Im Angesicht des Tigers

Prolog

"Die Raubtiere sind stark, stärker als wir Menschen, dennoch zeichnet sie mehr aus als nur diese Tugend, sie haben Gefühle, ebenso wie wir."
Der alte Greis machte eine kurze Pause, blickte sich in dem Raum mit den kleinen Kindern um.
"Weiß jemand von euch was ich meine?"
Er blickte in die Runde, kein Kind hob die Hand.
"Nun denn - "

"Doch,... ich", meldete sich eine schüchterne Stimme zu Wort.

"Sprich kleine Anya"

"Liebe, sie ist ein Gefühl, gehegt von Menschen und Tieren."

Der alte Mann hob die Hand ind streichelte seinen, vom Alter ergrauten, Kinnbart.

"Nein"

"Warum?", die trotzige Stimme eines kleinen, aber dennoch bereits kräftigen Jungen, maximal 7 Jahre, ertönte aus der hintersten Ecke des kleinen, grau bestrichenem, Raums.

"Castiel du musst noch so viel lernen, aber Geduld ist ein wichtiger Punkt auf deiner Liste"

Der Junge setzte sich beschämt wieder hin, den Kopf eingezogen und selbst die jüngsten hier, nur geschätzte 4 Jahre, wussten, am liebsten wäre er jetzt im Erdboden verschwunden.

"Liebe, ja wahrlich, jeder hat dieses Gefühl, aber nicht jeder spürt es.
Aber es ist nichts Besonderes.
Es ist überall.
Auch bei den Tieren, in dieser Hinsicht hast du natürlich vollkommen recht Anya."

Erneut machte der Alte eine Pause, sah in die Runde und blickte jedem Kind tief in die Augen, "das versteht ihr doch, nicht wahr?"

Die jungen Sprösslinge nickten alle eifrig.

"Gut, aber für jede Art eines Raubtier gibt es eine Tugend für das dieses Tier steht.Wisst ihr denn ein Beispiel?"

"Ein Tiger, er steht für die Stärke, seine Pracht und er ist das edelste aller Tiere", begeistert schwärmte Castiel von diesem Raubtier.

"Da hast du sehr Recht, mein Kleiner"
Der Ergraute stand von seinem Platz auf, der Boden knarzte leicht unter seinem Gewicht, humpelte ungelenk zwischen all den, leicht zurückweichenden, Kindern hindurch, bis er zu Castiel ankam.

"Glückwunsch, du bist der erste der sein Schutztier erhalten hat"

Ein Lächeln stahl sich auf das schmale Gesicht des kleinen Jungen, als er sprach war es nicht mehr als ein leises Wispern, aber dennoch voller Entschlossenheit, voller Kraft und Stärke: "Ein Tiger"