Wie alles begann

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Es war ein Montag, ein grauer Montag, der durchaus Potential hatte, einem die komplette Woche zu versauen. Genau denselben Gedanken hatte auch der blonde Junge, der um sechs Uhr morgens sein Spiegelbild betrachtete. Er hatte sich mal wieder so stark im Schlaf bewegt, dass seine Haare so unnatürlich abstanden, dass nichts sie wieder dazu bringen konnte, dass sie sich wieder normal auf den Kopf legen könnten. Weder eine liebe Bitte, noch fünfzig Tonnen Haargel oder ein von oben auf seinen Kopf fallender Container voll ein-Tonnen-schwerer Hanteln.
Der Junge seufzte resigniert, als er nach mehreren demotivierenden Versuchen, seine Haare zu besiegen, feststellen musste, dass er wohl so in die Schule müsse.
Er stand lange vor dem Spiegel und überlegte fieberhaft, was er wohl tun sollte. Nach einer Weile zückte er sein Handy und rief seine beste Freundin an.
Nach einer gefühlten halben Stunde nahm sie ab: "Was willst du, du Dreckspisser."
"Ich wollte dir sagen, dass ich heute nicht in die Schule komme. Bad Hair Day."
"Du bist echt erbärmlich. Ich meine, ich habe jeden Tag einen Bad Hair Day und komme trotzdem in die Schule-"
"Ja, du bist aber auch nicht ich, sondern du, im Gegensatz zu mir."
"Ich kann mich nur wiederholen. Du bist echt erbärmlich. Außerdem haben heute die Ferien angefangen. Wir treffen uns um halb zwei in der Stadt. Ich hab was für dich."
Sie legte auf. Vielleicht würde dieser Montag doch nicht so schlimm werden, wie er vermutet hatte.

"Hey, Dori", rief das blonde Mädchen ihm zu, "schau nicht so hässlich in der Gegend rum, sondern komm lieber hierher ins Café!"
Er drehte sich um und folgte ihr zu einem der Tische. "Was willst du trinken?", fragte sie mit einem zuckersüßen Lächeln.
"Wieso fragst du?"
"Bezahl mir eine heiße Schokolade."
"Und warum sollte ich das tun?"
"Ich tu dir auch einen Gefallen."
Resigniert winkte er die Kellnerin zu sich und bestellte für sie beide.

"DAS ist also der Gefallen, den du mir tun wolltest? Eine schlechte Harry Potter FanFiction?"
"Ja", grinste das Mädchen und trank genüsslich aus ihrer Tasse.
"Und wann fängt der ganze Scheiß an, Mary?", fragte Dori resigniert.
Mary trank nur weiter ihren Kakao und zeigte hinter sich auf einen jungen Mann mit wasserblonden Haaren und eingebildetem Gesicht, der alleine an einem Tisch saß. "Gesehen?", sprach sie in ihre Tasse hinein.
"Wer zur Hölle ist das?", fragte er, "ein Typ mit einem dämlichen Gesicht und einer hässlichen Frisur?"
"Bist du wirklich so blöd oder tust du nur so, du Anallutscher? Denk nach. Es geht um Harry Potter. Wer ist das wohl?"
"Draco Malfoy? Der sieht aber überhaupt nicht so aus wie der aus dem Film."
"Boah Junge, der aus dem Film ist ja auch nicht der echte."
"Moment, ist das wirklich der richtige?"
"Keine Ahnung. Er hat es auf jeden Fall behauptet."
"Und du hast es ihm einfach so geglaubt? Er könnte-"
"Natürlich ist er der Echte." Sie rollte mit ihren braunen Augen.
"Und du hast ihn einfach in unsere Welt gebracht? Uns wurde doch über die Gefahren berichtet..."
"Jaja, ist ja okay. Wir gehen ja bald in die 'Zaubererwelt'."
"Was heißt bald?", fragte der Junge mit einem Stirnrunzeln.
"Nachdem ich meine Tasse ausgetrunken, Liam gestriegelt und dir eine Gardinenpredigt gehalten habe, weil du wegen deines ach so schlimmen Bad Hair Day's nicht in die Schule kommen wolltest."
Er rollte nur mit den Augen. "Ist das dein Ernst? Ich achte eben ein wenig auf mein Aussehen."
"Was soll das denn jetzt bitte heißen? Willst du auf's Maul, du kleines Pissgesicht?"
Der Junge stand auf und kehrte ihr den Rücken zu. "Und? Wer kommt noch?"
"Harry, Hermine, Ron - die Üblichen halt. Und könntest du dich vielleicht umdrehen? Die Leute schauen schon ziemlich dumm."
"Wenn ich mir deinen Blick so anschaue, bezweifle ich, dass die Leute uns wegen mir so angaffen."
Mary lächelte kurz, kletterte auf den Tisch, trank ihren Kakao aus, warf die Tasse weg und sich auf Dori. Dieser ging zu Boden. "Nimm! Das! Du! Analgeburt!" Bei jedem Wort prügelte sie auf ihn ein.
Von außen muss das wohl ziemlich komisch ausgesehen haben, vor allem, als noch ein grauer Fellball auf sie draufsprang, um das Mädchen zu unterstützen. Just in diesem Moment hörte man ein ersticktes "Beruhige dich, Mary!", doch sie machte keine Anstalten aufzuhören. Im Gegenteil, es schien, als würde sie nur noch stärker zuschlagen, während sie schrille Kampfschreie von sich gab.
Nach einer Weile traute sich dann einer der Kellner einzugreifen, jedoch half das nicht viel, da er mehrere Tritte und Faustschläge kassierte.

Zehn Minuten später verließ Mary, mit Liam auf den Schultern, das Café und klopfte sich den Staub von den Schultern, gefolgt von Draco Malfoy mit einem dicken, babyblauen Schal, einem braunen Lederhut und einer Sonnenbrille und einem völlig ramponierten Dori, der kaum noch laufen konnte.
"Folgt mir, meine Lieben!", rief Mary fröhlich und bog in eine Seitengasse ein.
Nach einer Weile blieb sie vor einem kleinen Pub stehen: "Zum nicht mehr ganz so tropfenden Kessel".
"Das ist ja wohl ein schlechter Witz", kommentierte Draco trocken.
"Nein, ist es nicht", erwiderte Mary mit einem Lächeln im Gesicht, öffnete die Tür und trat ein. Die anderen hatten keine andere Wahl, weil das Mädchen sonst in einer der nächsten Nächte ihre Hauswand hochklettern, durch das Fenster in ihr Zimmer einbrechen und ihnen irgendwie drohen würde.
"MARVIN!", schrie sie in die Bar hinein.
"MARY!", schrie der Barkeeper zurück.
"Ich brauche dein Auto", sagte sie und lehnte sich an den Tresen.
"Hast du denn schon einen Führerschein?", fragte er, nahm einen Lappen und begann, Gläser zu putzen.
Sie kramte in ihrer Tasche herum und holte eine kleine Karte heraus, auf die der Barkeeper einen kleinen Blick warf. "Okay. Ihr seit zugelassen."
Die drei folgten ihm durch den Pub zu einem Hinterhof, in dem ein silberner Wagen stand. "Du weißt, wie er funktioniert?", wandte Marvin sich an Mary.
"Klar", sagte Mary sarkastisch.
"Na dann, ist ja gut", sagte der Barkeeper und ging zurück in den Pub.
"Meinst du", mischte Dori sich ein, "er hat den Sarkasmus bemerkt?"
"Bestimmt", sagte Mary.
"Meinst du?"
"Das war nicht ernst gemeint. Und jetzt steigt ein, Kinder, wir fahren in den Urlaub!"
Sie rollten mit den Augen und gingen ins Auto.
"Also, wo soll's hingehen?", fragte Mary fröhlich, die am Lenkrad saß.
Niemand antwortete ihr.
"Na gut, dann fahre ich einfach mal los", sagte sie und trat mit voller Kraft aufs Gaspedal.

Harry Poter - my lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt