Kapitel 30

1.4K 128 58
                                    

Komischerweise bildeten sich keine Tränen. Ich war auch nicht traurig, oder ähnliches, ich verspürte einfach nur Wut. Wut, dass Taddl mir nicht ins Gesicht sagen konnte, dass er mich nicht mehr liebte. Dieser Kuss sah alles andere als ausversehen aus. Er war vertraut. Ich hätte es wissen sollen. Er verhielt sich mir gegenüber distanzierter und auch bei unserem Gespräch in Stuttgart, wirkte er verschlossen. Ich wollte es nie wirklich wahrhaben, aber jetzt als ich das Bild so betrachtete, wusste ich wenigstens was wirklich vor sich ging. Die Enttäuschung war einfach so groß. Es versetzte mich in die Zeit zurück, als Taddl mir was vorgemacht hatte und dann plötzlich eine Freundin hatte. Müde ließ ich das Bild auf die Treppen gleiten und erst jetzt fiel mir die Sauerrei auf dem Boden auf. Glasscherben und Pfützen aus Wasser und Apfelsaft hatten sich gebildet.

"Mama?", Luca tauchte an der Treppe auf und schaute auf das Missgeschick.

"Schon gut mein Schatz. Ich räum das weg", tapfer lächelte ich und Luca verschwand wieder.

Meine Hände zitterten und langsam holte ich mein Handy aus der Hosentasche heraus und suchte nach Marks Nummer.

"Hallo?"

"Kannst du zu mir kommen?", kurz überlegte ich, "Ich brauche dich"

"Klar, ich komme vorbei. Bin in 10 Minuten bei dir", und schon hatte er aufgelegt. Ich brauchte jetzt einfach jemanden, der für mich da war. Jan hätte ich zwar auch anrufen können, aber im Moment wollte ich mit ihm nicht über die Beziehungskrise mit Taddl reden.

"Heilige Scheiße, was ist hier passiert?", begrüßte Mark mich und umarmte mich erst einmal.

"Taddl ist passiert", ich überreichte ihm das Bild. Ich sah ihm an, dass er versuchte nicht auszurasten, aber eigentlich wusste ich ganz genau, dass Mark innerlich kochte und Taddl am Liebsten eins in die Fresse schlagen wollte.

"So ein Penner", er legte das Bild zur Seite und nahm mich wieder in den Arm.

"Das kannst du laut sagen", seufzte ich.

"Geh du schonmal hoch und zieh dir was Frisches an", er seutete auf meine nassen Schuhe und Hoaenbeine, "Ich mache das hier sauber"

"Quatsch, ich helfe dir", energisch schüttele ich den Kopf und holte vom Keller Eimer und Putzzeug.

"Was willst du jetzt machen?", fragte Mark mich und fing an vorsichtig die Scherben in den Eimer zu werfen.

"Weißt du als ich das Bild gesehen habe, war ich nicht verletzt, ich war einfach nur wütend, dass ich es auf diese Weise erfahren musste. Irgendwie ist das zwischen mir und Taddl nicht mehr das selbe. Wir haben uns auseinandergelebt", sprudelte alles aus mir heraus.

"Das heißt du machst Schluss?"

Langsam nickte ich: "Ich glaube das wäre tatsächlich das Beste für uns Beide"

Ich senkte den Kopf: "Aber ich weiß nicht ob ich das Luca antun kann"

Mark nahm mir die Scherben aus der Hand und warf sie klirrend in den Eimer.

"Natürlich ist es nicht schön für Luca, aber er wird es akzeptieren und wenn du wirklich nichts mehr für Taddl fühlst, dann müsst ihr euch trennen", Mark deutete auf das Bild: "Das hat doch so alles keinen Wert mehr. Ich will nicht, dass Taddl dich verletzt"

Mark hatte Recht, wie immer. Nur um zusammen zu bleiben wegen Luca, würde mich nur kaputt machen. Taddl und ich hatten eine schöne Zeit, aber manchmal gingen schöne Zeiten auch vorbei und man musste getrennte Wege gehen. Wieder dachte ich an Jan und mein Herz schlug etwas schneller. Gefühle hatte ich für Jan, aber ich wusste nicht, ob es nur eine Schwärmerei war, oder ob es tatsächlich für eine Beziehung reichen würde.

Mark schaute mich prüfend an. Ich lächelte und wischte weiter den Boden. Erst einmal sollte niemand etwas von Jan und mir erfahren, solange ich die Sache mit Taddl nicht geklärt hatte. Aber was gab es da schon zu erklären? Er hinterging mich, mal wieder und dieses Mal konnte ich keine Entschuldigung mehr akzeptieren.

Nachdem das Treppenhaus wieder blitzblank war, blieb Mark noch ein wenig, musste dann aber wieder nachhause, weil Ramona schon herumgezickt hat.

Ich las Luca noch eine Geschichte vor und brachte ihn dann ins Bett.

Wenige Tage später war es dann soweit. Taddl und die anderen würden wieder von ihrer Tour nachhause kommen. Luca war schon ganz aufgeregt und malte in seinem Kinderzimmer ein Willkommensschild, als man von draußen schon Gehupe hörte. Mein Herz schlug mir bis zum Hals hoch, weil ich so schrecklich aufgeregt vor dem Gespräch mit Taddl war.

Türen wurden geschlagen, ich zog mir eine Jacke drüber und ging Luca hinterher.

Mein Sohn lag bereits schon in Taddls Armen, der ihn fest an sich drückte. Als er mich sah, löste er sich sanft von Luca und kam mit leuchtenden Augen auf mich zu.

Er schloss mich in eine Umarmung und wollte mich küssen, jedoch drückte ich ihn etwas beiseite.

"Ich muss nachher mit dir reden"

Taddl schaute mich verwundert an aber nickte dann. Danach begrüßte ich auch Ardy, Mary und Luna.

"Ein Hund", quitschte Luca plötzlich auf und hinter Luna kam eine kleine, schwarze Gestalt hervor.

"Das ist die kleine Pipi", Ardy bückte sich und knuddelte das schwarze Wesen durch.

"Habt ihr die auf eurer Tour gekauft?", ich lächelte und strich Pipi auch durch das glänzende Fell.

"Jep", grinste Luna, "Wir waren bei nem Züchter und als wir sie gesehen haben, wollten wir nicht mehr ohne sie gehen"

Taddl stand grübelnd neben mir und seine gute Stimmung war wie weggeblasen. Am Tourbus angelehnt, stand Nadine und unterhielt sich mit dem Manager. Wütend wandte ich mein Blick von ihr ab und widmete mich wieder Luca, der begeistert mit Pipi spielte.

"Und wem gehört Pipi jetzt?", irgendjemand musste sie ja aufnehmen und um ehrlich zu sein würde ich es nicht so toll finden, wenn jetzt auch noch ein Hund bei uns wohnen würde. Vorallem war es nur noch eine Frage der Zeit, bis Taddl auszog.

"Lunes und mir", Ardy grinste, "Das ist jetzt unser Baby"

Wir quatschten noch ein wenig, bis Mary und die anderen sich entschieden heim zu fahren. Die Fahrt war anstrengend gewesen und jeder war etwas müde. Während Taddl noch bei Nadine am Tourbus stand, ging ich schonmal hoch. Ich wollte wirklich nicht sehen, wie die Beiden sich verabschiedeten.

_____
Ein Geschenk für euch zum Valentinstag, obwohl es bei Taddl und Lea alles andere als romatisch zugeht...

Another kind of family (Taddl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt