1. Kapitel*

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Endlich! Erleichterung ging durch den Klassenraum als der Gong ertönte und uns von unserem Leid erlöste. Meine beste Freundin Rebecca und ich hatten die ganze Stunde lang Herzchen in unsere Hefte gemalt und heimlich Skittels gefuttert, während unsere Englischlehrerin Mrs. Weber geschagene 30 Minuten lang darüber gesprochen hatte, wie man sich in den anstehenden Sommerferien am besten in Englisch verbessern könnte - alles auf Englisch natürlich, sodass ich das meißte davon kaum verstanden hatte.

Ich war eine Niete in Englisch, denn das einzige was ich mit dieser Sprache am Hut hatte, war die Musik die gelegentlich im Radio lief und abgehackte Wegbeschreibungen im Urlaub.

Mrs. Weber hatte hauptsächlich über die Sommerschule gesprochen, wobei sie mich auffallend oft angeschaut hatte. Ich wusste ja nicht was sie von mir dachte, aber ich würde ganz sicher nicht dreimal die Woche in die Schule kommen, ich meine, es waren Sommerferien, diese Zeit war vorgesehen um sich von der Schule zu erholen. Außerdem konnte ich mir nicht vorstellen, dass dieser Unterricht viel anders war als der reguläre, bei dem ich mich immer hoffnungslos überfordert fühlte. Ich hatte wirklich keine Lust wie immer mit diesen für mich unverständlichen Sätzen bombadiert zu werden und unlösbare Aufgaben vor mir liegen zu sehen. Meinen Eltern, welche schon durch Taschengeldeinschränkung und Nachhilfedrohungen versucht hatten, mich dazu zu bewegen, meine Noten zu verbessern, würde ich garnicht erst von diesem Angebot erzählen. Sonst kämen sie noch auf die Idee, dass die Sommerschule einne gute Lösung sei.

Hastig stopften alle ihre Zeugnisse in ihre Taschen, aber es traute sich keiner, schon aufzustehen, oder gar das Zimmer zu verlassen. Bei Mrs. Weber herrschte das "Ich beende die Stunde, und nicht der Gong" -Prinzip. So blieben wir alle noch brav sitzen, während alle anderen Klassen schon in die Sommerferien starten durften und warteten darauf, dass sie "die Stunde beendete".

"Da die Aufmerksamkeit einiger sich offensichtlich schon verabschiedet hat, machen wir das jetzt auf Deutsch: Schöne Ferien euch allen und viel Erfolg im Leben", sagte sie und begann selbst, ihre Sachen vom Pult einzusammeln.

Auch wenn sie das "Ihr seid ja jetzt nichtmehr mein Problem", nich ausgesprochen hatte, bemerkte ich, dass sie das gerne gesagt hätte. Ich hatte mich sowieso schon über ihre netten Worte gewundert.

Das war ihr letzter Tag auf unserem Gymnasium, sie würde im Sommer mit ihrem Mann, ich bezweifelte dass dieser existierte, wegziehen, und somit auch die Schule wechseln. Ich konnte allerding auch beim besten Willen nicht behaupten dass ich traurig darüber war. Mrs. Weber war eine furchtbare Lehrerin, sie war weder jung noch schön noch hatte sie irgendwelche anderen positiven Eigenschaften. Sie war der Albtraum eines jeden Schülers. Bei ihr hatte ich sogar noch schlechtere Noten als letztes Jahr gehabt.

Als ich meine Sachen zusammenhatte, versuchte ich fluchtartig den Raum zu verlassen, ohne mich noch einmal umzudrehen. Ich spürte ihren Blick auf meinem Rücken, ich kam mir vor wie in einem Thriller, in dem sich das Opfer von einem Mörder beobachtet fühlt.

"Mia, komm Bitte noch einmal zu mir ans Pult", hörte ich ihre Stimme. Jetzt war es soweit. Sie würde zuschlagen und mich töten.

Langsam drehte ich mich um und trottete widerwillig zum Lehrerpult.

"Deine Leistungen sind sehr mangelhaft Mia. Ich befürchte wenn du nicht blad etwas unternimmst dann schaffst du das Abi in Englisch nächstes Jahr nicht.", sagte sie als alle anderen das Klassenzimmer verlassen hatten.

"Ja, ich arbeite dran", das war eine glatte Lüge. Ich hatte längst die Hoffnung auf etwas besseres als einen Vierer aufgegeben, was mir dieses Jahr ja leider nicht gelungen war. Aber Ich hatte ja auch nicht vor irgendetwas, was mit Englisch zutun hatte, als Beruf zu wählen.

"Mia", begann sie," wir wissen beide das du es so nicht schaffst. Ich habe deinen Eltern einen Brief geschrieben, in dem ich ihnen empfehle, dass sie dich auf die Sommerschule schicken. Ich will dir damit nur helfen. Wenn du kein Englisch kannst wir es ziemlich schwer für dich werden einen guten Beruf zu finden, also versuch es wenigstens mal."

Sie hatte was?! Was gab ihr das Recht sich in meine persönlichen Angelegenheiten einzumischen? Was bildete sie sich eigentlich ein? Sie war nicht mehr meine Lehrerin! Das musste ich mir also nicht bieten lassen.

Wütend stürmte ich aus dem Klassenraum.

"Mia! Das ist inakzeptabel! Bleib -" Ich schlug die Tür des Klassenraums hinter mir zu. Sollte sie doch zur Hölle fahren!

Rebecca wartete im Flur auf mich. Wir gingen immer gemeinsam nach Hause, denn sie wohnte nur ein paar Häuser entfernt von mir. Deshalb waren wir auch in den selben Kindergarten gekommen und hatten uns dort kennengelernt und auf Anhieb gut verstanden. Unsere Freundschaft hatte bis in die elfte Klasse gehalten und nichts konnte uns voneinander trennen. Wir waren ein Herz und eine Seele.

Hallo, ich hoffe euch gefällt mein erstes Kapitel und vielen dank für's lesen :). Mir hat es nichtmehr so gefallen, deshalb habe ich es überarbeitet. Alle Kapitel mit einem * im Titel wurden überarbeitet, also nicht wundern wenn eines der nächsten Kapitel ein bisschen schlechter ist vom Schreibstil her, das muss dan wahrscheinlich noch überarbeitet werden.

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