Direkt unter dem Fenster stand ein Schreibtisch. Nur ein Füller und Papier lag auf ihm. Sobald ich das Programm beendete, löschte er, was auf dem Papier stand - es sei denn, ich packte es in den Schrank, welcher gegenüber der Staffelei stand.

Wenn ich hier war fühlte ich mich immer frei.

Langsam, als hätte ich Angst er würde zerbrechen, setzte ich mich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch und begann zu schreiben. Ich schrieb drei Seiten. Sie halfen mir zu verstehen, was ich dachte und meine Gedanken, Wünsche und Träume zu ordnen.

Ich schrieb über die Aufnahme ins Kollektiv, dass ich anders als jeder andere war und jeder sehen konnte, dass ich Borg war. Auch, dass mich mein Bruder ärgerte und ich nicht wusste wie ich es ändern konnte. Ich gab auch meinen Eltern die Schuld für meine jetzige Situation, das sie es Schuld waren, dass ich nun hier auf diesem Raumschiff festsaß.

Als ich jedoch fertig war zerknüllte ich das Papier.

Gäbe es meine Eltern nicht, gäbe es mich auch nicht. Ich wollt irgendjemanden die Schuld geben, aber ich wusste nicht wem? Den Borg? Doch meinen Eltern? Der Sternenflotte?

Ich war am verbluten, doch keiner hatte mich verletzt.

Ich brauchte frische Luft. Am Kühlschrank las ich den Zettel und ging in den Wald. Die Geheimsprache konnte ich fließend sprechen und so dauerte es nicht lange bis ich auf den plätschernden Bach und dem hohen Gras traf.

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