Kapitel 1

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Vanessas Sicht
"I need your love, i need your time, when everything ...", sang ich leise vor mich hin. Ich liebte dieses Lied. Jedesmal wenn ich es höre, habe ich das Gefühl, das der Sänger eine besondere Erinnerung damit verband, wie ich. Einen Tag. Eine Person. Es war letzten Sommer. Meine beste Freundin und ich waren wieder einmal am Waldsee schwimmen doch als ich zum Eingang blickte, sah ich ihn. Groß, blondbraunes Haar, eisblaue Augen. Ich hatte mich nie wirklich für Jungs interresiert, doch in diesem Moment konnte ich nicht anders als mich zu verlieben. Mit der Zeit fand ich einige Details über ihn heraus. Er hieß Daniel Hancock, genannt Dan. Er war 16, fast zwei Jahre älter als ich, und lebte mit seinen Eltern und seinen zwei jüngeren Geschwistern außerhalb der Stadt. Er besuchte die 6. Klasse meines Gymnasiums. Ich hatte mich also vor etwa einem Jahr in ihn verliebt und es bis heute nicht geschafft ihn anzusprechen. Als ich ein Schlagloch umfuhr blickte ich auf und sah schon meine Freundin Angie an der Kreuzung stehen. Angela Percy, genannt Angie, mittelgroß, schwarzes Haar, braune Augen, zarte Gesichtszüge. Kurz gesagt, sie war wunderschön! Und dann gab es da noch mich. Ich. Groß, braunes lockiges Haar, stumpfe blaue Augen. Also Angies genaues Gegenteil. Nicht nur vom Aussehen, sondern auch in allem anderen. Sie ist Einzelkind. Ich habe 6 Geschwister. (Em, Sam, Mel, Ducky, Eve und Luke.) Ich lebe auf einer Farm. Sie lebt in einer riesigen Villa. Ihre Familie ist reich, meine nicht. Doch das waren alles nur Dinge die nichts über uns aussagten. Nur weil ihre Familie reich war und sie in einer Villa lebte, hieß das nicht, dass sie eingebildet und eine Bitch war. Und nur weil ich auf einer Farm lebte und sechs Geschwister hatte, hieß das nicht, dass ich eine Langweilerin und Spießerin war. Ganz im Gegenteil, ich liebe mein Leben. Ich liebe meine Familie und ich liebe meine beste Freundin. Sie waren mein ein und alles. 'Und ich liebe ihn.', dachte ich.

'Und ich liebe ihn', äffte mich meine innere Stimme nach.

Ja, ja. Schon klar. Ich habs verstanden, es interresiert niemanden.
Ich hielt neben meiner besten Freundin. "Guten Morgen, Ang.", begrüßte ich sie. "Ja, ja. Ein toller Morgen.", murmelte sie nur missmutig. "Das du immer schlechte Laune hast.", meinte ich lachend während ich mein Rad absperrte. Als ich mich umdrehte lächelte sie nur gequält. Ich ging zu ihr, nahm ihre Hand und zog sie zur Bank um auf den Bus zu warten. "Hey, was ist den los?", fragte ich mitfühlend. Angie schossen die Tränen in die Augen. "Nie haben sie Zeit für mich.", schluchzte sie. Ich wusste wovon sie sprach. Ihre Eltern. Ihr Vater war Arzt, ihre Mutter eine berühmte Anwältin. Beide waren viel unterwegs und kaum zu Hause bei ihrer Tochter. "Oh nein, Süße. Nicht weinen. Du weißt sie lieben dich.", versuchte ich sie zu beruhigen. "Aber sie verbringen nie Zeit mit mir.", murmelte sie an meiner Schulter. "Wir werden mal mit ihnen reden, ja?", versprach ich ihr. "So, jetzt trockne dir deine Tränen ab. Der Bus kommt gleich." Ich gab ihr ein Taschentuch.
Zwei Minuten später bog der Bus um die Ecke und stoppte vor uns. Die Türen öffneten sich und wir stiegen ein. Ich blickte mich um. Kein Sitzplatz mehr frei, verdammt. Auch der Gang war voll, doch ich fand ihn trotzdem. Er stand ganz hinten unterhielt sich mit einem Freund. Mein Herz begann zu rasen.

Daniels Sicht
Ich stand ganz hinten im Bus. Ein Blick aus dem Fenster bestätigete mir das Vanessa hier einstieg. "... Dan? Alter, hörst du mir überhaupt zu?", fragte Chris genervt. "Ähh, sorry. Was hast du gesagt?" Chris sah mich mitleidig an. "Du denkst schon wieder an die Kleine, nicht wahr?", fragte er so leise das nur ich es hören konnte. "Mhmm...", brummte ich nur. "Alter, wenn sie dir wirklich nicht aus dem Kopf geht, solltest du sie vielleicht mal ansprechen.", murmelte er leise. Das wusste ich, doch ich hatte zu große Angst. Hört sich blöd an, ich weiß, doch auch Jungs haben Angst. "Ich weiß, Chris." Als ich seinen Blick sah, mit dem er ihre Freundin ansah, wusste ich, er verheimlichte mir etwas. "Ihre Freundin sieht auch nicht schlecht aus. Hast du was mit der?" Ich sah ihn neugierig an. Er zuckte mit den Schultern. "Wir treffen sich manchmal." Warte, was? "Jetzt wirklich? Kannst du da nicht ein paar Informationen über Vanessa für mich rausholen?", fragte ich ihn mit einem verzweifelten Unterton in der Stimme. Chris sah mich an. "Bitte, Kumpel.", ich sah ihn bittend an. Er überlegte, dann nickte er. "Kann ich, aber dir ist schon klar dass ich ihr dann erzählen muss, dass du auf ihre Freundin stehst." Verdammte Scheiße.

Haha, du Opfer. Entweder diese Angelika oder wie auch immer erfährt das du auf ihre Freundin stehst oder du vergisst die Kleine. Viel Spaß!

Ich hasse meine innere Stimme aber sie hatte recht. Ich atmete tief ein. "Okay, aber sag ihr sie darf es nicht Van erzählen." Er zwinkerte mir zu. "Mach dir keine Sorgen. Ich regle das schon." Na dass konnte ja was werden.

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