Kapitel 32

1.5K 110 54
                                    

"Papa, Papa, guck mal...", Lucas kleine Schritte kamen immer näher und schon tauchte er im Esszimmer auf.

"Papa?", er schaute sich überall um und rannte vom einen Zimmer in das Andere.

"Wo ist Papa?", Luca stellte sich neben mich und ich nahm vorsichtig meine Hände von meinem Gesicht.

"Du weinst ja", Luca setzte sich in die Hocke und wischte meine Tränen weg, so wie ich es eigentlich immer bei ihm tat. Mit meinem Handrücken wischte ich über meine Wangen und stellte tatsächlich fest, dass ich wohl wirklich geweint hatte.

"Versteckt sich Papa?", ein Lächeln breitete sich auf Lucas Gesicht aus. Aber, es war mehr ein hoffnungsvolles Lächeln, als ein glückliches.

"Komm her mein Schatz", ich zog ihn zu mir hinunter auf den Boden und versuchte möglichst tapfer zu sein.

"Papa und ich wir haben uns gestritten"

"Wegen mir?", er bekam große Augen und sofort schüttelte ich heftig den Kopf.

"Nein, nicht wegen dir. Papa und ich haben uns nicht mehr so lieb", ich stockte. Ich konnte Luca doch nicht sagen, dass sein Papa in jemand anderen verliebt war.

"Wir haben festgestellt, dass das alles keinen Sinn mehr hat, weswegen Papa auch erst einmal ausgezogen ist"

Ich konnte förmlich sehen, wie sich Fragezeichen über Lucas Kopf bildeten. Er überlegte kurz und schaute mich dann traurig an.

"Hat er mich auch nicht mehr lieb?", seine Unterlippe begann gefährlich zu zucken.

"Natürlich hat er dich noch lieb. Du bist sein Ein und Alles"

"Aber, er kann doch jetzt nicht schon wieder weg gehen. Papa war so lange weg", schluchzte Luca und ich musste mich zusammen reißen, um nicht auch in Tränen auszubrechen. Das schlimmste für eine Mutter ist es, wenn das eigene Kind wegen dir anfängt zu weinen.

"Du darfst ihn besuchen. So oft du willst"

"Ihr könnt euch doch wieder versöhnen. Max und ich streiten auch oft, aber sind trotzdem noch Freunde", wimmerte Luca.

Darauf wusste ich nicht mehr was ich sagen sollte. Bzw. wie ich es am Besten vormullieren sollte. Wie erklärt man das auch einem fünf Jährigen, der noch mit der rosaroten Brille herumrannte.

"Ich will zu Papa", jammerte Luca und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust.

"Nicht jetzt"

"Papaaa", schrie Luca und solangsam platzte mir der Kragen.

Als Luca auch noch anfing, wild mit den Füßen auf dem Boden zu trampeln, war ich mit den Nerven am Ende.

"ES REICHT JETZT", schrie ich und sofort verstummte Luca. Eigentlich schrie ich ihn nie an, aber anders konnte ich bei ihm gerade nicht durchkommen.

"Du bist so blöd", schrie Luca und rannte an mir vorbei in sein Kinderzimmer.

Noch immer saß ich zusammengekauert auf dem Boden, obwohl mein Steißbein solangsam weh tat. Hatte ich richtig gehandelt? War es sinnvoll gewesen Luca jetzt sofort mit dem Beziehungsaus von Taddl und mir zu konfrontieren. Wahrscheinlich nicht. Aber ich wusste im Momemt doch selbst nicht, wo mir der Kopf stand und was falsch und richtig war.

Aber eins wusste ich. Das zwischen mir und Taddl war kein normales Beziehungsende, wie bei anderen Paaren, die dem anderen nicht mehr über den Weg laufen mussten. Wir hatten etwas, was uns verband und das war Luca. Das vorhin war nicht das letzte Gespräch gewesen. Wir mussten uns nochmal zusammen setzen und reden, wie es weiterging, denn für mich stand fest, ich wollte und konnte nicht mehr mit Taddl zusammen sein. Nicht wenn er mich ständig verletzte und belog.

Mit dem Aus hatte ich aber gerade unterschrieben, mehr oder wenig alleinerziehende Mutter zu sein. Luca konnte nicht bei Taddl wohnen, da dieser den ganzen Tag beruflich arbeiten musste. Ich wimmerte leise vor mich hin. Luca war anstrengend und noch viel anstrengende wenn Taddl nicht hier war. Verdammte scheiße, wieso musse das auch alles so kompliziert sein.

Mit einem schnellen Handgriff schnappte ich mir mein Handy und den Wohnungsschlüssel.

"Luca, komm wir fahren zu Andre"

Der Angesprochene lag in seinem Bett und hatte seinen rießigen Teddy im Arm. Als er aber den Namen von Andre hörte, hob sich sein Kopf und er schaute mich weniger sauer an.

Er nickte und schnell zog ich ihm seine Jacke und Schuhe an.

Mehrere Minuten später standen wir vor Andres und Reginas Wohnungstüre.

"Was wolltet ihr mit euren Tränen löschen?", begrüßte uns Andre, als er unsere verheulten Gesichter sah.

"Hast du kurz Zeit auf den Kleinen aufzupassen", fragte ich meinen Großcousin bettelnd, der etwas überrumpelt aussah, aber sofort einverstanden war.

Als ich Luca dort abgeliefert hatte, ging ich ein Stockwerk tiefer und klingelte bei Jan.

"Wie siehst du denn aus?", begrüßte mich Jan und ich verzichtete auf eine Umarmung, sondern ging sofort in seine Wohnung.

"Zwischen Taddl und mir ist Schluss", platzte ich mit der Sprache heraus. Was brachte es mir, groß ein Geheimnis daraus zu machen und mit irgendjemand musste ich ja darüber sprechen. Da ich keine beste Freundin mehr hatte musste Jan eben herhalten. Bis jetzt sollte einfach noch niemand von Jan und mir wissen.

"Was? Nein... Doch nicht wegen mir?", sofort wurde Jan mit einer Welle der Schuldgefühle überflutet.

"Nein, er hatte etwas mit Nadine, ich habe ein Beweisfoto", ich streckte ihm das Foto hin, was ich vorhin von der Treppe aufgehoben hatte, da Taddl es nicht mitnehmen wollte.

Jan starrte Ewigkeiten darauf und legte es dann seufztend zur Seite.

"Deswegen wirft man doch nicht einfach eine 4 jährige Beziehung weg"

Nervös kaute ich auf meiner Lippe herum.

"Du hast ja Recht", murmmelte ich, "Ich fühle einfach nichts mehr für Taddl. Es macht mich nur so fertig, weil Luca darunter leidet"

Ich holte tief Luft, "Die Wahrheit ist, als du mir von deinen Gefühlen zu mir erzählt hast, habe ich begriffen, dass ich für dich mehr empfinde als nur Freundschaft", ich schaute ihm in die Augen.

"Ach Lea", Jan schüttelte den Kopf und nahm mich in den Arm.

_______
Kann mir jemand gute FFs über Taddl/Mary/Ardy/DatAdam empfehlen? Brauche wieder was zu lesen:D

Another kind of family (Taddl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt